Sieben Minuten nach Mitternacht

Autor*in
Ness, Patrick
ISBN
978-3-570-15374-1
Übersetzer*in
Abarbanell, Bettina
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Kay, Jim
Seitenanzahl
216
Verlag
Gattung
Fantastik
Ort
München
Jahr
2011
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
16,99 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Eines Tages verwandelt sich die Eibe vor Conors Haus in ein Monster, aber Conor hat keine Angst vor ihm. Es sind andere Dinge, die ihn ängstigen, und das Monster hilft ihm, sich mit ihnen auseinander zu setzen.

Beurteilungstext

Es ist ein monströses Bild, das sich dem dreizehnjährigen Conor bietet: Die Eibe vor seinem Haus erwacht zum Leben und zwingt ihn, sich mit ihr zu konfrontieren. Was wie ein Albtraum erscheint, hinterlässt Spuren, die auch am nächsten Tag noch zu sehen sind. Und so ist das, was Conor in den nächsten Tagen erlebt, auch eine ständige Suche nach dem Wirklichen in einer Welt der Unfassbarkeiten.
Da ist sein schwerkranke Mutter, die im Krankenhaus dem Tod entgegengeht, seine Großmutter, die zu ihm keinen Draht findet, sein Vater, der in einem anderen Land eine neue Familie hat und nur kurz zu Besuch kommt, seine Schule und seine Freunde, die ihn meiden, weil sie nicht wissen, wie sie mit ihm und seinem Unglück umgehen sollen. All das beschäftigt Conor, aber am schlimmsten ist der tägliche Albtraum, der ihn immer wieder seine Mutter fallen lassen lässt. Mit all diesen Dingen konfrontiert ihn das Monster, hart und unbarmherzig, aber ehrlich und offen zugleich. Und so gelingt es Conor schließlich, sich seine schlimmste Schuld einzugestehen, die sich als völlig menschliche Regung herausstellt, ihn aber zutiefst verletzt. Als er endlich seine Angst um seine Mutter und den drohenden Verlust in Worte fassen kann, gelingt es ihm, sie loszulassen und offen für ein neues Leben zu werden. So endet das Buch ungemein tröstlich und hoffnungsfroh, in seinem dunkelsten Moment.
Die Geschichte erzählt vom Tod, aber auch vom Loslassen und den drängenden Erfahrungen eines Jungen, der mit dieser Situation überfordert ist. Das Monster und seine Geschichten zeigen sich als ein Teil von Conors Selbst, ein verdrängtes Gegenüber, das ihm hilft und ihn schockiert, aber in seiner Monstrosität zu ihm gehört und gut ist. Zerstörung, Aggression und Wut machen den Weg frei für Liebe und Ehrlichkeit. Wahrheit, Ehrlichkeit und Offenheit werden zum obersten Prinzip, das für ein neues Leben frei macht. Die Geschichte ist kraftvoll, schwierig und komplex, erschließt sich nur ganz langsam. So wie Conor zu verstehen beginnt, kommt dieses Verstehen bei Leser erst im Laufe der Geschichte.
Ähnlich seltsam wie die Geschichte ist auch ihre Entstehung. Patrick Ness vollendet ein Projekt seiner Kollegin Siobhan Dowd, die selbst an Krebs gestorben ist, bevor sie die Geschichte beenden konnte. So erscheint die Handlung in doppelter Weise authentisch. Das macht sie ausgesprochen eindrücklich.
Auch die teils doppelseitigen, teils rahmengebenden oder vignettenartigen Illustrationen Jim Kay spiegeln die geheimnisvolle und unheimliche Stimmung des Buches wider. Die expressiven, undurchdringlichen, collagenartigen Schwarz-Weiß-Bilder lassen das Verhältnis von Gut und Böse in eben der Schwebe, in der es auch in der Geschichte gehalten wird. So beeindruckt das Buch als Gesamtwerk. Es ist ein eindrückliches Zeugnis der fundamentalen Existenzangst, und ein ebenso hoffnungsfrohes Zeichen für eine bessere Zukunft. Es ist nachdrücklich zu empfehlen.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von mr.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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