Rotkäppchen

Autor*in
Gebr. Grimm und Sybille Schenker,
ISBN
978-3-86566-181-4
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Schenker, Sybille
Seitenanzahl
44
Verlag
minedition
Gattung
BilderbuchMärchen/Fabel/SageSachliteratur
Ort
Bargteheide
Jahr
2014
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
29,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Sehr liebevoll und aufwändig ist das Buch gestaltet - von der ungewöhnlichen Bindung bis zu den geschnittenen Seiten, zu deren Schutz auch noch zu entfernendes Seidenpapier eingelegt ist. Ein durchsichtiger Umschlag ist da schon fast zu erwarten. Das Buch ist sicher nicht für ungelenke Kinderhände gefertigt, aber anschauen und zuhören dürfen die Kinder ganz sicher. Und wenn sie ganz vorsichtig sind, ...

Beurteilungstext

Kindern von heute wird der (fast) unbearbeitete Text der Brüder Grimm merkwürdig vorkommen. Das Mädchen wird als ""kleine süße Dirne"" vorgestellt und von der Mutter ermahnt, in den Räumen der Großmutter ""nicht zuerst in allen Ecken herum"" zu gucken. Die Wackersteine sind nur große Steine und in einen Brunnen fällt der Wolf auch nicht. Mit diesem Gewicht im Bauch ""sinkt er hernieder und fällt sich tot"".
So gewöhnungsbedürftig wie die Sprache sind auch die Bilder, die Sybille Schenker weniger malt, als vielmehr in Scherenschnitttechnik gestaltet, wahrscheinlich mithilfe von Lasern. Sie legt scheinbar keinen Wert darauf, dass das durchscheinende Bild dazu passt. Hinter dem ersten braunen, filigranen Schnittbild eines Waldes, auf dem Rotkäppchen ein eher altes und verschlagenes Gesicht zeigt, sind eher verwirrend viele Einzelheiten zu sehen, die man nicht zuordnen kann. Man kann Teile des Wolfes sehen, einen hellen Hintergrund mit schmalen gewundenen Linien, einen rot gemusterten Stoff, der sich als kleine Decke im Korb von Rotkäppchen erweisen wird. Dann aber doch: Ein offenes Fenster gibt vorab einen wichtigen Blick auf die Großmutter im Haus frei. Der rote Hintergrund stärkt enorm die dramatische Szene, in der der Wolf die Verkleidung als Großmutter aufgibt, dass es nun um Rotkäppchen geschehen ist.
Die Signalfarbe Rot, die auch in den Initialbuchstaben der Textabschnitte auftritt, ist im ganzen Buch nicht nur die Farbe von Blut und Tod, sondern auch die Farbe, die an der angeblichen Unschuld von Rotkäppchen zweifeln lässt. Auch hier muss vor allem auf ihr Gesicht auf dem ersten Bild hingewiesen werden. Der Kopf sieht zwar auf dem ersten Blick aus, als sei er ebenfalls ausgeschnitten, aber das Bild trügt, lügt vielleicht sogar. Auch der Schmetterling, ein Symbol des Todes, zeigt schwarze Linien auf Weiß, ist also ebenfalls nicht löcherig. Später werden ganze Seiten damit spielen.
Das macht auch die sehr filigrane durchbrochene Seite, die das Muster von Rotkäppchens Kleid aufgreift, hinter der sich dann aber der Wolf in der Verkleidung der Großmutter in deren Bett befindet.
Der permanente Wechsel und das Spielen mit Sehgewohnheiten sowie die aufwendige Gestaltung machen das Buch vor allem für (erwachsene) Sammler zu einem sicherlich begehrten Objekt. Das beginnt bereits mit der ungewöhnlichen Außen-Bindung der schwarzen Buchdeckel durch ein rotes Band. Die Frontseite ist dabei so dick, dass die ausgestanzten Buchstaben des Titels Luft lassen zu der roten Seite, die mit weißen Tupfern das bereits oben genannte Muster des Kleides zeigt.
Ein 200 Jahre altes Märchen, bereits vielfach illustriert und erzählt, ist offensichtlich immer noch gut für Überraschungen. Den schwarzen Wolf auf der schwarzen Rückseite entdeckt man bestimmt erst sehr spät, und die schwarze Blüte auf der schwarzen Frontseite auch.

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Diese Rezension wurde verfasst von uhb.
Veröffentlicht am 01.01.2010