Ritter durften noch rülpsen

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Die Kinder Uni fragt, woher die Manieren kommen. Und: Wissbegierige Kinder erhalten garantiert wissenschaftlich fundierte Antworten. Denn: Neben Laien gibt es reichlich Experten, die zum Thema beitragen. Erasmus von Rotterdam zum Beispiel und Adolph Freiherr von Knigge. Und sogar Frankreichs Sonnenkönig hat sich mit dem Thema Anstand und Sitte befasst.

Beurteilungstext

Benehmen ist Glücksache, hört man den Volksmund oftmals sagen. Aber braucht man wirklich Glück, wenn man sich gut benehmen will? Die Autorin Susanne Mutschler lässt in dem Sachbuch Experten aber auch Laien zu Worte kommen, um die vielen Fragen rund um das Thema Manieren zu erörtern. Das ist bestimmt langweilig? Ja, da könnte man denken. Ist es aber nicht. Denn von Anfang an wird der Leser einbezogen und findet zudem im Laienclub Identifikationsfiguren. Geschickt nimmt die Autorin ihre Leser mit auf eine Zeitreise in die Vergangenheit.
In der Einleitung wird der Leser zunächst aufgefordert, sich vorzustellen, dass "die bekanntesten Anstandslehrer aus der Geschichte" zusammen kommen. Da treffen also Erasmus von Rotterdam, Freiherr von Knigge, der französische König und viele andere wichtige Menschen aufeinander. Und alle haben eines gemeinsam: Jeder von ihnen glaubt, alles über gutes Benehmen zu wissen. Schnell wird klar: Die Meinungen darüber was gutes Benehmen ist, sind äußerst kontrovers.
Aber nicht nur in der Expertenrunde gibt es unterschiedliche Meinungen zum Thema Manieren. Auch der Laienclub ist sich nicht immer einig. Die 12-jährige Karla geht mit ihren Briefpartnern einigen interessanten Fragen nach. Briefpartner nennt die Autorin die weiteren Laien, mit denen Karla über E-Mail kommuniziert. Das sind zum Beispiel Karlas Großmutter, ihre große Schwester Sarah oder der Patenonkel Johann. Es ist eine heterogene Gruppe, die sich zum Thema Manieren äußert. Wie im wahren Leben!
Fast auf jeder Seite sind farbige Zeichnungen des Buchillustrators Klaus Ensikat zu sehen. Damit erhält das Sachbuch einen abwechslungsreichen Charakter. Dieser Charakter entsteht zusätzlich über Insertkästen, in denen zusätzliche Informationen zusammengefasst werden. Die Briefe der Laien lockern die sachlichen Texte auf. Sie heben sich durch die blaue Schrift von dem Sachtext ab. Und: Auch die Sprache ist locker, wenn die Laien zu Worte kommen.
"Hallo Karla, Ekel Fred ist die reinste Virenschleuder. […] Du kannst dir nicht vorstellen, wie viele verrotzte Papiertaschentücher um sein Bett herumliegen." Das schreibt Annabell ihrer Freundin Karla. Es geht um die Frage: "Wie putzte man sich gebildet die Nase?" Eine der vielen Fragen, die im ersten Kapitel "Warum spuckte früher alle Welt auf den Boden?" gestellt und beantwortet werden. Insgesamt werden in acht Kapiteln die verschiedensten Themenbereiche in Sachen Manieren angesprochen. Natürlich wird auch geklärt, warum Ritter rülpsen durften.

Fazit: Die Kinder-Uni befasst sich mit einem Thema, das immer wieder aktuell ist. Verpackt ist das Thema in einem gut gegliederten Sachbuch, das durch die vielen farbigen Zeichnungen und die Insertkästen abwechslungsreich wirkt. Empfehlenswert, weil sich Kinder mit Karla und ihren Briefpartnern identifizieren können. Kinder lernen hier nicht nur woher die Manieren kommen, sondern auch, dass die Meinungen in Sachen Manieren oft auseinander gingen und gehen.