Prison Island

Autor*in
Kvalvaag, Hilde K.
ISBN
978-3-8369-5477-8
Übersetzer*in
Dörries, Maike
Ori. Sprache
Norwegisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
140
Verlag
Gerstenberg
Gattung
Ort
Hildesheim
Jahr
2012
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
12,95 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Idun ist genervt: Sie verliert im 800m-Lauf ständig gegen Ane Mo und muss sich den Sommer über mit ihrer Kusine Mai herumschlagen, die mit jedem Jungen schläft und sich ausgerechnet in einen Strafgefangenen verliebt. In diese Geschichte wird Idun unfreiwillig hineingerissen

Beurteilungstext

Idun lebt mit ihrem Bruder Morten bei ihrer Mutter. Der Vater ist ausgezogen und lebt seit einiger Zeit mit einer anderen Frau zusammen. Idun sieht ihn häufig auf dem Fahrrad vorbeifahren. Morten ist den Sommer über nicht zu Hause, und so wohnt Mai in dessen Zimmer. Die Mädchen sind etwa gleich alt, sechzehn, und haben völlig verschiedene Interessen. Mai lässt sich mit jedem Jungen der Umgebung ein und schläft auch mal mit zweien im Wechsel. Idun hat damit erstmal noch nichts am Hut, sie trainiert für den 800m-Lauf, den sie am Ende des Sommers endlich gegen Ane Mo gewinnen will. Bislang reicht es immer nur zum zweiten Platz.

Bei einem Ausflug in die Stadt lernt Mai den 22-jährigen Strafgefangenen Johan kennen. Er ist auf einer Gefängnisinsel im Fjord inhaftiert und hat als Freigänger die Möglichkeit, mit anderen Insassen die nahe gelegene Stadt zu besuchen. Bei diesen Ausflügen lernt Mai Johan kennen und hat nur noch eins im Sinn: Sie will ihn auf der Gefängnisinsel besuchen, was natürlich verboten ist. Mai belagert Idun, mit ihr zur Insel zu rudern, aber Idun lehnt vehement ab. An Iduns Geburtstag planen die beiden Mädchen einen Ruderausflug mit Lagerfeuer und Übernachtung in einem Zelt. Doch Mai hat Idun hintergangen, sie ist mit Johan verabredet und rudert mit Idun zur Insel, wo sie von den Gefangenen Aleksander und Johan abgeholt werden. Sie verstecken sich im Schrank des Hauses dreier Strafgefangener, wo sie vom Aufseher nicht entdeckt werden. In dieser Nacht erlebt Idun den ersten Sex ihres Lebens, weil es Mai so geplant hat. Sie ist von Aleksanders Sanftheit ein wenig überrascht. Mai und Johan vergnügen sich im Nachbarzimmer. Den ganzen Tag über müssen sich die Mädchen wieder im Schrank verstecken, um in der folgenden Nacht unbemerkt wieder verschwinden zu können, was ihnen denn auch gelingt. Dennoch weckt diese Episode ungeahnte Kräfte in Idun, sie gewinnt den 800m-Lauf im Herbst gegen Ane Mo.

Idun ist von Mais Vorgehen enttäuscht, zeigt ihr das aber nicht. Trotzdem lässt sie sich von Mai überreden, die Männer ein zweites Mal auf der Insel zu besuchen, jetzt werden sie erwischt und von den Aufsehern zurück gebracht. Die Konsequenzen dieses unerlaubten Besuches sind für Johan hart, er befürchtet, wieder in eine andere Haftanstalt verlegt zu werden. Dieses Eingesperrtsein ist für ihn unerträglich, und so flieht er gemeinsam mit Mai. Zur Flucht stehlen sie das Motorboot von Iduns Vater. Doch unterwegs passiert ein Unglück, und die beiden ertrinken.

So verschieden die beiden Mädchen auch sind, so ist die Lebenssituation doch vergleichbar. Keine von beiden hat einen vertrauten Umgang mit dem Vater, und auch die Mütter sind nicht sonderlich um ihre Töchter besorgt. Idun und Mai wirken mit ihren Fragen und Problemen isoliert, ihnen fehlen nicht nur ernstzunehmende Gesprächspartner, sondern auch ein emotionaler Rückhalt. Diesen findet Idun auch nicht bei ihrem Trainer, mit dem sie Küsse und Berührungen erlebte. Etliche Leserinnen und Leser mögen sich in ähnlicher Situation befinden. Insofern ist die Darstellung der Autorin durchaus realistisch.

Ebenso ist die Besonderheit der Gefängnisinsel, dieses Konzept des Strafvollzugs als realistisch einzustufen. Derartige Projekte wird es sicherlich in Norwegen geben. Das wäre auch gut so.

Unrealistisch erscheint hingegen, dass die Mädchen in den Strafgefangenen Aleksander und Johan verständnisvolle und einfühlsame Männer finden, mit denen sie zärtliche Erotik erleben. Verantwortungsbewusst handeln sie nicht. Gleiches gilt für Iduns Trainer. Er sieht in Idun die Läuferin, die er trainiert, aber auch die junge Frau, der er sich übergriffig nähert.

Es bleibt die Frage, ob die Autorin Jugendlichen in vergleichbaren Situationen einen Weg weisen will oder nicht. Will sie mit ihrem Buch sagen: "Lass Dich auf Sex mit Strafgefangenen ein, sie sind die besseren Menschen und Du gewinnst Kraft und kannst Dein Rennen gewinnen!"? Will sie sagen: "Wenn Du Sex mit ständig wechselnden Jungen hast, dann pass auf, es könnte sein, dass Du hinterher tot bist!"?
Für wen hat sie ihr Buch geschrieben? Mit welcher Nachricht?
Das sind Fragen, die sich nach der Lektüre dieses Buches stellen.

Hilde K. Kvalvaag hat 2010 für ihr Buch "Prison Island" den Brage-Preis für das beste Jugendbuch erhalten.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von SuS.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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