Pippas Tagebuch. Eine Freundin muss her

Autor*in
Kelsey, Annie
ISBN
978-3-644-56721-4
Übersetzer*in
Härtling, Sophie
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Larsen, Kate
Seitenanzahl
160
Verlag
Gattung
Ort
Reinbek bei Hamburg
Jahr
2016
Lesealter
8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
9,99 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Pippas beste Freundin ist weggezogen. Ihre Mutter schenkt ihr ein Tagebuch, weil sie meint, das Schreiben würde sie über den Schmerz hinwegtrösten. Also schreibt Pippa ihre Erlebnisse auf - und wir erfahren, was sie auf der Suche nach einer neuen besten Freundin erlebt.

Beurteilungstext

"Eine Freundin muss her" ist der Auftakt der mehrbändigen Reihe "Pippas Tagebuch". In der gesamten Konzeption, besonders aber im Layout erinnert Annie Kelseys Kinderbuch an Comic-Romane im Stile von "Greg's Tagebuch", auch wenn hier auf die Einschübe von Comic-Strips verzichtet wird. Stattdessen wird der Text von witzigen Illustrationen aufgelockert, wobei Hinweise im Tagebuch darauf schließen lassen, dass die Bilder von Pippa selber stammen. Und auch hier suggerieren Layout und Schriftgröße dem kindlichen Rezipienten, dass die Lektüre keiner allzu großen Anstrengung bedarf, wodurch Lesemuffeln eine Hemmschwelle genommen ist. Allerdings suggeriert die pinke Gestaltung von Cover und Buchdeckel die Adressierung an ein vornehmlich weibliches Publikum. Wie für das Genre üblich, finden sich zahlreiche Anspielungen und Anlehnungen an jugendliche Kommunikation. So ist am Anfang des Buches, vor den eigentlichen Tagebucheinträgen und damit dem Handlungsbeginn, eine Doppelseite "Alles über mich" eingefügt, die der Aufmachung typischer Freundschaftsbücher folgt. Die Sprache Pippas ist vielfach der Sprache der Internetkommunikation entlehnt, bspw. Großschreibung zur Verdeutlichung des Gesagten, Gebrauch von Emoticons und übertriebene Gefühligkeit in Wort und Bild, Darstellung der momentanen Gefühlslage in * (z.B. "*Tränenrunterschluck*"), Bezeichnung der Freundin als "BFF" etc. Auch Pippas häufige Verwendung von Tabellen, die der Klärung der eigenen Gefühlslage dient und die sicher realem kindlich-jugendlichem Verhalten entspricht, findet sich hier ebenso wie in zahlreichen vergleichbaren Texten der aktuellen KJL.

Die beiden zentralen Themen des ersten Bandes von "Pippas Tagebuch" sind Freundschaft und Lüge. Denn Pippa versucht, nach dem Umzug und Verlust der besten Freundin durch Aufschneidereien neue Freundinnen zu finden; am Ende lernt sie, dass wahre Freundschaft ohne Angeberei auskommt. Ferner wird im Roman der Umgang Jugendlicher mit Teilen der kommerziell bestimmten Jugendkultur thematisiert (an dieser Stelle ist positiv hervorzuheben, dass die Übertragung ins Deutsche die kulturelle Alterität des englischen Originals nicht nivelliert). Dabei wird in unspektakulärer Weise und mehr beiläufig die Traumwelt in Frage gestellt, die durch die Medien vermittelt wird, etwa durch den leitmotivisch eingesetzten (Tag-)Traum Pippas, durch eine Castingshow (dem fiktiven "Voice Factor Kids", eine Kombination der realen Shows "Voice Factor" und "The Voice Kids") über Nacht zum Star zu werden, der sie erst in das Dilemma mit ihren durch Lug und Trug neu erworbenen Freundinnen bringt. Auch die altersgemäß noch nicht voll ausgebildete Fähigkeit, Fiktion und Wirklichkeit sauber zu trennen, wird inszeniert; so überblendet Pippa ihre Wirklichkeit häufig mit dem in Film und Fernsehen Gesehenen (etwa mit der Handlung von "Spy Kids"). Der Leserin wird auf unaufdringliche Weise eine belehrende Botschaft vermittelt, die sich gleichermaßen gegen Oberflächlichkeit in der Wahl von Freundinnen wie gegen die Oberflächlichkeit der Medienwelt richtet. Damit hat der scheinbar nur lustige und oberflächliche Text eine ernste Tiefendimension; dies gilt auch für die dargestellte Familiensituation Pippas, die die Scheidung ihrer Eltern scheinbar leicht zu nimmt, die aber bei genauem Hinsehen doch unter der leisen Vernachlässigung leidet.

Fazit: Ein lustiges Buch und ein komisch-ernster Roman, der Mädchen auf der Schwelle zum Teenie sicher große (Lese-)Freude bereiten und sie gleichzeitig zum Nachdenken anregen wird.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von WiBe.
Veröffentlicht am 01.07.2016

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