Randvoll mit Glück

Schlagwörter

• Behinderung
• Familie
• Streit/Konflikt

Teaser

Trennung der Eltern, neue Partner bei Vater und Mutter, eine neue Halbschwester, ein erzwungener Umzug und die Zusammenführung in eine Patchworkfamilie; und weil das alles noch nicht genug Probleme sind, hat die neue Stiefschwester Trisomie 21. Suri verzweifelt und sträubt sich – vergeblich.

Beurteilungstext

Entgegen der Behauptung im Titel gibt es in diesem (Hör)Buch nicht nur Glück, sondern jede Menge Sorgen, Probleme, Enttäuschungen, Eifersucht und Wut.
Suri, eine der beiden Protagonistinnen der Geschichte, lebt mit ihrer Mutter und ihren Brüdern allein. Der Vater erwartet mit seiner neuen Partnerin ein Kind. Auch die Mutter möchte sich neu liieren, stößt aber auf die Ablehnung ihrer Kinder. Nachdem sie mit ihnen als Kompromiss vereinbart, ein halbes Jahr auf Probe beim neuen Partner zu wohnen, und die Geschwister erkannt haben, dass ihre Mutter ihren Anspruch auf ein eigenes Glück durchsetzen wird, willigen sie schließlich widerwillig ein. Was sie erst ganz kurz vorher erfahren: Dieser neue Partner hat auch eine Tochter, Amy, genauso alt wie Suri.
Was sie aber erst beim ersten Zusammentreffen realisieren: Der überwiegende Aufenthalt dieses Mädchens ist beim Vater. Und Amy hat das Down-Syndrom, ist also speziell, anders, behindert – je nach Auffassung ihres Gegenübers.
Die drei Geschwister reagieren sehr unterschiedlich. Erik durchaus aufgeschlossen, Bjarne mit kompletter Ablehnung und Suri empfindet für Amy durchaus Sympathie, erstickt aber an ihrer Eifersucht. Denn Amy bekommt sowohl von ihrer Mutter und – besonders schlimm – von ihrer besten Freundin viel zu viel Aufmerksamkeit und Zuwendung.
Die Situation eskaliert, man ahnt es lange, denn Amy ist wirklich eine Herausforderung für alle in ihrem Umfeld, selbst wenn die ihr offen gegenüberstehen. Sie kann sich selbst nicht steuern, platzt mit allen Gedanken ohne Überlegung heraus, hat gelegentliche Wortfindungsstörungen und einen eingeschränkten Gleichgewichtssinn, weshalb sie zum 12. Geburtstag ein Fahrrad mit drei Rädern bekommt.
Sie nimmt ihre Einschränkungen selbst wahr, wird von ihren „normalen“ Mitschülern gemobbt. Trotzdem ist sie fröhlich, gutmütig, arglos, unvoreingenommen, ohne Berechnung und Hintergedanken.

Die Autorin versteht es, die Reaktionen der Personen auf diese Vielzahl an Problemen authentisch zu vermitteln. Die Hörer*innen erfahren viel über Trisomie 21 und werden animiert, ihre eigenen Einstellung zu überdenken und ggf. zu revidieren.
In einer wirklich schönen, lebendigen Sprache („Der Streit kam ganz allmählich in ihr Leben geschlichen…“) erzählt sie uns die Geschichte.
Am Ende entscheidet sich die Familie wirklich, zusammen zu bleiben. Aber leicht war der Weg dahin nicht! Wie im echten Leben!

Das Booklet vermittelt nur die Auflistung der in 52 Kapitel geteilten Geschichte. Das erleichtert die gelegentlichen Unterbrechungen, denn mit mehr als sechs Stunden Hörzeit wird man ohne Pause nicht auskommen.
Die Sprecherin Katinka Kultscher liest großartig, deutlich, mit den erforderlichen Gefühlen und in einem angemessenen Tempo.

Eine sehr empfehlenswerte, locker erzählte Geschichte mit viel Tiefgang.

Anmerkung

Auch als Buch bei cbj erschienen.