Plätzchen und Prilblumen - Weihnachten in den 70er Jahren

Autor*in
Kessler, Lisa
ISBN
978-3-451-29733-5
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
160
Verlag
Herder
Gattung
Ort
Freiburg
Jahr
2007
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
12,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Lisa Kessler auf den Spuren ihrer Kindheit und der Suche nach dem Sinn von Weihnachten

Beurteilungstext

Die folgende Beurteilung erstreckt sich weitgehend auf die fünfbändige Reihe und ist dementsprechend in weiten Teilen identisch mit der der anderen Bände.
Mit diesen Weihnachtsbänden hat der Herder-Verlag eine Reihe auf den Markt gebracht, die 50 Jahre deutscher Geschichte einmal ganz anders angeht, nämlich unter dem Motto "Weihnachten", dem deutschesten aller deutschen Feste. Weihnachten der 40er, 50er, 60er, 70er und 80er Jahre, jeder Band von einem anderen Autor geschrieben, der seine Kindheit in dem betreffenden Jahrzehnt verbrachte. Jeder hat die Möglichkeit, seinen Band ganz eigen zu gestalten, anders genutzt, und doch ist das Grundmuster unschwer erkennbar: Wie ein Moderator führt der Autor durch das Buch, erzählt, erinnert sich, kommentiert, erklärt (umso nötiger, je weiter die Zeit zurückreicht). In die Texte eingeschoben ist eine Art "Chronik" durch die betreffenden zehn Jahre, die jeweils ganz anders aussieht, aber in ihr wird das Geschehen - nicht nur, aber schwerpunktmäßig - in Deutschland festgehalten: politische, gesellschaftliche, kulturelle Ereignisse von Bedeutung und Bestand. Und wiederum dazwischen eingeschoben kleine literarische Kostbarkeiten von mehr oder weniger bekannten Schriftstellern und Schriftstellerinnen, die sich and die Zeit erinnern oder in ihrem Werk verarbeitet haben. Und das alles immer unter dem Thema Weihnachten.
Die 70er Jahre, der einzige Beitrag von einer Frau, Lisa Kessler, geb. 1967, Literaturwissenschaftlerin und Kulturanthropologin. Ein Buch, in dem eindrucksvoll die Welt demonstriert wird, wie sie sich in der Werbung zeigte: eine Welt zwischen Plätzchenbacken und den berühmten "Prilblumen" ("Pril entspannt das Wasser"). Eine Zeit, die keinen Mangel mehr kennt, in der die erste selbstständige Generation von Kindern und Jugendlichen herangewachsen ist, die keinen Krieg mehr erfahren hat und auch nicht von den Auswirkungen des letzten Krieges gekennzeichnet ist. Eine Generation, die den Überfluss kennt und ansatzweise ausbricht aus den vorgegebenen Verhältnissen und Strukturen, in einer Zeit, in der viele ihren Wert und ihre Identität aus Markenklamotten beziehen , mit denen sie trotz Protest den Verlockungen der Welt der Werbung erliegen.
Lisa Kessler bringt in ihrem Buch viele kluge Überlegungen, in denen sie gekonnt die Sicht des Kindes in den 70er Jahren mit denen der reifen Frau von heute verbindet - eine umso interessantere Sicht, als sie selbst nun Kinder in dem Alter hat, in dem sie die 70er Jahre erlebte. Dies ermuntert sie stärker als die anderen Autoren zum Vergleich mit der Gegenwart, und der Leser darf sich überraschen lassen von Unterschieden und verblüffenden Gemeinsamkeiten, damals und heute.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von avn.
Veröffentlicht am 01.01.2010