Poetry For Future
- Autor*in
- Samuel J. Kramer (Hg.),
- ISBN
- 978-3-947106-60-8
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 192
- Verlag
- Satyr
- Gattung
- Taschenbuch
- Ort
- Berlin
- Jahr
- 2020
- Lesealter
- 16-17 Jahreab 18 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- Fachliteratur
- Preis
- 16,00 €
- Bewertung
Teaser
Der "poetische Soundtrack" zur "Fridays for Future"-Bewegung. Eine Sammlung von 45 Texten ("für übermorgen" - wie der Untertitel postuliert) - poetisch, experimentell, verspielt; vor allem aber wütend und fordernd.
Beurteilungstext
Warum Samuel J. Kramer, Jahrgang 1996, Slampoet und Schriftsteller, diese Anthologie herausgegeben hat, macht er im Vorwort ab der ersten Zeile klar: "Wir haben, ..., noch ein paar Jahre Zeit, um die Kontrolle über das System Erde zurückzugewinnen, um den klimatischen Kollaps ... zu verhindern." (S. 9) Es geht um nicht weniger als einen Beitrag für die weltumspannende und einflussreiche Bewegung derjenigen, die die Klimakatastrophe und den ökologischen Tod der Erde nicht als fernes dystopisches Szenario betrachten, sondern als die wichtigste Herausforderung der Gegenwart verstehen. Man darf davon ausgehen, dass Herausgeber wie Autor*innen sich in vorderster Linie der Bewegung "Fridays for Future" engagieren. Aber was soll Literatur hier bewirken? Auch diese Frage lässt Kramer nicht unbeantwortet: "Ja, ich bin überzeugt, dass Literatur (...) eine Antwort auf politische Probleme solcher Größenordnungen darstellen kann und muss." (S. 11)
Der Band kommt bunt, disparat, laut daher. Die ausnahmslos kurzen Texte sind in fünf große Kapitel eingeordnet (Wasser, Kinder, Enden, Gegensätze und Sprache), die gleichwohl nur ein loses Gerüst darstellen. Auch die Genregrenzen sind fließend. Gedichte stehen neben kleinen Geschichten, collageartigen Texten und solchen, die eher in Richtung Essayistik gehen. Die Verfasserinnen und Verfasser gehören unterschiedlichen Generationen an - neben Vertreterinnen der "Generationen Y bis Z" gibt es auch viele zwischen 40 und 50. Die Mehrzahl ist in Deutschland zuhause, aber auch Autor*innen aus Österreich und der Schweiz sind vertreten. Alle eint der Anspruch, mit ihren Texten in eine Welt hineinwirken zu wollen, die ihrer Meinung nach die letzte Möglichkeit nutzen muss, in Richtung Erhaltung der Ökosysteme und damit der menschlichen Spezies abzubiegen.
Es gibt anklagende Stücke und melancholische bis düstere. Am wirkungsvollsten sind die eher ironischen, die ungewöhnliche stilistische Wege suchen und finden, die bedrückende Gegenwart und die apokalyptische Zukunft zu spiegeln. Beispielhaft sei auf "Cookie Clicker" von Pascal Simon verwiesen - eine ebenso treffende und einleuchtende wie witzige Parabel auf den fatalen Ansatz einer immerfort wachsen müssenden Ökonomie; oder auf "Ein Bericht" von Marina Sigl, der den Anstieg der Meeresspiegel satirisch darstellt.
Die literarische Qualität ist naturgemäß sehr unterschiedlich. Neben geschliffenen und exakt durchkomponierten Texten gibt es viele, die von einer gewissen Unbeholfenheit gekennzeichnet sind. Insgesamt überzeugen und fesseln die Prosatexte mehr als die lyrischen. Es ist nicht zu übersehen, dass vieles "mit sehr heißer Nadel gestrickt" ist. Dennoch ist es beeindruckend, wie geschlossen die Sammlung im Ganzen erscheint.
Viele Autorinnen und Autoren gehören der Poetry-Slam-Szene an. Viele der Texte kann man sich auf der Bühne dargeboten besser und wirkungsvoller vorstellen als zwischen Buchdeckeln. Mehr als 20 QR-Codes schaffen hier Abhilfe und ermöglichen es, dem Vortrag der Werke durch die Verfasser*innen zu lauschen.
Das Buch ist weniger für eine Lektüre "am Stück" geeignet. Für einen Einsatz in der Schule empfiehlt es sich, bestimmte Stücke auszuwählen (oder durch die Schülerinnen und Schüler auswählen zu lassen), um dann an und mit ihnen zu arbeiten.