Propeller-Opa

Autor*in
Walliams, David
ISBN
978-3-499-21785-2
Übersetzer*in
Münch, Bettina
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Ross, Tony
Seitenanzahl
463
Verlag
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
Reinbek bei Hamburg
Jahr
2017
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
14,99 €
Bewertung
empfehlenswert

Teaser

Jack liebt seinen Großvater, der im zweiten Weltkrieg Pilot war und teilt mit ihm die Begeisterung für Flugzeuge und das Fliegen. Besonders die Supermaschine "Spitfire" hat es beiden angetan. Doch Opa wird zunehmend verwirrter und Jacks überforderte Eltern stecken ihn in das Altersheim Twilight Towers. Nur Jack ahnt, dass es dort unter der Leitung der finsteren Vorsteherin Miss Swine nicht mit rechten Dingen zugeht und startet eine unvergleichliche Rettungsaktion…

Beurteilungstext

Der erfolgreiche britische Kinderbuchautor David Walliams ist spätestens seit seinem Erfolg der "Gängsta-Oma" auch in Deutschland äußerst beliebt. Mit "Propella-Opa" liegt nun der sechste Titel einer lockeren Reihe vor. In bewährter Manier von Tony Ross illustriert, dem wir auch die herrlich komischen schwarz-weiß gestrichelten Bilder in den Miss Wizz Büchern und in den Geschichten von Eoin Colfer verdanken. Ohne Frage, der Text und die comicartigen Illustrationen bilden eine perfekte Einheit, die den Spaß am Lesen fördert. Auf den ersten Seiten werden die handelnden Personen durch charakterisierende, karikaturhafte Zeichnungen vorgestellt. Die besondere Textgestaltung im ganzen Buch erhöht das Vergnügen und visualisiert Textpassagen. So zum Beispiel, wenn auf Seite 52 und 53 die Worte "große Sorgen" auch wirklich groß gedruckt werden, aus dem Text in verschiedenen Kombinationen herausragen, um zu unterstreichen, wie groß die Nöte des Jungen sind. Oder wenn auf Seite 87 die aufsteigenden Dienstgrade der Royal Air Force mit immer größer werdender Schrift aufgezählt werden. Maßlose Übertreibungen, ungewöhnliche Wortschöpfungen, wie auf S. 64 die "Resthaarfrisur" des Pastors Eber und die zahlreichen humorvollen Bilderreihen erhöhen den Spaß auch fürs Auge. So ist auf Seite 50 eine ganze Doppelseite verschiedener Käsesorten gezeichnet, auf S. 426 – 427 Soldatenschnurrbärte vom Zwirbelbart bis zum Dali-Bärtchen. Ein Flugzeuglooping in Bild und Schrift läßt auf S. 410/411 schmunzeln. An Walliams sehr speziellen Humor können sich jedoch durchaus die Geister scheiden. Als Erwachsener mag man ihn mögen oder nicht: Kinder werden bei der Lektüre Spaß haben und lachen. Und doch ist es gerade deshalb ein riskantes Wagnis, britischen "Slapstick" mit der Thematik des II. Weltkriegs zu verbinden. War das wirklich nötig, um letztendlich die Geschichte einer abenteuerlichen Flucht aus dem Altenheim zu erzählen? Krieg ist kein großes Abenteuer, sondern bringt unsagbares Leid und Tod über viele Menschen. Dass Kinder das in diesem Text erfahren, ist zu bezweifeln. Jacks Opa hat als Pilot die Faschisten bekämpft. In den bruchstückhaften Erinnerungen des an Demenz erkrankten alten Herrn spielen heute fast ausschließlich militärische Ehre(n) und geliebte Flugzeugtypen eine Rolle. Seine Affinität zu Kampf-Flugzeugen gibt er an seinen Enkel weiter. Dieser dankt es ihm mit grenzenloser Bewunderung, Liebe und viel Verständnis für den verwirrten Opa. Als die Eltern den Opa in ein Altenheim geben, ist er es, der die mysteriösen, gefängnisartigen Zustände erkennt und dem Opa mit einer beispiellosen Rettungsaktion zur Freiheit verhilft. Erst da gewinnt die überspitzte Story wirklich an Fahrt. Walliams greift ein durchaus aktuelles, gesellschaftsrelevantes Thema auf. Kinder erleben bei Großeltern und anderen Familienmitgliedern Demenz, Alter und Tod. Verständlich der Wunsch, den Angehörigen unzumutbare Zustände und lieblose Aufbewahrung zu ersparen. Dem Autor kommt es weniger auf ein realistisches Bild der Krankheit an, sondern er will Kindern eine spannende Geschichte mit britischem, schwarzem Humor erzählen. Das ist durchaus legitim. Die thematische Verbindung zum Weltkrieg erscheint mir jedoch mehr als fraglich. Ich halte sie für nicht nötig und nicht gelungen. Auch wenn das Glossar am Buchende historische Fakten zum Zweiten Weltkrieg aus britischer Sicht vermitteln will. Wohl, um Kinder zu schützen oder auch um dem lustigen Buch keine gar zu erschütternde Note zu geben, wird weitgehend darauf verzichtet, die "dramatische Lebensveränderungen" für die Menschen während des Krieges konkret zu benennen. Dass sie vorwiegend aus Tod, Vernichtung, Verwundung, Bombardierung, Hunger und Not bestanden, wird nicht erklärt. Wenn auch äußerlich ansprechend gestaltet, mit einer leicht verkleinerten SPITFIRE zum Ausschneiden ausgestattet und über große Strecken amüsant zu lesen - zu meinen Favoriten zählt das Buch jedenfalls nicht.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Veröffentlicht am 22.12.2017

Weitere Rezensionen zu Büchern von Walliams, David

Walliams, David

Gangsta-Oma schlägt wieder zu!

Weiterlesen
Walliams, David

Die schlimmsten Kinder der Welt

Weiterlesen
Walliams, David

Die allerschlimmsten Kinder der Welt

Weiterlesen
Walliams, David

Banditen-Papa

Weiterlesen
Walliams, David

Das Eismonster

Weiterlesen
Walliams, David

Das Eismonster

Weiterlesen