Sieben Minuten nach Mitternacht

Autor*in
ISBN
978-3-570-15374-1
Übersetzer*in
Abarbarnell, Bettina
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Kay, Jim
Seitenanzahl
214
Verlag
Gattung
Ort
München
Jahr
2011
Lesealter
10-11 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
16,99 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Der 11jährige Conor lebt allein mit seiner kranken Mutter, der es in letzter Zeit gar nicht gut geht. Seine Angst um die Mutter verfolgt ihn in seinen Träumen, bis ihm eines Nachts das Monster begegnet, das aussieht wie die Eibe vor dem Fenster und behauptet ihm helfen zu wollen.. Tatsächlich erzählt es ihm Geschichten, die noch nicht zu Ende erzählt sind und ermutigt ihn so, sich mit seiner Angst, seiner Wut und seiner Trauer um den drohenden Verlust der Mutter auseinanderzusetzen.

Beurteilungstext

Eigentlich wäre der wahnsinnige Werbeaufwand des Verlages, das er gleichzeitig in der Jugendbuch- wie auch in der Erwachsenensparte herausgebracht hat, für dieses unglaubliche, erschütternde und zugleich wahrhaftige und poetische Buch gar nicht nötig gewesen - es spricht für sich.
Siobhan Dowd, deren erstes Buch "Ein reiner Schrei" immer noch zu meinen Favoriten gehört, hat die Idee zu diesem Buch nicht mehr zu einem Buch ausarbeiten können - sie starb nur 47jährig 2007 an Krebs. Patrick Ness, ein amerikanisch-britischer Autor und Literaturdozent, hat nun ihre Ideen aufgegriffen, um daraus ein Buch zu machen - er versteht es so, als sei der "Staffelstab von ihr an ihn weitergegeben worden" mit dem Auftrag Unruhe zu stiften wie er es im Vorwort erläutert.
Unruhe stiftet dieses Buch, denn es berührt nicht nur zentrale Themen wie Tod und Krankheit am Rande oder gar versöhnend, sondern führt ins "Herz der Finsternis" und spricht in der Figur des Monsters mit der Weisheit des Lebens selbst. Es ermöglicht Conor in einem langen schmerzlichen Prozess und mit den Geschichten des Lebens mit seiner Sprachlosigkeit, dem Verschweigen der Fassungslosigkeit und Trauer und dem Wissen um den bevorstehenden Tod der geliebten Mutter umzugehen. Nur durch die Hilfe des Monsters, das ihn brutal und schonungslos zwingt, den immer wiederkehrenden Alptraum zu Ende zu träumen und der Wahrheit gnadenlos ins Auge zu schauen, kann er seiner Einsamkeit, die ihn in den Augen seiner Klassenkameraden bis zur Unsichtbarkeit "verschwinden" lässt, entkommen. Und schließlich auch das Sterben und den Tod der Mutter und seine geheime Sehnsucht danach, dass "es aufhört" zuzulassen. Seine Großmutter, mit der er sich nicht immer gut versteht, bleibt die Konstante in seinem Leben, die er auch in Zukunft brauchen wird, die ihn auf dem letzten Weg ins Krankenhaus zur sterbenden Mutter begleitet: "Du und ich, Conor", sagte sie, "wir passen nicht besonders gut zusammen, oder?". "Nein", sagte Conor. "Ich glaube nicht." "Ich auch nicht." Sie bog so schnell um eine Kurve, dass Conor sich am Türgriff festklammern musste, um aufrecht sitzen zu bleiben. "Aber wir werden es lernen müssen, weißt du", sagte sie. Conor schluckte. "Ich weiß". Ein Schluchzen brach aus ihr heraus. "Ja, nicht wahr?", sagte sie. "Natürlich weißt du das".(S. 209)
Mit Conor geht man durch die Tiefen des Albtraumes und teilt seinen Schmerz, so dass man trotz der Untröstlichkeit im Angesicht des Todes am Ende weiß: "Wenn du die Wahrheit aussprichst, flüsterte das Monster ihm ins Ohr, wirst du allem ins Auge sehen können, egal was passiert." (S. 212)
Ist dies Jugendlichen zuzumuten? Ich denke ja, denn der Tod ist Teil des Lebens und dieses durch und durch ehrliche, schonungslose und zugleich poetische Buch mit den hervorragenden Schwarz-Weiß Illustrationen von Jim Kay, in denen das Monster und die Beklemmungen des Jungen sicht- und fühlbar werden, ermöglicht es, Gedanken und Gefühle zuzulassen in Situationen, in die wir alle irgendwann kommen oder gekommen sind.
Unbedingt empfehlenswert!

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Diese Rezension wurde verfasst von ASR.
Veröffentlicht am 01.01.2010