Reise in den Schlummerdschungel

Autor*in
Muñoz-Tébar, Juan
ISBN
978-3-7152-0769-8
Übersetzer*in
Roth, Eva
Ori. Sprache
Spanisch
Illustrator*in
París, Ramón
Seitenanzahl
34
Verlag
Gattung
BilderbuchBuch (gebunden)Sachliteratur
Ort
Zürich
Jahr
2019
Lesealter
0-3 Jahre4-5 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
14,95 €
Bewertung
empfehlenswert

Teaser

Eine verträumte Geschichte zum Einschlafen (aber nur mit Taschenlampe!) über ein kleines Mädchen und einen Ameisenbären, die ebenfalls nicht einschlafen können.

Beurteilungstext

Das kleine Mädchen Elisa kann nicht einschlafen. Immer, wenn das so ist, geht sie mit ihrer Leuchte in den Schlummerdschungel und sieht nach allem, was die Nacht versteckt. Gemeinsam mit dem Ameisenbär Estebaldo spaziert sie in den dunklen Wald und beide erkunden, wer dort döst und schläft. Und schließlich blicken die beiden Nachtschwärmer*innen so lange in den Himmel, bis sie auch müde werden und schlafen gehen.
Bei dem Erzählbilderbuch des Venezolaners Juan Muñoz-Tébar, ins Deutsche übersetzt von Eva Roth, handelt es sich um eine kleine Geschichte zwischen Wachen und Träumen, bei der die Grenzen zwischen Traum und Wirklichkeit verschwimmen. Es wird beispielsweise nicht aufgelöst, ob Elisa in der binnenfiktionalen Realität tatsächlich hinaus in den Schlummerdschungel geht, weil sie nicht schlafen kann, oder ob sie es sich nur vorstellt. Der Text lässt hier Bedeutungsspielraum; im Bild geht Elisa tatsächlich hinaus aus dem Schlafzimmer und hinein in den Wald. Die Leser*in folgt Elisa von ihrem Schlafzimmer aus durch den dicht bewachsenen, dunklen Dschungel und entdeckt mit ihr dösende Krokodile, schlummernde Schlangen und schließlich auch einen beeindruckenden Sternenhimmel, bis die Reise wieder im Schlafzimmer endet. Die Erkundungstour findet dabei vor allem auf der Bildebene statt, die durchweg dominant ist und die Fragen beantwortet, die sich durch den kurzen Begleittext ergeben. Während auf Textebene, die stets im Bild integriert ist, beispielsweise steht: „Zusammen gehen Elisa und Estebaldo weiter in den Wald hinein.“, sind auf der Bildebene viele verschiedene Pflanzenarten und ein im Baum verstecktes, schlafendes Faultier zu entdecken. Ebenfalls erfährt die Betrachter*in erst durch die Bildbetrachtung, wer Estebaldo eigentlich ist: ein Ameisenbär, der in der Dunkelheit der Nacht mit einem Glas Glühwürmchen als Taschenlampe umherstreift. Im gesamten Bilderbuch ergänzen sich Text und Bild wechselseitig auf diese Weise und bilden einen geflochtenen Zopf, wobei die Bildebene stets die dominante Rolle einnimmt. Die Wahl der Schriftart – Times New Roman – und die relativ geringe Schriftgröße tragen ebenfalls zu diesem Verhältnis bei. Textseitig handelt es sich fast durchgängig um einfache und kurze Parataxen und eine personale Erzähler*in beschreibt, was Elisa und Estebaldo tun, gibt dabei allerdings nie zu viele Informationen. Vielmehr wird die Betrachter*in durch die spärlichen Beschreibungen dazu verlockt, die Bilder genauer zu untersuchen. Die Bildflogen sind i.d.R. doppelseitig, es sei denn, dass sich eine Handlung direkt aus der vorherigen Situation ergibt: Beispielweise befinden sich Elisa und Estebaldo auf der linken Bildhälfte am See und wundern sich, wer wohl im See döst und auf der rechten Seite stecken sie ihre Köpfe ins Wasser, um die Antwort auf ihre Frage zu erforschen. Die Perspektive der Bilder wechselt außerdem und lenkt somit die Bildwirkung: Am Anfang schaut die Betrachter*in aus leichter Draufsicht auf Elisas Bett und ist Beobachter*in von außen; im Dschungel werden Totale, Nahaufnahme, Froschperspektive und Vogelperspektive verwendet, wodurch der Spaziergang durch den Dschungel immer wieder anders betrachtet werden kann und die Leser*in aktive Begleiter*in der Erkundungstour wird. Der Zeichenstil weist einen hohen Abstraktionsgrad auf und ist insgesamt eher als reduziert zu beschreiben: Die Proportionen von Elisa wirken durch den großen Kopf eher cartoonhaft, auch Tiere und Pflanzen weisen einen mittleren Abstraktionsgrad auf, was der Betrachter*in dabei hilft, Einzelheiten zwar als solche wahrzunehmen, aber etwa durch zu viele Einzelheiten nicht überfordert zu werden. Sanfte Kurven und ein klarer Strich vermitteln ein Gefühl kindlicher Unschuld, wodurch der Dschungel harmlos und freundlich wirkt. Der Zeichenstil entspricht den Genrekonventionen, denn da es sich um eine traumhafte Geschichte handelt, werden die Erlebnisse auch in diesem Stil dargestellt. Einziger Wermutstropfen: Die einzelnen Bildseiten sind insgesamt sehr dunkel gestaltet. Positiv daran ist, dass dadurch die nächtliche Atmosphäre unterstreicht wird. Der Illustrator Ramón París arbeitet durchgängig mit schwarzem Untergrund, wovon sich die einzelnen Elemente und vor allem der Sternenhimmel abheben. Der Dschungel wird dabei mit unterschiedlichen gedeckten Grün- und Brauntöne koloriert. Die Dunkelheit nimmt im Verlauf des Ausflugs immer mehr zu, wirkt aber nie bedrohlich. Dafür sorgen u.a. die leuchtend gelben, warmen Akzente, welche das Licht der Lampen darstellen sollen und der Sternenhimmel, durch weiße Punkte unterschiedlicher Größe dargestellt, der auf einer aufklappbaren Doppelseite mit der Einzeichnung von Sternbildern besonders imposant zur Geltung kommt. Negativ daran ist: Die dunkle Gestaltung sorgt auch dafür, dass das Bilderbuch am Abend bei schummrigem Licht nur sehr schlecht mit Kindern betrachtet werden kann. Die einzelnen Details, wie versteckte Tiere, sind nur bei hellem Tageslicht klar erkennbar und das dürfte dem Einschlafen nicht gerade zuträglich sein – es sei denn, man nimmt eine leuchtstarke Taschenlampe zu Hilfe.
Insgesamt handelt es sich bei der kurzweiligen Lektüre um eine durchaus fantasievolle Nachtwanderung durch den Dschungel, die für manche Betrachter*in jedoch am Abend ohne ein Glas mit Glühwürmchen nur schwer zu machen sein wird.

Lisa Ingermann

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Ling; Landesstelle: Mecklenburg-Vorpommern.
Veröffentlicht am 04.07.2020

Weitere Rezensionen zu Büchern von Muñoz-Tébar, Juan

Muñoz-Tébar, Juan

Reise in den Schlummer-Dschungel

Weiterlesen
Muñoz-Tébar, Juan

Reise in den Schlummerdschungel

Weiterlesen
Muñoz-Tébar, Juan

Reise in den Schlummerdschungel

Weiterlesen
Muñoz-Tébar, Juan

Reise in den Schlummerdschungel

Weiterlesen
Muñoz-Tébar, Juan

Reise in den Schlummerdschungel

Weiterlesen
Muñoz-Tébar, Juan

Reise in den Schlummerdschungel

Weiterlesen