Schmutzige Füße

Autor*in
Izagirre, Koldo
ISBN
978-3-86569-255-9
Übersetzer*in
Steigerwald, Mona
Ori. Sprache
Spanisch
Illustrator*in
Olariaga, Antton
Seitenanzahl
28
Verlag
Alibri
Gattung
BilderbuchSachliteratur
Ort
Aschaffenburg
Jahr
2016
Lesealter
6-7 Jahre8-9 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
14,00 €
Bewertung
nicht empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

In der Hitze der Mittagszeit, wenn alle Siesta machen, spielt ein Mädchen "Himmel und Hölle" auf dem belebten großen Platz. Aber eigentlich spielt sie nicht, sondern beobachtet und belauscht die vielen Einwanderer, die hier telefonieren und ihren Lieben und Freunden in der Heimat erzählen, wie es ihnen in der Ferne ergeht.

Beurteilungstext

Bezeichnenderweise hat das Mädchen keinen realen Namen, sondern heißt "Schmutzige Füße", was man als Sinnbild für das (vermutlich nicht ganz freiwillige) Leben auf öffentlichen Straßen und Plätzen lesen kann.
Sie ist eine Wissende, denn auch wenn sie die Sprachen der Menschen nicht versteht, weiß sie von dem Unterschied zwischen den Wünschen und Hoffnungen und der oft (bitteren) Realität. Sie hat selbst auch einen großen Wunsch. Sie möchte Ingenieurin werden und entweder eine Maschine erfinden, die Wasser macht oder wenigstens eine für Telekommunikation. Dann könnte sie die Satelliten austricksen, "damit die Einwanderer ihre Anrufe nicht bezahlen müssen." Vor allem nicht solche Anrufe, in denen nicht die Wahrheit erzählt werden kann.
Das Mädchen stellt dem Leser die Menschen vor, gibt ihnen Namen wie z.B. Wayta, was Blume bedeutet. Er spricht immer sehr leise. Da ist Marius, der Straßenmusiker mit dem traurigen Blick oder Mar, die von einer fernen Insel kommt und als Hausmädchen arbeitet. Und da ist Mamadú, der Fischer war und am Telefon von den Aufzügen schwärmt, die ihn ganz nach oben in die höchsten Stockwerke bringen - dabei sieht man auf dem zugehörigen Bild, wie er immer wieder beladen wie ein Maulesel mit Propangasflaschen Treppen erklimmt.
Immer wieder irritieren die beindruckenden aquarelligen Collagen von Antton Olariaga - denn sie zeigen die mögliche Wirklichkeit der Migranten aus der Perspektive des Mädchens, das Leser und Betrachter einen Spiegel vorhält: Während Hassan seiner Mutter hoffnungsvoll erzählt, dass er im Büro eines Architekten arbeitet, sieht man ihn bei Schnee und Eis auf dem Baugerüst schuften.

Der vieldeutige und poetische Text und die vielfarbigen, lebhaften Bilder erzählen zusammen auf sehr eindringliche Weise von der Hoffnung auf ein besseres Leben in Europa, das sehr oft nicht erfüllt wird.
Das Buch regt kleine und große Leser intensiv zu Fragen und Überlegungen über Fremdheit und Vertrautheit, über Sprache und Kommunikation an und betont dabei die große Bedeutung der Familien- und Freundschaftsbeziehungen für kleine und große Menschen. Letzteres wird insbesondere deutlich, weil der Text völlig offen lässt, welche Beziehungen die Ich-Erzählerin zu ihrer eigenen Familie hat bzw. ob es sie überhaupt gibt.


Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von ASR.
Veröffentlicht am 01.04.2017