Schwarzweiß hat viele Farben

Autor*in
Erskine, Kathryn
ISBN
978-3-86873-665-6
Übersetzer*in
Ickler, Ingrid
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
224
Verlag
Knesebeck
Gattung
Ort
München
Jahr
2013
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
14,95 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

""Schwarzweiß hat viele Farben"" ermöglicht Einblicke in das Seelenleben eines autistischen Mädchens, das bei einem Amoklauf ihren großen Bruder und ihre Mutter verloren hat. Caitlin begibt sich auf Lösungssuche für sich und ihren Vater und entdeckt dadurch neue Farben für die Bereicherung ihres Lebens.

Beurteilungstext

""Schwarzweiß hat viele Farben"" ist die Geschichte des Mädchens Caitlins, das unter dem Asperger-Syndrom leidet. Das Aperger-Syndrom ist dem Autismusspektrum zuzuordnen und zeichnet sich insbesondere durch Schwierigkeiten im Bereich der sozialen Interaktion aus, stereotype Verhaltensweisen sind ausgeprägt.

Caitlin hat ihre Mutter und ihren geliebten Bruder Devon bei einem Amoklauf verloren. Ihre Behinderung erschwert Caitlin die Trauerbewältigung. Kathryn Erskine, die Autorin, erlebte den Amoklauf eines Studenten mit, was sie dazu veranlasste, diese Thematik in eine Geschichte einzubinden.
Devon, so beschreibt es Caitlin, hat ihr dabei geholfen, sich zurechtzufinden auf der Welt und umgehen zu können mit anderen Menschen, alleine findet sie sich kaum zurecht. Es fällt ihr schwer, zu trauern, da sie ungern ihre Gefühle zeigt. Die Geschichte ist aus der Perspektive Caitlins geschrieben. Dies ermöglicht den LeserInnen einen tiefen Einblick in ihre Gefühlswelt. Die Gedanken werden klar und deutlich beschrieben, dadurch entsteht eine Verbindung zwischen den LeserInnen und Caitlin. Diese Verbindung ist besonders, da Empathie entsteht für ein Mädchen, das offensichtlich anders als alle anderen ist.
Caitlin findet im Laufe der Geschichte einen Freund: Michael, der ebenfalls einen Verlust beim Amoklauf erlitten hat. Diese Freundschaft wird eine tiefe und intensive Beziehung, in der sich beide Kinder einander gegenseitig spiegeln. Caitlin ist auf der Suche nach dem ""Abschließen"", einem Wort, das sie schwarz auf weiß im Wörterbuch geschrieben, gefunden hat. Durch die besondere Freundschaft zu Michael und die Beratung ihrer Therapeutin gelingt Caitlin das ""Abschließen"" und das Erkennen von vielen unterschiedlichen Farben.

Das Buch wurde ausgezeichnet mit dem National Book Award 2012.

Inhaltlich ist die Geschichte vorhersehbar, für mich allerdings durch die Rolle der Therapeutin nicht ganz schlüssig. Dem überstrukturierten, in einzelne Teilregeln unterteilten Verhalten des Mädchens setzt die Therapeutin weitere Normen gegenüber, um das Mädchen dabei zu unterstützen, mehrperspektivisch zu agieren. Sie verhält sich durchaus unterstützend und zugewandt, aber dennoch ist der Ansatz, vielseitige Möglichkeiten als Erklärungen für Verhalten und Gefühle anzubieten, meiner Meinung nach zielführender in der Arbeit mit Autisten.

Die Geschichte von Caitlin ist empfehlenswert für eine erste Auseinandersetzung mit der Thematik, allerdings erfordert es eine tiefergehende Auseinandersetzung mit dem Thema Behinderung. ""Schwarzweiß hat viele Farben"" erzeugt eine erhöhte Dramatik der Behinderung durch den Verlust der Familienmitglieder. Dadurch kann Mitleid entstehen; im gemeinsamen Miteinander zwischen Menschen mit und ohne Behinderung finde ich Empathie wichtig, wie in jeder menschlichen Beziehung. Mitleid mit Menschen mit Behinderung kann dazu führen, dass in der Begegnung die Augenhöhe verloren geht.
Im Zentrum sollte meiner Meinung nach die Pluralität der Gefühlswelt und deren Akzeptanz stehen. Diese Geschichte kann Anlass sein weiterzudenken.
Im schulischen Kontext kann das Buch gut genutzt werden in einer Unterrichtseinheit, in der eine Auseinandersetzung und Annäherung an das Thema Behinderung oder Anderssein angestrebt wird. Es bieten sich an, um einen breiteren Einblick in Unterschiedlichkeiten zu bekommen, unterschiedliche Bücher zur Thematik in Kleingruppen zu lesen, um im Anschluss einen Austausch anzuleiten.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von lko.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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