Salma, die syrische Köchin

Autor*in
Ramadan, Danny
ISBN
978-3-944666-77-8
Übersetzer*in
Dützmann, Penelope
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Bron, Anna
Seitenanzahl
40
Verlag
Orlanda Verlag
Gattung
BilderbuchBuch (gebunden)Sachliteratur
Ort
Berlin
Jahr
2021
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre8-9 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
19,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Salma, ein kleines Flüchtingsmädchen, ist neugierig auf ihre neue Heimat in Hamburg. Aber ihre Mutter wird geplagt von der Sehnsucht nach ihrem Mann und Syrien. Salma findet eine Lösung: sie will "Foul Shami" kochen, das syrische Leibgericht ihrer Familie. Doch das ist nicht so einfach für ein kleines Mädchen in dieser fremden Welt.

Beurteilungstext

Salma, ein syrisches Mädchen, lebt mit ihrer Mutter in einer Geflüchtetenunterkunft in Hamburg in einem modernen Hochhaus. Sie ist sehr neugierig ihrer neuen Heimat gegenüber, lernt die Sprache und freut sich auf die hoffentlich baldige Ankunft ihres Vaters. Doch ihre Fröhlichkeit wird gedämpft durch das Heimweh der Mutter und deren stetig zunehmende Traurigkeit. Der Deutschkurs und die vielen Behördengänge belasten diese sehr.

Eigentlich sind Salma und ihre Mutter ein enges Team. Doch nun hat Salma große Mühe, ihre Mutter durch Spielchen, Witze oder Bildchen aufzumuntern. Das Ergebnis ist immer nur ein trauriges Lächeln. Als Helga, eine Frau aus der Unterkunft, ihr rät, ein Bild aus der alten Heimat zu malen, erinnert sie sich an viele Dinge, die in Damaskus ganz anders waren als nun in Hamburg. Dabei denkt sie nicht nur an das viele Grün und die besonderen Vögel. Plötzlich fällt ihr auch ein, dass es in ihrer Familie ein ganz spezielles Leibgericht gibt, das ihren Eltern immer so gut schmeckte: "Foul Shami" mit den leckeren Fava-Bohnen. Ihre Idee ist es nun, die Mutter mit einer Schale "Foul Shami" zu überraschen.

Doch von der Idee bis zu deren Umsetzung gibt es einige Hindernisse zu überwinden. Salma kennt weder das Rezept noch kennt sie alle Zutaten oder deren Namen in der neuen Sprache. Woher bekommt sie das Gemüse und die speziellen Gewürze, die es in diesesm Land vielleicht gar nicht gibt?
Einige der neuen Freunde in der Unterkunft helfen ihr, so gut sie können. Jad aus Jordanien findet das Rezept im Internet, Ayesha aus Somalia hilft ihr beim Einkaufen. Anstelle der fremden Wörter malt Salma kleine, bunte Bilder von allen Zutaten. Damit gelingt es den beiden Mädchen, alles Nötige einzukaufen. Beim Kochen helfen ihr Malek und Samir aus dem Libanon.

Doch dann fehlt ihr ein ganz besonderes, syrisches Gewürz: Sumach. Fast hätte sie schon ihren Plan aufgegeben, wenn ihr nicht Oma Donya geholfen hätte, die gerne persisch kocht. Ganz zum Schluss fällt ihr noch die Flasche mit dem so wichtigen Olivenöl weg und zerspringt in tausend Stücke. Doch auch dieser Schaden kann behoben werden. Am Abend, als Salma ihrer Mutter die Schale mit "Foul Shami" serviert, erscheinen auf einmal alle ihre Freunde aus der Gemeinschaft und bringen eine Flasche mit herrlichem Olivenöl.

Salma hat es geschafft: ihre Mutter hat ihr fröhliches Lachen wiederentdeckt. Hell wie eine Fahrradglocke klingt es durch die ganze Wohnung. An diesem Abend entdecken Salma und ihre Mutter, dass sie eine ganz eigene, innere Heimat haben, die ihnen niemand nehmen kann, nämlich ihr gemeinsames Lächeln.

Danny Ramadan hat hier ein wunderbares, einfühlsames Buch für Kindergarten- oder Grundschulkinder geschrieben. Das Thema Flucht und Vertreibung aus der Heimat kennt er aus eigener Erfahrung, da er 2012 von Syrien aus seiner Heimatstadt Damaskus nach Kanada geflohen ist.
Mit der kleinen Salma stellt er uns sehr einprägsam die Probleme vor, die man als Flüchtlingskind in der neuen, fremden Umgebung bewältigen muss. Oft steht dem Bestreben, sich an dem neuen Ort heimisch zu fühlen, die große Traurigkeit über den Verlust der Heimat als Hindernis im Weg. Die fremde Sprache, die fremden Menschen, andere Essgewohnheiten wollen erkundet werden. Salma hat das Glück, in einer ihr wohlgesonnenen Gemeinschaft von Flüchtlingen aus verschiedenen Ländern leben zu können. Durch die gegenseitige Unterstützung dieser Menschen untereinander kann es ihnen gelingen, dass Gefühle des Fremdseins oder der Sehnsucht überwunden werden können. Salmas Geschichte zeigt, dass besonders Kinder eine große Gabe haben, sich unbedarft und kreativ auf neue Situationen einstellen zu können und damit auch Erwachsenen über schwierige Momente hinweghelfen können.

Anna Bron ist es gelungen, großartige, überwiegend ganzseitige Zeichnungen passend zu dem Text dieser Geschichte zu gestalten. Fast alle Seiten dieses großen Bilderbuches wurden von ihr mit geometrischen Ornamenten in sanften Farben umrahmt. So hat man fast den Eindruck, man tauche ein in eine arabische Welt mit wunderschönen Fliesen mit sich wiederholenden Motiven wie in einer Moschee. Häufig werden Personen sogar sozusagen von einem sternenförmigen Rahmen gehalten, als wäre dieser eine Schutzmauer in einer fremden Welt. Andere Szenen werden überdacht wie von einem bunt gemusterten Mauerbogen.

Die Hauptperson Salma prägt alle großen Bilder und man kann ihr in allen Situationen ihre Emotionen ansehen. Das Buch wird von ihren Stimmungen geprägt und denen der Mutter. Die Veränderung dieser Gefühle wird sehr deutlich in den Zeichnungen der Gesichter und Bewegungen.

Dieses Buch bietet eine ideale Grundlage für Gespräche im Kindergarten bzw. in der Grundschule zum Thema "Eingliederung von Flüchtlingen". Hier wird deutlich, mit welcher Gefühlsproblematik Flüchtlingskinder tagtäglich kämpfen müssen. Hiesige Kinder können mit dieser Geschichte vielleicht ein besseres Verständnis für Kinder aus anderen Ländern entwickeln. So wie Salma gibt es viele Kinder aus fremden Ländern, die bei uns ein neues Zuhause suchen und neue Freunde. Einen Grundstein für eine solche Freundschaft könnte dieses Buch bilden.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von bl; Landesstelle: Niedersachsen.
Veröffentlicht am 26.01.2022

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