Schnurren und Kratzen

Autor*in
Michl, Reinhard
ISBN
978-3-446-24167-1
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Michl, Reinhard
Seitenanzahl
244
Verlag
Hanser
Gattung
Lyrik
Ort
München
Jahr
2013
Lesealter
Einsatzmöglichkeiten
Preis
21,90 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Fünfundachtzig lustige sowie traurige Geschichten und Gedichte die über Katzen, ihre Abenteuer, Eigenarten, Erlebnisse und Besonderheiten berichten, inklusive vieler bunter Illustrationen.

Beurteilungstext

Dieses bunte und abwechslungsreiche Buch bietet eine Mischung aus kurzen Geschichten und Gedichten über Katzen, die jeweils mit einfühlsamen Zeichnungen illustriert sind.
Da ist zum Beispiel die Geschichte von Frau Jahnke und ihrer Katze Pauline. Frau Jahnke liebt ihre Katze über alle Maße, ist liebevoll und fürsorglich zu ihr. Doch aus Angst, dass Pauline in der großen weiten Welt etwas zustoßen könnte, lässt sie ihre Katze niemals nach draußen. Eines Tages macht Frau Jahnke ein Mittagsschläfchen und vergisst zuvor das Fenster zu verschließen. Als sie erwacht, ist Pauline verschwunden und Frau Jahnke begibt sich auf die Suche nach ihr. Sie stellt fest, dass ihre Katze nicht mehr in der Wohnung ist und muss sich auf den Weg nach draußen ""in die schreckliche Stadt"" machen, wenn sie Pauline wiederfinden will. Dort erlebt sie, dass die Stadt nicht so gefährlich ist, wie sie stets geglaubt hat. Im Hafen findet sie Pauline schließlich wieder und als sie dem Treiben im Hafen zusieht, verliert sie ihre Angst vor der Welt gänzlich und ist glücklich wie nie zuvor.
Daneben gibt es die Geschichte der kleinen Katzendame Smeralda, die eines Tages dem Präsidenten auf seinem Weg zur Arbeit folgt, bis er sie schließlich mit in sein Büro nimmt und sie fortan an seinen Tagesgeschäften teilnehmen lässt. Dies stößt zunächst auf Irritationen seitens seiner Mitarbeiter, der Botschafter und Abgeordneten. Schnell stellt sich heraus, dass die Katze einen positiven Einfluss auf die anwesenden Menschen ausübt und Gespräche und Verhandlungen weit friedlicher verlaufen als sonst. Dennoch sorgt Smeralda auch für viel Trubel und Turbulenzen. Schließlich macht der Präsident sich mit seiner Katze auf den Heimweg, doch da geschieht etwas Unerwartetes ... Diese beiden Katzengeschichten zeigen, dass Katzen ihren ganz eigenen Zauber auf Menschen ausüben und es gleichzeitig schaffen, sie in ihrem Inneren zu berühren. Ebenso vermögen sie ihre Besitzer ein Stück weit zu verändern oder sie auf ihre Fähigkeiten und Schwächen hinzuweisen, ohne sie dabei zu verletzen.
Des Weiteren findet sich die Erzählung vom Kater ""Tobermory"", die durch Witz und Ironie besticht und den englischen Humor sprachlich auf gekonnte Weise einfängt, wobei eine tragisches Pointe nicht ausbleibt.

Auch die lyrischen Texte bieten ein abwechslungsreiches Bild unterschiedlichster Charaktere der Katzen. Dazu zählen T.S. Eliots berühmte Reime aus dem Musical ""Cats"", von denen drei in diesem Katzensammelband vereint sind. Erwähnenswert sind unter anderem die Eigenarten des ""Bibistibos"", der Katze des Verbrechens, die allerhand Unsinn anstellt, einem unheimlichen Wesen gleicht, aber nie von der Polizei gefasst wird. Ein anderes Gedicht führt den Leser durch die zwölf Monate des Jahres und erzählt, welchen Aktivitäten Katzen in dieser Zeit nachgehen. Widerspenstig und doch eigentümlich anschaulich und sinnlich wirken dabei die Verse Karla Schneiders, wenn das lyrische Ich davon spricht, dass sie, die Katzen, im November ""starren Auges auf der Schwelle [stehen], riechen unterm Strauch den Winter [und] kosten die bereiften Halme"". Jedoch sind die Gedichte und Geschichten nicht immer lustig oder frech. Es gibt auch viele traurige und nachdenkliche. Wilhelms Buschs Gedicht ""Hund und Katze"" beleuchtet den Hass zwischen Hund und Katze, der erst vergeht, nachdem Miezel Katzenmama wird und ein Jäger sie erschießt. Daraufhin nimmt die Hündin Molly die weinenden Katzenjungen zu sich und sorgt für sie. Auch Klassiker wie Hoffmanns ""Paulinchen war allein zu Haus"" bieten eher einen traurigen Blick auf den Alltag von Mensch und Katze.

Alle Geschichten und Gedichte sind mit sehr schönen und stimmungsvollen Illustrationen von Reinhard Michel ausgestattet worden. Ihm gelingt es dabei jeder Katze ein eigenes Gesicht zu geben und keine Katze wie die andere aussehen zu lassen. Seine Zeichnungen zeugen von Charakter und Können. So ist ""Bibistibos"", die unbekannte und nicht zu fangende Verbrecherkatze, fast ausschließlich in Rot gehalten. Ihre Gesichtszüge bleiben vage und wirken leicht bedrohlich. Ebenso gibt es eine freche Katze, die ihre Krallen genüsslich in ein gekochtes Ei taucht, um sie abzuschlecken oder Katzen, die mit Mäusen spielen. Die Illustrationen sind zumeist farbenfroh und stehen an einigen Stellen gleichrangig neben Gedichten und Geschichten, nämlich dann, wenn sie eine eigene Geschichte erzählen. Eine Doppelseite wird z.B. von zehn kleinen Karten mit Katzenbildern geziert. Auf jeder Karte nehmen die Katzen eine andere Position ein, sind grimmig oder träumerisch und werden mit einem kleinen Spruch betitelt. So lädt jede Zeichnung in diesem Werk dazu ein etwas zu entdecken und präsentiert viele verschiedene Katzen.

Letztendlich ist dieser Sammelband sehr gut zum Vor- und Selbstlesen geeignet. Es bietet Anregungen zum Träumen und Schmunzeln, wobei es leider auch einige sehr traurige Geschichten enthält. Sicherlich findet sich auch der eine oder andere Leser an seine eigenen Erfahrungen mit Katzen zurückerinnert, was dieses Buch zu einem Muss für alle Katzenliebhaber macht.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von MCK-unib.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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