Prinzessin Popelkopf

Autor*in
Kling, Mrrc-Uwe
ISBN
978-3-86391-116-4
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Henn, Astrid
Seitenanzahl
30
Verlag
Voland u. Quist
Gattung
BilderbuchMärchen/Fabel/SageSachliteratur
Ort
Dresden / Leipzig
Jahr
2015
Lesealter
6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
12,99 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Prinzessin Popelkopf ist nicht nur dumm, sondern auch gemein.

Beurteilungstext

“Es war einmal eine hübsche Prinzessin mit viel Rosa drumrum. Und wie die meisten Prinzessinnen war sie sehr dumm.” So beginnt dieses Bilderbuch. Es räumt gründlich auf mit den süßlichen, aufgehübschten Prinzessinnen in so vielen Kinderbüchern. Diese junge Frau ist eingebildet, kümmert sich nicht um die Untertanen. Auch die Hilfe suchende Hexe behandelt sie hochnäsig. “Aber die Hexe zog aus der Nase ‘nen Popel aus Licht und schnippte der Prinzessin den ins Gesicht. Ich verfluche dich, dass du bist, wie du heißt. du heißt und bist ein Popelkopf.” Die Menschen lachen sie aus und die Prinzessin bleibt meistens auf ihrem Zimmer. Auch der Spiegel verhöhnt sie als hässliche Frau. Die Prinzessin will nicht mehr Popelkopf sein. Ihr Vater, König Käsefuß, rät ihr zu heiraten; dann bekomme sie einen neuen Namen. Er hat schon gleich Kandidaten: Fürst Furzgesicht, Herzog Hackfleischhaut. Die Prinzessin will aber den Grafen Grützhirn. Er ist zwar dumm, doch sieht er er gut aus. Die Belehrung der Hexe, einen unverfänglichen Namen zu wählen, geht ins Leere.
So wird aus der Prinzessin Popelkopf Gräfin Grützhirn. Und der Papst Pisspott wird angewiesen, die Ehe zu sanktionieren. -

Das Buch ist wie eine Satire auf die höfischen Rituale. Die comicartigen farbigen Illustrationen machen sich lustig über das Leben der Reichen und verhöhnen es. Nicht einmal die außergewöhnlichen Kleider bringen Glanz. Das Leben ist oberflächlich und ohne Sinn. Im Vordergrund der Bilder stehen die handelnden Personen. Die überzeichneten Bewegungen und die Gestik geben die Figuren der Lächerlichkeit preis. Ihr Minenspiel ist dümmlich und linkisch. Die beigegebenen Utensilien des Reichtums (Orden, Schmuck, Skulpturen...) sind nur noch Staffage. Kleine witzige Details laden zum Entdecken und zum Schmunzeln ein. Auch der Papst ist keine beeindruckende Autorität. Er ist zwar seitenfüllend dargestellt, auf dem Kopf trägt er einen Pisspott, verschüttet gerade den Messwein und auf dem Lesepult liegt ein Comic. Der Text in Paarreimen integriert sich unauffällig in die Bilderseiten. Einige Sätze sind spielerisch in Großbuchstaben gesetzt und dadurch herausgehoben.

Das Buch schließt mit dem nachdenklichen Satz: “Die Popelköpfe beherrschten früher die Leute, aber die Grützhirne, die regieren noch heute.” Wen das Buch damit meint, bleibt offen. Allerdings zeigt die letzte Seite eine Politikerin mit der Merkel-Raute.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von WF.
Veröffentlicht am 01.10.2016