Rote Sonne, Roter Tiger. Rebell und Tyrann. Die Lebensgeschichte des Mao Zedong.

Autor*in
Kerner, Charlotte
ISBN
978-3-407-81196-7
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
312
Verlag
Gattung
Ort
Weinheim
Jahr
2015
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
19,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Als "Rote Sonne", die China und überhaupt den Osten hell erleuchtet und zugleich als gefürchteter "roter Tiger", der nicht nur den kapitalistischen Ländern gefährlich wird, wird der legendäre Parteiführer der chinesischen KP Mao Zedong (1893-1976) vorgestellt. Seine Lebensgeschichte, die eng verwoben ist mit dem Aufstieg Chinas von einem halbfeudalen Agrarland zu einem entwickelten Industriestaat, erzählt Charlotte Kerner in diesem biografischen Sachbuch.

Beurteilungstext

Mit Bewunderung für die große Sachkenntnis und den Mut Charlotte Kerners, sich einer bei Historikern und politischen Wissenschaftlern höchst umstrittenen und extrem kontrovers diskutierten politischen Führungsfigur wie Mao Zedong zu stellen - noch dazu im Rahmen einer Biografie für heutige Jugendliche - habe ich diese Lebensbeschreibung gelesen.
Kerner beginnt in ihrem Prolog "Rebellion ist gerechtfertigt" mit ihrem persönlichen Bezug zu China: Sie war 1977 für ein Jahr als Austauschstudentin in Beijing - zu einer Zeit, als Mao ("der Dicke mit der Warze" - F.J. Degenhardt in einem Song)
gerade gestorben war, aber sein Name und das wofür er stand (einen nicht sowjetischen Weg zum Sozialismus zu gehen) allen westlichen Linken ein Begriff war. 2012 kommt sie wieder für drei Monate für Recherchen nach China und jetzt ist China eine Weltmacht, aber wer Mao Zedong war und welche Bedeutung er noch immer für das chinesische Volk, wenn auch eher als Ikone, denn als Politiker oder Mensch aus Fleisch und Blut hat, weiß kaum ein Jugendlicher hierzulande.
Ihre anschaulich und verständlich geschriebene und mit vielen bildhaften Zitaten aus Maos literarischen und politischen Texten gewürzte, mit Fotos, einem Quellenverzeichnis und Anmerkungen versehene Biografie ist wie es in Rezensionen zu lesen steht "angenehm ideologiefrei" (FAZ) und "vorsichtig abwägend" (S. Pfister, Deutschlandfunk). Mehr Dekonstruktion oder Kritik wünschen sich einige Rezensenten.
Ich empfinde Kerners sachliche, eher vorsichtige und nachdenklich fragende Art mit den großen Fehlern Maos und seiner Politik der beschleunigten Industrialisierung, die vielen Menschen das Leben gekostet hat (wie z.B. der "Große Sprung" - Ende der 50er Jahre oder die "Kulturrevolution" 1966-69), umzugehen, als sehr gelungen. Gerade für jugendliche Leserinnen, die sich vielleicht einen aller ersten Zugang zu chinesischer Geschichte, Kultur und Politik erarbeiten, ist dieses Buch gerade wegen der Zurückhaltung im Urteil hervorragend geeignet. Überall spürt man Kerners Faszination und Bewunderung chinesischer Sprache, Schrift und Kultur. So setzt sie sich auch ausführlich mit Maos Gedichten auseinander, von denen eines der bedeutsamsten Schnee (heute noch Schullektüre in China) im Buch abgedruckt ist und diskutiert wird.
Chinesische Spruchweisheiten und Sprichwörter greift sie an vielen Stellen auf, wie auch das von den "Frauen, die die Hälfte des Himmels erobern werden". Sie sorgt mit einem weiblichen Blick, den ich mit ihr teile, auf eine nicht zu vernachlässigende Errungenschaft der chinesischen Revolution und der Volksrepublik: Wurden die Frauen vom Los der verkrüppelten Füße, der Zwangsheiraten und der absoluten Unfreiheit der Kaiserzeit zu einer Gleichberechtigung geführt, wie sie in westlichen kapitalistischen Gesellschaften zum Teil heute noch nicht überall Wirklichkeit ist. Das Recht auf Erwerbstätigkeit ohne Einwilligung des Ehemanns z.B. ist in China seit 1949 gültig und Wirklichkeit, während in der BRD noch bis 1977 Jahre Frauen ihren Mann um Erlebnis fragen mussten, wenn sie arbeiten wollten.
Leider fehlt im Buch ein Stichwortverzeichnis, so dass man sich wohl oder übel chronologisch durch das Buch arbeiten muss. Hilfreich sind dabei allerdings die übersichtlichen Kapitel mit "Zwischengedanken", Einschüben und Abschnitten und einer knappen Zeittafel, so dass auch die nur an bestimmten Zeiten oder Themen (der Sprache ist ein ausführliches Kapitel im Anhang gewidmet) interessierte Leserschaft einen schnellen Zugang finden kann.

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Diese Rezension wurde verfasst von ASR.
Veröffentlicht am 01.01.2016

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