Ruf der Tiefe

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• Zukunft

Teaser

Leon gehört zu einer Gruppe junger Flüssigkeitstaucher, die im Pazifischen Ozean in 1000 Metern Tiefe nach Rohstoffen und Edelmetallen suchen. Als er und seine Partnerin Lucy, ein intelligentes Krakenweibchen, bei einem Tauchgang ein bedrohliches Phänomen entdecken, bricht kurze Zeit später das Chaos aus: Todeszonen breiten sich aus, die Wesen der Tiefe ergreifen massenhaft die Flucht. Ein Wettlauf um die Rettung des Meeres beginnt …

Beurteilungstext

Ganze zwei Seiten benötigt das Autorenduo, um den Leser an die Hand zu nehmen und nicht mehr loszulassen: Die kleine Shelley möchte nicht mehr allein am Strand spielen und Sandburgen bauen. Sie nimmt ihre Luftmatratze und schwimmt ein wenig ins Meer hinaus, etwas weiter als sie eigentlich sollte. Plötzlich erblickt sie einen riesigen Schatten im Wasser. Und noch einen … Und noch einen… Und Schnitt! Filmästhetische Literatur? Durchaus, aber im Falle von Ruf der Tiefe überraschend gut funktionierend.
Brandis & Ziemek lassen den Leser im Unklaren und verlegen den Handlungsort in die Tiefsee des Pazifischen Ozeans um Hawaii. In 1000 Meter Tiefe sucht der junge Flüssigkeitstaucher Leon im Auftrag eines Großkonzerns nach Rohstoffen, die an der Oberfläche des Planeten knapp geworden sind. Lucy, ein intelligentes Krakenweibchen, das genetisch verändert wurde und mit dem Leon mental kommuniziert, begleitet ihn dabei. Leon gehört zu einer kleinen Gruppe ausgewählter Jugendlicher, die das Atmen von Flüssigkeit erlernt haben. Sie tragen spezielle, extra für sie konzipierte Taucheranzüge, die den im Wasser enthaltenen Wasserstoff umwandeln. So können sie unbegrenzt im Wasser bleiben und in extremer Tiefe tauchen. Die Grundidee des Wasseratmens stammt aus James Camerons Film The Abyss. Das Autorenduo verheimlicht die Quelle dieser Inspiration auch gar nicht, sondern verweist ironisch auf den im Buch brandaktuellen fiktiven Film The Abyss II, den Julian, ein weiterer Flüssigkeitstaucher, gerade für das Unterwasserkino erhalten hat.
Nur wenige Buchseiten später hat Leon auf dem Rückweg zur Unterwasser-Basis ersten Kontakt mit den immer häufiger auftauchenden Todeszonen, Gebieten, in denen kein Lebewesen mehr existiert. Nur knapp entkommt der jugendliche Flüssigkeitstaucher dem Erstickungstod. In der Station angekommen, begegnet Leon der jungen Carima, einer Touristin von oben. Brandis & Ziemek fügen eine ruhige Passage in die Geschichte ein, in der sie sich Zeit nehmen, weitere Charaktere einzuführen und ihnen den benötigten Raum zur Verfügung zu stellen. Ein plötzliches Seebeben erschüttert die Unterwasser-Basis und leitet den spannungsgeladenen, mit Actionszenen, Liebe und überraschenden Wendungen angereicherten Fortgang der Geschichte ein. Ein Science Fiction-Roman, der dies aber niemals explizit nennt. Vielmehr sind es die vielen kleinen Anspielungen der beiden Autoren auf Kinofilme (Fluch der Karibik Teil 7) und sozial- und gesellschaftskritische Probleme (kaum bezahlbare Strom-und Benzinpreis, Verschmutzung der Meere), die fortgeführt werden und auf eine nicht mehr allzu ferne Zukunft hindeuten.
Negative Aspekte sind in Ruf der Tiefe kaum zu finden. Das Krakenweibchen Lucy mag zu Beginn des Romans etwas unpassend, unwirklich erscheinen, einige Kapitel weiter ist sie aber aus den Tiefen des Pazifischen Ozeans kaum noch wegzudenken. Und die bereits erwähnte Filmästhetik? Sie begleitet uns während der gesamten Geschichte und deswegen endet der Roman auch dort, wo er begann: bei dem kleinen Mädchen Shelley … Ein sehr empfehlenswertes Buch für Leser ab vierzehn Jahren.