Rotkäppchen

Autor*in
Rosenberg, Natascha
ISBN
978-3-7432-0128-6
Übersetzer*in
Weber, Susanne
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Rosenberg, Natascha
Seitenanzahl
10
Verlag
Loewe
Gattung
BilderbuchBuch (gebunden)Sachliteratur
Ort
Bindlach
Jahr
2019
Lesealter
0-3 Jahre4-5 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
9,95 €
Bewertung
nicht empfehlenswert

Teaser

Das Pappbilderbuch mit Dreh- und Ziehelementen erzählt redundant das Märchen von Rotkäppchen. Leider bleibt vom Erzählkern wenig und die Bewegungsanimationen sind auch nicht besonders originell.

Beurteilungstext

Klassische Märchenstoffe sind selbstverständlich etwas für kleinere Kinder und es ist verdienstvoll, wenn sie auch in neuen Bilderbüchern dieser Zielgruppe zugänglich gemacht werden. Dabei kann es durchaus sinnvoll sein, Sprache und Handlung an das Alter anzupassen - nur: die elementaren Erzählkerne sollten erhalten bleiben.

Auf den ersten Blick wirkt das Pappbilderbuch mit Zieh- und Drehelementen durchaus ansprechend: Rotkäppchen mit langen Zöpfen geht im Wald nach links, von rechts folgt ihm ein recht freundlicher, aufrecht gehender Wolf. Beide Figuren kann man als Element verschieben, dann verfolgt der Wolf Rotkäppchen. Aber halt: Ist das so? Verfolgt der Wolf Rotkäppchen? Im Märchen nicht. Und dann ist etwas seltsam, dass sich zusammen mit dem Wolf und Rotkäppchen auch zwei Baumstämme bewegen...

Blättert man dann auf die erste Seite, liest man, dass Rotkäppchen die Großmutter besuchen geht. Die Mutter warnt: "Gib acht vorm Wolf". Bei den Grimms wird aber nicht vor dem Wolf gewarnt, sondern davor, dass Rotkäppchen nicht vom Wege abgehen soll. Auch in der Fassung von Perrault gibt es keine Warnung vor dem Wolf. Auf dem Bild ist nun links das Haus der Mutter zu sehen, ein Weg, der sich nach rechts über die ganze Doppelseite zieht - und wenn man ein Element rechts herauszieht, ist nun am Ende des Weges das Haus der Großmutter zu sehen. Das ist mal gut gemacht. Man sieht auch Rotkäppchen und den Wolf. Beim Herausziehen dreht sich Rotkäppchen um - aus dem zurückschauenden Mädchen wird das Mädchen, das den Wolf erblickt. Mimik: etwas ratlos.

Im nächsten Erzählschritt wird dann aber schon benannt, dass der Wolf zur Großmutter eilt. Kein Text zur Begegnung von Rotkäppchen und dem Wolf, kein Wort über die Verführung Rotkäppchens zum Blumenpflücken und damit zum Umweg. Und die Bilder allein erzählen dies auch nur in sehr groben Ansätzen, so dass sich eben nicht Text und Bild zu einer Erzähleinheit verschmelzen. Die entstandene Lücke kann nur überbrückt werden, wenn die vorlesenden Erwachsenen über den Text hinaus das Märchen ergänzen. Dies bleibt auch im Folgenden so, so dass nur rudimentäre Versatzstücke erzählt werden. Es fehlt auch ganz die Befreiung aus dem Bauch - vielmehr lautet das Ende so:

Der Jäger hört zum Glück die Rufe, eilt durch den Wald zum Haus,
verjagt den Wolf mit seiner Axt, der fiept wie eine Maus.

Dazu kann man eine Rundscheibe drehen: Der Wolf läuft im Kreis, verfolgt von Häschen und Füchsen.

So kann man Rotkäppchen nicht erzählen, auch nicht kleinen Kindern. Die Umdichtungen sind keine Vereinfachungen oder Verharmlosungen - nein, sie lassen wesentliche Erzählkerne aus: Die Ambivalenz bei der Begegnung von Rotkäppchen und Wolf, die Verführung zum Blumenpflücken, die Befreiung von Rotkäppchen und der Großmutter. Wenn man dies nun beim Vorlesen erzählend ergänzt, könnten diese zentralen Elemente zwar integriert werden, aber da auch die Bilder wenig hergeben, ist es ratsamer, zu einer anderen Rotkäppchenversion zu greifen, denn es gibt viele, die besser für diese Altersgruppe geeignet sind.

Christoph Jantzen

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Christoph Jantzen; Landesstelle: Hamburg.
Veröffentlicht am 29.04.2019

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