Schrödinger, Dr. Linda und eine Leiche im Kühlhaus

Autor*in
Leuw, de
ISBN
978-3-551-31127-6
Übersetzer*in
Erdorf, Rolf
Ori. Sprache
Niederländisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
157
Verlag
Carlsen
Gattung
Ort
Hamburg
Jahr
2012
Lesealter
14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Klassenlektüre
Preis
5,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Eine Familiengeschichte, wie sie leider geschieht. Ein Vater verschwindet in der Psychiatrie, die Mutter ertränkt den Kummer in Alkohol und tröstet sich mit Liebhabern. Der kleinen Sarah bleibt das Elend noch verborgen aber Jonas sieht. Und als die Mutter Selbstmord begeht, setzt er alles dran, für die Schwester das Leben normal erscheinen zu lassen, wenigsten bis zu ihrem Geburtstag. Eine grotesk turbulente und zu Herzen gehende Erzählung.

Beurteilungstext

Im Vorwort richtet sich Jonas an den Lesern, erzählt von einem berühmten Experiment der Quantenphysik und weist darauf hin, dass man nie weiß, was wirklich geschieht oder geschehen ist, wenn man einen Moment erblickt. Er schildert den Abschluss des Familiendramas, wie Jonas mit einem Brief und einer Rose sich der Brücke im Park nähert und fragt: Was könnte der Junge vorhaben, was könnte nun passieren. Er bietet mehrere Möglichkeiten an und verspricht dem Leser dann die wahre Geschichte. Er erzählt, wie er seine Mutter tot im Schlafzimmer findet, ein Brief liegt neben ihr, den er ungeöffnet an sich nimmt .Er entscheidet er sich, den Tod geheim zu halten, denn der Geburtstag von Sarah steht bevor, und sie freut sich so darauf. Also bringt er die Mutter ins Kühlhaus, Vaters nun still gelegte Schlachterei ist im Anbau des Hauses. Jonas streut die Nachricht, seine Mutter habe schnell zu ihren Eltern gemusst und versucht, alles allein mit Hilfe der Mutter einer Freundin von Sarah zu regeln. Er übernimmt es, an Stelle seiner Mutter die Kummerkastenbriefe für die Zeitung zu beantworten, plant das Geburtstagsfest und wird auch mit Heleen fertig, einem jungen Mädchen, dem die Antwort der Kummerkastenfrau gar nicht gefallen hat. Heleen wird zu seiner Verbündeten beim Plan, die tote Mutter verschwinden zu lassen. Und der gelingt.
Grotesk, grausam eigentlich, wie da mit dem Leichnam der Mutter umgegangen wird. Aber viel grausamer ist eigentlich, was den Geschwistern angetan wurde. Jonas tut alles, das Ansehen der toten Mutter zu retten. Er veröffentlicht in ihrem Namen einen Abschiedsbrief, in dem sie ihren Freitod ankündigt und mit unheilbarer Krankheit erklärt. Die Erklärung wird akzeptiert, ihr Leichnam kann nicht gefunden werden.
Der Vater hat seine Depression überwunden und wird wieder für die Kinder sorgen können. Heleen und Jonas sind sich sehr nahe gekommen. Die Geschichte geht gut aus. Und das Anfangsbild, der junge Mann auf der Brücke? Der versenkt den Abschiedsbrief der Mutter, ungelesen. Jonas ist der Erzähler, der Leser leidet mit ihm, ist empört, wie der Junge so allein gelassen wird und gleichzeitig von seinem Handeln verschreckt. De Leuw trifft den Ton eines verzweifelt agierenden, klugen Jungen so genau, dass man mitfühlen muss. Ganz sachlich berichtet Jonas, er kann zu keinem anderen Handeln kommen, es muss das alles tun, für seine Schwester. Und man ist schließlich auf seiner Seite.
Und, am Ende ist klar, hinter dem, was man sieht, steckt oft etwas ganz anderes, als man zu sehen glaubt.

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Diese Rezension wurde verfasst von Pfn.
Veröffentlicht am 01.01.2010