Sichelmondleben

Autor*in
Thüminger, Rosmarie
ISBN
978-3-85191-354-5
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
176
Verlag
Dachs
Gattung
Ort
Wien
Jahr
2004
Lesealter
12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
12,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Zusammen mit der Mutter und dem jüngeren Bruder verlässt Verena den gewalttätigen Vater; der Aufbau einer neuen Existenz und Identität ist vor allem für die Mutter schwierig.

Beurteilungstext

Der Roman greift ein wichtiges, aktuelles Thema auf: Gewalt in der Ehe, von der nicht nur die Ehefrau, sondern (psychisch) auch die Kinder betroffen sind. In der hier beschriebenen Familie wird der Vater nur im Alkoholrausch gewalttätig; dann schlägt er die Mutter, und die Kinder werden hilflose Zeugen.
Das geht so lange “gut”, bis die älteste Schwester sich heimlich nach Frankreich absetzt, um dem Elend zu entgehen und sich ein eigenes Leben nach dem Abitur aufzubauen. Dietmar, der Jüngste, hängt an dem Vater, obwohl er nachts Alpträume hat und zum Bettnässer geworden ist. Endlich entschließt sich die willensschwache Mutter Gerlinde, ihren Mann zu verlassen und zusammen mit den beiden jüngeren Kindern eine neue Existenz aufzubauen - eine Entscheidung, die besonders von der Tochter gutgeheißen wird. Dietmar hingegen scheint nun darunter zu leiden, dass der Vater nicht da ist.
Der neue Anfang mit der nunmehr ganztags berufstätigen Mutter ist nicht einfach. Die Autorin versucht die Probleme aus der unterschiedlichen Sicht der Einzelnen vielschichtig aufzubauen. Das geschieht häufig recht plakativ und nicht immer subtil; es wird zu viel beschrieben von einer allwissenden Erzählerin, da wo sich der Leser lieber aus dem Handeln der Personen, zwischen den Zeilen gelesen, ein eigenes Bild und Urteil hätte machen sollen.
Zudem wirken manche Reaktionen der Kinder nicht sonderlich überzeugend und glaubwürdig; Dietmars Heimweh nach dem Vater, der die Familie so misshandelte, ist nicht recht verständlich, und es scheint immer öfter so, als vermisse er dessen Fernseher und Waschmaschine mehr als den Menschen selbst.
Die Autorin zeichnet die Prozesse nach, die Kinder und Mutter erleben: Angst der Mutter vor dem Alleinsein, vor Misserfolg, Gerade und eigenem Mut, vor der in jeder Hinsicht unsicheren Zukunft; Aufbegehren des Jüngsten, der seine angeblich heile Welt vermisst; Erleichterung und Akzeptanz durch die Tochter, die reifer scheint als die Mutter und geradezu mit dieser die Rollen vertauscht und Verantwortung übernimmt, wo eigentlich die Mutter gefragt wäre.
Die Dialoge und Gedanken der Personen wirken streckenweise nicht lebendig genug und konstruiert, aber das Anliegen der Verfasserin war wohl weniger, ein literarisches Kunstwerk zu schaffen als vielmehr konkrete Hilfestellung in einer bedrohlichen Situation zu geben und allen Parteien Mut zu machen, aus einer verfahrenen Situation herauszufinden und einen eigenen Weg zu gehen. Das ist ihr gelungen.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von avn-rp.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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