Seidenraupen für Jin Ling

Autor*in
HUANG, BEIJIA
ISBN
978-3-314-01568-7
Übersetzer*in
Wang, BarbaraHwang, Yi-Chun
Ori. Sprache
Chinesisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
188
Verlag
Nord-Süd
Gattung
Erzählung/Roman
Ort
Zürich
Jahr
2008
Lesealter
10-11 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
14,80 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Der dornenvolle Weg der zwölfjährigen Jin Ling, einer chinesischen Sechsklassen-Schülerin, zur Mittelschule.

Beurteilungstext

In China wechseln die Kinder in der sechsten Klasse von der Grundschule zur Mittelschule. Jin Lings Mutter möchte den besten Bildungsweg für sie. Deshalb soll ihre Tochter fleißig lernen, um an eine der erfolgreichsten Schulen wechseln zu können. Jin Ling verfällt oftmals ins Träumen und interessiert sich für Dinge, die mit der Schule nichts zu tun haben. Das gefällt der Mutter nicht. Ständig sucht sie nach Ursachen, warum ihre Tochter Schwächen in Mathematik hat und nicht zu den zehn Besten der Klasse gehört. Sie meldet Jin Ling in einem Förderkurs an, konsultiert einen Arzt, weil sie eine Lernstörung vermutet und verabreicht ihr eine Diät. Durch eine ehemalige Studienkollegin erhält sie Kontakt zu einem Lehrer einer begehrten Fremdsprachenschule. Er kann Jin Ling aber nicht aufnehmen, da er schon 20 Schülern in einem Raum von 10 Quadratmetern Nachhilfeunterricht erteilt.
Das Blatt wendet sich, als Jin Ling, auf der Suche nach Maulbeerblättern für ihre Seidenraupen, auf eine alte Dame trifft, die eine im ganzen Land bekannte Lehrerin im Ruhestand ist. Zwischen beiden entwickelt sich eine geheime Freundschaft, die sich sehr positiv auf Jin Lings mathematische Fähigkeiten auswirkt.
Am Tag der Prüfung betritt sie das Schulgelände mit viel Selbstvertrauen.
Schafft Jin Ling die Aufnahme in ihre angestrebte Schule? Diese Frage bleibt am Ende des Buches offen. Eigentlich wird kein Leser daran zweifeln, dass sie erfolgreich ist. Beeindruckt von dem Mädchen mit den starken Gefühlen habe ich das Buch aus der Hand gelegt. So wie die Autorin habe ich mich gefragt: Warum müssen chinesische Kinder einen so harten Weg zurücklegen? Was den Kindern auferlegt wird, ist kaum fassbar. Und auch auf den Eltern lastet der Druck sehr schwer. Sie haben nur das eine Ziel: eine gute Mittelschule für ihr Kind als Sprungbrett für die Universität. Wenn Jin Ling es nicht schaffen sollte, wäre die Mutter überzeugt, eine schlechte Mutter zu sein; ihr Kind schlecht erzogen zu haben. “....und außerdem wollte sie so eine Tochter dann nicht mehr. Wenn die Großeltern sie haben wollten, bitte schön.” (Zitat S. 21)
Von morgens bis 18 oder 19 Uhr sind die Kinder in der Schule und lernen am Abend noch Zuhause. Zum Spielen bleibt keine Zeit, sie haben keine Freiheit. Die Wünsche der Eltern sind dominant; es fragt keiner, was eigentlich das Kind will. Allein der Vater sieht die Angelegenheit nicht so verbissen. Er klinkt sich mehr oder weniger aus der Erziehung aus und vertritt die Meinung, dass gute Noten nicht das Wichtigste im Leben sind. “Viel wichtiger ist, dass man ein anständiger Mensch wird.” (Zitat S. 163)
Dass Jin Ling trotz des Leistungsdrucks ein unbesorgtes, fröhliches Kind bleibt, grenzt fast an ein Wunder.
Huang Beijia beschreibt in diesem Buch den Wechsel ihrer eigenen Tochter von der Grund- zur Mittelschule.
Ich wünsche mir, dass dieses Buch viele Leser findet.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Ele.
Veröffentlicht am 01.01.2010