Sieben Minuten nach Mitternacht

Autor*in
ISBN
978-3-570-15374-1
Übersetzer*in
Abarbarnell, Bettina
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Kay, Jim
Seitenanzahl
214
Verlag
Gattung
Erzählung/Roman
Ort
München
Jahr
2011
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
16,99 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

"Du und ich, … wir passen nicht besonders gut zusammen, oder?" fragt die Großmutter gegen Ende der Geschichte ihren Enkel Conor. Dieser weiß, dass es stimmt, aber sie wissen auch, dass sie etwas Verbindendes haben: seine Mutter ist ihre Tochter. Um die dreht sich die eindringliche Geschichte, obwohl wir fast nur von Conor lesen und "seinem Monster" und wenig von dem, was "außen" geschieht.

Beurteilungstext

Ein detailliertes Exposé, die Charaktere und ein Anfang waren bereits fertig, als die irisch-britische Autorin Siobhan Dowd 2007 an Krebs starb. Patrick Ness schildert im Vorwort, dass für ihn ein einfaches Fortschreiben nicht möglich war, dass aber die Idee von Dowd in ihm weitere Ideen hervorbrachten, ihn gefangen nahmen, er einfach schreiben musste.
Es beginnt mit einem Albtraum, dem Albtraum des 13-jährigen Conor O'Malley, von dem er aber nicht sprechen mag, zu niemandem. Nicht zu seiner Mutter, die die Chemotherapie gegen ihren Krebs sehr schwach machte, sodass Conor neben der Schule auch die Hausarbeit besorgt. Nicht zu seinem Vater Liam, der die Familie vor 6 Jahren in Richtung USA verließ, dort erneut verheiratet ist und sich sehr unregelmäßig und selten meldet. Nicht zu seiner Freundin Lily Andrews, die helfen will, ihn dadurch aber in eine Außenseiterrolle bringt. Erst recht nicht zu seiner gar nicht altersgütigen Großmutter, die "maßgeschneiderte Hosenanzüge" trägt und Sätze sagt wie "‚Sechzig ist das neue Fünfzig'".
Conor ist nicht nur auf sich allein gestellt, er ist allein, bedrängt von Harry und seinen Mitläufern Anton und Sully, mitfühlend geschont von seiner Klassenlehrerin und der Schulleiterin. Dennoch scheint Conor mit der extrem starken Belastung fertig zu werden - wäre da nicht dieser wiederkehrende Albtraum. Da kommt ihm "jemand" zu Hilfe, den Conor zunächst völlig ablehnt, der sich aber nicht abschütteln lässt und ihn nach drei erzählten Geschichten mit sehr merkwürdigen Schlüssen zwingt, die vierte selbst zu erzählen - und sich damit vom Albtraum, der Conor zu verschlingen droht, zu befreien.

Wir leben mit Conor, sehen die Schule mit seinen Augen, sehen seine Mutter mit seinen Augen, sehen das Wesen, das "so viele Namen [hat], wie die Zeit Jahre". Dabei wird nicht immer deutlich, was real ist und was Traum, wie sehr wir seine Fantasie für Realität halten oder umgekehrt.
Die schwarz-weißen Illustrationen, die Collagen benutzen und Kratzer, "Kleckse, Spritzer, Schlieren und Flecken", bleiben bewusst unbestimmt, sind aber allein durch die dunkle Gesamtstimmung eher bedrohlich, was durch die klare Hinzufügung von Einzelheiten noch unterstrichen wird: da helle Brombeerstängel mit spitzen Dornen, dort ein Greifvogel mit weit geöffneten Schwingen, hier eine Straßenlaterne, dort die Silhouette eines sitzenden Kaninchens. Das helfende Monster zeichnet Jim Kay in menschlicher Gestalt mit struppigen dünnen Zweigen und unheimlichen weißen, also leeren Augen. Die Bilder bleiben lange unbestimmt und nehmen dem Text nicht die Schwebe, verstärken aber die Dramatik.
Das Titelbild zeigt drei schiefe Grabsteine - wie drei Geschichten im Buch die Grundlage für die vierte bilden, und die muss Conor erzählen, der als vierter neben den Grabsteinen unter der großen wilden Eibe vor einer mondhellen Nacht steht.

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Diese Rezension wurde verfasst von uhb.
Veröffentlicht am 01.01.2010