Reden ist Verrat

Autor*in
Geldorf, Wilma
ISBN
978-3-8369-6045-8
Übersetzer*in
Kiefer, Verena
Ori. Sprache
Holländisch/Niederlä
Illustrator*in
Seitenanzahl
345
Verlag
Gerstenberg
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
Hildesheim
Jahr
2020
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
18,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

1940 überfällt die deutsche Wehrmacht die Niederlande, besetzt das Land und führt ein brutales Gewaltregime. Für Freddie und ihre Schwester Truus ist es keine Frage, sie gehen in den Widerstand.

Beurteilungstext

„Reden ist Verrat“ schärft ihnen Franz immer wieder ein, er führt die Widerstandsgruppe an und ist verantwortlich für ihre Sicherheit. Die beiden Schwestern sind 17 und 19 Jahre alt. Ihre Aufgaben sind vielfältig, mal müssen sie illegale Zeitungen verteilen, mal helfen sie Juden bei der Flucht, mal transportieren sie Waffen, mal erschießen sie einen Deutschen, von den Holländern Moffen genannt. Freddies erste Tat im Widerstand ist es, einen deutschen Offizier in den Wald zu locken, damit er dort getötet werden kann, und natürlich stellt sie sich die Frage, ob sie das Richtige tut. Die Antwort lautet : JA. Ihr Freund Peter ist da anderer Meinung. Er findet, es ginge schon irgendwie vorbei und sie solle sich nicht in Gefahr bringen. Für Freddie ist das keine Lösung, auch wenn sie mächtig verliebt ist in Peter. Er folgt ihr heimlich zu dem Versteck, wo sich die Widerstandsgruppe trifft und erzählt es auch noch seinem Vater. Sie werden verraten, und Freddie kann sich nur knapp der Verhaftung oder dem Tod entziehen. Zwei ihrer Gruppe überleben diesen Verrat nicht. Was für ein Leben. Immer in Gefahr, ständig wachsam sein, immer wechselnde Schlafstätten, immer Angst vor einem erneuten Verrat.
Wilma Geldorf hatte die Gelegenheit, Freddie Oversteegen in ihrer Seniorenwohnung zu besuchen, um mit ihr über die Arbeit im Widerstand und ihr Leben dort zu sprechen. Aus den Gesprächen ist dieser Roman entstanden, der, wie die Autorin betont, Fiktion ist. Sie hat die Lebensgeschichte von Freddie Oversteegen als Grundlage dieser Erzählung genommen und noch einiges hinzugefügt. Herausgekommen ist die spannende Lebensgeschichte einer Jugendlichen im 2. Weltkrieg in den besetzten Niederlanden. Man muss erwähnen, dass einige Passagen sich oft wiederholen und etwas lästig sind. Immer dann, wenn sich die Gruppe in ihrem Versteck trifft, drehen die Männer sich Zigaretten, und dann qualmen sie den Raum voll. Auch die Liebesgeschichte zwischen Peter und Freddie nimmt mitunter etwas zu viel Platz ein. Aber das macht eigentlich nicht so viel, man ist gefesselt von dem Geschehen und bangt um das Überleben der Protagonistin. Den Schwestern Oversteegen wurde nach dem Krieg von ihrer Regierung nicht für ihren Widerstand gedankt. Sie waren Kommunistinnen, und in der Zeit des Kalten Krieges wollte man sie lieber vergessen. Das traf Freddie schwer, sie zog sich von der Politik zurück. Erst im Jahre 2014 wurde ihnen von der niederländischen Regierung das Mobilisatie-Oorlogskruis (War Mobilization Cross) verliehen. Eine späte Wiedergutmachung. Sie starb am 5. September 2018, einen Tag vor ihrem 93 Geburtstag. Sie hat die Veröffentlichung dieses Buches nicht mehr miterleben können, schade.
Was für eine Geschichte, was für ein Leben. Dass auch nach 75 Jahren nach Kriegsende noch solche Zeugnisse der jetzigen Genration gezeigt werden können, ist großartig und sollte für alle, die dieses Buch lesen, bedeuten: Dem Hass und dem Faschismus keine Chance!

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von wb; Landesstelle: Bremen.
Veröffentlicht am 27.02.2020

Weitere Rezensionen zu Büchern von Geldorf, Wilma

Geldorf, Wilma

Reden ist Verrat

Weiterlesen