Please don't hate me – Nichts ist wichtig, wenn man tot ist

Autor*in
King, A. S.
ISBN
978-3-401-06644-8
Übersetzer*in
Bendixen, Katharina
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
381
Verlag
Arena
Gattung
Ort
Würzburg
Jahr
2011
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
16,99 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

“Stellt euch vor, dass euer bester Freund stirbt. Fühlt ihr euch da einsam und verlassen? Und wie fühlt ihr euch,wenn er euch zuerst verrät und danach stirbt? So einsam und verlassen kann man sich gar nicht fühlen.“
Doch genauso einsam und verlassen fühlt sich die 18jährige Vera Dietz, die nicht nur ihren besten Freund (zweimal) verloren hat, sondern darüber hinaus auch noch als einzige weiß, was in der Nacht als Charlie starb, wirklich geschehen ist.

Beurteilungstext

Mit einem schier unüberwindlichen Gemisch aus Geheimnissen, Lügen, Intrigen und unterdrückten Gefühlen muss sich Vera und mit ihr der Leser auseinandersetzen, um schließlich den Mut zu finden, Charlie ein letztes Mal zu retten und damit vor allen Dingen auch sich selbst.
„Please don't hate me“ ist, neben der thematischen Brisanz, auch durch den häufigen Wechsel der Erzählperspektive – so wird neben Vera, auch aus der Sicht ihres Vaters, des toten Charlies und sogar aus der Sicht des Wahrzeichens von Veras Heimatstadt, der Pagode, erzählt – ein durchaus anspruchsvolles Buch. Zudem wird die Geschichte nicht linear erzählt, sondern über verschiedene Rückblenden begreift der Leser, dass Charlies und Veras Schicksal, vor dem sie davon laufen wollten und mit dem sich Vera nun allein auseinandersetzen muss, nicht erst in den letzten Monaten vor Charlies Tod geschrieben wurde, sondern sie ihre ganze Kindheit und Jugend begleitete und ihre Freundschaft (und Liebe) überschattete. Zu diesen schicksalsträchtigen Problemen zählen Charlies prügelnder Vater, Veras Mutter, die die Familie verließ, Veras Vater, der sich mit seiner Alkoholsucht auseinandersetzen muss und sogar sexueller Missbrauch. Und vielleicht ist es nicht einmal diese enorme Vielzahl an gesellschaftlichen Konfliktthemen, die das Buch zu einer so verstörenden und erschütternden Lektüre machen, sondern vielmehr der nüchterne und lakonische Ton, mit dem Veras Schilderungen begleitet werden und der deutlich macht, wie sehr die Protagonistin schon selbst in einem Zustand gefangen ist, aus dem sie sich nur selbst (und mit der Hilfe ihres Vaters) befreien kann.
Vielleicht mag die Auflösung des Buches fast ein wenig zu glatt scheinen, aber an ihr wird deutlich , dass es, auch wenn es zunächst den Anschein machte, nicht nur ein Buch übers verlassen werden und sich verlassen fühlen ist, sondern auch ein Buch über das (Sich-)Wiederfinden.
Ein sehr empfehlenswertes Buch, welches zum Nachdenken und Diskutieren anregt und den Leser so schnell nicht wieder loslässt.

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Diese Rezension wurde verfasst von StJ.
Veröffentlicht am 01.01.2010