Shamhats Liebhaber - die wahre Geschichte von Gilgamesch

Autor*in
Berberian, Charles
ISBN
978-3-95640-307-1
Übersetzer*in
Bannenberg, Silv
Ori. Sprache
Französisch
Illustrator*in
Berberian , Charles
Seitenanzahl
125
Verlag
Reprodukt
Gattung
Comic
Ort
Berlin
Jahr
2022
Lesealter
ab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Freizeitlektüre
Preis
20,00 €
Bewertung
nicht empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Der Gottkönig Gilgamensch will sich vor seinem Volk beweisen und beauftragt seine Gefährtin Shamhat, den sagenumwobenen weißen Leoparden für ihn zu zähmen. Statt eines Leoparden aber bringt sie ihm den jungen Enkidu. Aus dem ungewöhnlichen Duo entsteht eine tiefe Freundschaft. Berberians Comic erzählt den Teil des antiken Heldenepos, in der Gilgamesch und Enkidu den Himmelsstier bezwingen,mit einer modernen Stimme und setzt dabei Shamhat in den Fokus.

Beurteilungstext

In dieser modernen Neuinterpretation des antiken Heldenepos versucht der Autor und Zeichner, die Sage um Gilgamesch mit Ironie und einer zentralen weiblichen Figur auszustatten. Die Geschichte setzt mit einer tyrannischen Darstellung des Königs an, der mehr Gott als Mensch ist. Gilgamesch ist es müde, sich den Menschen gleichzusetzen, deren Empfindungen und Bedürfnisse er nicht zu verstehen scheint. Seine engsten Vertrauen, die ihm mal mehr und mal weniger erwünschte Ratschläge erteilen, sind seine Geliebte Shamhat und der Berater Ebih. Nachdem das Volk immer missmutiger dem König gegenüber wird, beauftragt Gilgamesch Shamhat, einen weißen Leoparden zu fangen und zu zähmen. Dieser soll ihm seine Macht weiter sichern. Die eigenwillige Geliebte macht sich auf den Weg, findet statt eines wilden Tieres aber einen wilden Menschen. Mehr als angetan von dem jungen Mann, nimmt sie ihn kurzerhand mit nach Uruk, dem Sitz von Gilgameschs Palast und gibt ihm den Namen Enkidu. Bei Gilgamesch angekommen, ist dieser wenig begeistert von Shamhats Fund. Er duelliert sich mit Enkidu, auch weil die Liebschaft zwischen dem Fremden und seiner Gefährtin in ihm die Eifersucht aufflammen lässt. Das Duell geht unerwartet aus; die beiden kämpfen bis zur Erschöpfung und keiner fällt. Nachdem sich Enkidu so den Respekt des Königs verdient, entsteht eine tiefe Freundschaft zwischen den beiden. Durch diese fühlt sich wiederum Shamhat vernachlässigt und so ermutigt sie Gilgamensch, als Geste seiner Macht gegenüber dem Volk, den großen Himmelsstier zu töten. Sowohl Shamhat als auch Enkidu wehren sich, als er verfügt, dass sein Freund ihn begleitet. Die Eifersucht des Königs wird weiter geschürt, als Enkidu den Stier erlegt und dabei entgegen dem Rat der Weisen eine Waffe benutzt. Gilgamesch beansprucht den Sieg über den Himmelsstier für sich, nicht nur um das Unheil abzuwenden, das durch den Gebrauch einer Waffe sein Volk treffen könnte, sondern auch, um den jungen Konkurrenten auf seinen Platz zu verweisen. Die Spannungen nehmen weiter zu und der Gottkönig vergiftet schließlich seinen Freund, kehrt aber mit seinem Leichnam und der Trophäe des himmlischen Gehörns zurück. Unterdessen stellt Shamhat fest, dass sie schwanger ist, aber nicht weiß, von welchem ihrer beiden Liebhaber. Gilgamesch reagiert ungewohnt milde, es scheint, die Ereignisse haben ihn verändert. So bleibt das Schicksal der Hauptfiguren und von Gilgameschs Volk ungewiss.
Inspiriert von einer antiken Plastik der Figur Ebih, formt Berberian den antiken Text nach seinen Vorstellungen zu einer modernen Version um. Diese zeichnet sich sprachlich durch ironischen Witz aus, der die vermeintlichen Ungereimtheiten des Heldenepos unterstreicht. Der Ansatz, ein antikes Epos in Comic-Format zu erzählen, würde Potenzial für die schulische Vermittlung bieten. Doch im Zuge der Modernisierung wählt der Autor viele stark pornographische Darstellungen, die einen solchen Einsatz nicht möglich machen. Auch die geschichtlichen Hintergrundinformationen am Ende des Buchs können dies nicht aufwiegen.

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Diese Rezension wurde verfasst von RPTK; Landesstelle: Rheinland-Pfalz.
Veröffentlicht am 15.02.2023

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