Sein Reich

Schlagwörter

• Familie
• Gefühle
• Rechtsextremismus

Teaser

Der 15-jährige Juri stattet seinem Vater einen Überraschungsbesuch ab. Zunächst verläuft der Besuch besser als erhofft, dann aber wird Juri deutlich, dass sein Vater zur Reichsbürgerszene gehört. Juri gerät in eine gefährliche Lage.

Beurteilungstext

Juri lebt bei seiner alleinerziehenden Mutter. Die finanzielle Lage der Familie ist angespannt, der Lebensgefährte der Mutter ist Alkoholiker. In der Schule ist er ein Außenseiter. Seinen Vater hat Juri seit 10 Jahren nicht mehr gesehen. Dennoch macht er sich auf den Weg, um seinen Vater überraschend zu besuchen. Zunächst läuft alles besser als erhofft. Es gibt gemeinsame Hobbies, er darf das Auto seines Vaters fahren, lernt Bogenschießen, darf die gut ausgestattete Werkstatt nutzen. Der beste Freund seines Vaters wohnt auf einem Hof weitab, lebt mit seiner Familie als Selbstversorger, die vier Kinder werden von der Mutter unterrichtet.

Auffällig ist zunächst nur das Rollenverhalten der Kinder. Schnell aber wird durch weitere Worte und Verhaltensweisen deutlich, dass sowohl der Vater als auch seine Freunde zur Reichsbürgerszene gehören. Juri weiß inzwischen über einige illegale Aktivitäten der Gruppe, er kennt auch andere Jugendliche aus dem Dorf, die sich gegen die Neonazis stellen. Die Lage eskaliert, als ein ein gewalttätiger Neonazi aus der Haft entlassen wird und sofort wieder das Kommando über die Gruppe übernimmt.

Die Geschichte ist spannend, denn Juri gerät zum einen durch seinen Vater in den Sog der Gruppe, zum anderen hat er ein gesundes Misstrauen und er hat Freundschaft geschlossen mit Jugendlichen, die sich gegen die Vereinnahmung des Dorfes durch die Neonazis wehren. Er ist sogar verliebt.

Das Buch von Martin Schäuble erschien 2020 im Fischer Kinder- und Jugendbuchverlag. Der Verlag Klett hat es für seine Reihe "Zoom" als preiswerte Schullektüre aufbereitet. Schwierige Begriffe werden in Fußnoten direkt auf der Seite verständlich erklärt. Eine Zeilenangabe erleichtert das Gespräch im Unterricht und das Zitieren.

Ergänzt wurde das Original auch durch ein Nachwort von Ute Schuler. Dieses Nachwort enthält nicht nur Informationen über die Glaubenswelt der Reichsbürger und die Recherchearbeit des Autors, es gibt auch Interpretationsansätze. Diese Teile des Nachwortes kommen sehr pädagogisch daher, sie gehören eher in die "Tipps zum Einsatz im Unterricht", die online zu finden sind. Jugendliche, die die Lektüre sicher gern lesen werden, schreckt man durch den belehrenden Ton im Nachwort ab. Sie wollen selbst denken dürfen, selbst entdecken, worüber man diskutieren kann, selbst herausfinden, wodurch das Buch so spannend wird. Das Nachwort sollte sich beschränken auf Zusatzinformationen zur Reichsbürgerszene.

Über www.klett-sprachen/zoom kommt man zu "Informationen für den Unterricht". Hier findet man curriculare Bezüge, die durch die Lektüre zu erreichenden Kompetenzen und kurze Hinweise zum Unterrichtseinsatz. Die Linkliste sowie "Im Gespräch mit dem Autor" erreicht man nach einer Registrierung.