Rattensommer
- Autor*in
- Pickel, Juliane
- ISBN
- 978-3-407-75687-9
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 252
- Verlag
- Beltz & Gelberg
- Gattung
- Erzählung/Roman
- Ort
- Weinheim
- Jahr
- 2023
- Lesealter
- 14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- BüchereiFreizeitlektüre
- Preis
- 16,00 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Lou und Sonny, Freundinnen seit Windeltagen, erleben sich jetzt, mit 15, auf einmal ganz neu, ganz anders. Plötzlich ist eine Art von Liebe im Spiel, die sie vorher nicht kannten. Wo Lou vorher ganz genau wusste, was ihre Freundin als nächstes tun würde, ist sie jetzt unsicher; Sonny distanziert sich und kommt ihr auch gleich wieder so unendlich nah. Außerdem ist gerade der Mörder ihrer Mutter aus dem Gefängnis entlassen worden.
Beurteilungstext
Halb Kriminalgeschichte, halb Adoleszenzroman, wird in dieser Erzählung eine Spannung erzeugt, die kaum auszuhalten ist. Wir erleben mit der Ich-Erzählerin alle Gefühle, die sie durchläuft – von neu entflammter Leidenschaft über Enttäuschung bis zu dem brennenden Wunsch, ihrer Freundin beizustehen und sie zu beschützen.
Lou weiß, dass Sonny sie braucht – als Spiegel, als Klagemauer, als Spaßvogel, als Punchingball, als selbstverständliche Person an ihrer Seite, auf die sie sich immer verlassen kann. Dass auch sie selbst die andere braucht, das war immer unhinterfragt und erwünscht. Und jetzt gibt es auch noch diese neue Dimension, die Zärtlichkeit, den Sex, die überwältigenden Gefühle. Nicht aufdringlich geschildert, eher nüchtern und auf Einzelheiten verzichtend.
Als Hagen Bender, der Sonnys Mutter getötet hat, aus dem Gefängnis entlassen wird, gerät Einiges aus den Fugen. Sonny wird von wildem Rache-Bedürfnis getrieben, und um dieses zu verwirklichen, lässt sie sich auf Menschen und Handlungen ein, die sie vorher nicht in Erwägung gezogen hätte. Und Lou? Sie muss immer öfter erleben, dass ihre Freundin nicht da ist, dass sie ihr nicht die Wahrheit sagt, dass die sicheren Orte, die nur ihnen beiden gehörten, nun plötzlich auch von anderen genutzt werden. Der Sommer ist so heiß, dass es allen Menschen und Tieren den Verstand vernebelt. Es stinkt. Und im leeren, stillgelegten Schwimmbad, in dem sie sich immer treffen, liegt eine tote Ratte und vertrocknet. Sinnfällig.
Und dann ist da noch die Sache mit dem Wasser. Lou kann nicht schwimmen. Es wird nicht erklärt, aus welchen Ereignissen diese Phobie entstanden ist, aber wir können miterleben, wie Sonny sie immer wieder animieren will, sich doch einmal auf einen Versuch einzulassen. Es ist alles sehr authentisch, geradezu unangenehm realistisch, Lous Angst und ihr Wille, diese zu überwinden, sind greifbar. Schließlich gibt es einen Showdown, in dem Wasser und die Fähigkeit, oben zu bleiben, eine entscheidende Rolle spielen, aber mehr wird hier nicht verraten.
Ob die beiden ein Paar bleiben, ob sie überhaupt befreundet bleiben, ist ungewiss, aber Lou entdeckt etwas ganz Neues, das sie bisher noch nicht kannte: Dass sie nicht die Hälfte einer Einheit ist, sondern ein selbständiges Ganzes. Das ist nach den Enttäuschungen hart, aber auch befreiend.
Für Leserinnen und Leser ab 14 ist diese Geschichte gut geeignet, auch wenn sie stellenweise recht schonungslos Gefühle und Lebensverhältnisse darstellt. Es gibt ein paar lose Erzählfäden, ansonsten ist sie aber sehr mitreißend und eindrücklich.