Peppino

Autor*in
Ziegler, Ursina
ISBN
978-3-314-10640-8
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Jucker, Sita
Seitenanzahl
40
Verlag
Nord-Süd
Gattung
BilderbuchErzählung/RomanBuch (gebunden)
Ort
Hamburg
Jahr
2023
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre8-9 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiFreizeitlektüreKlassenlektüreVorlesen
Preis
25,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Vater und Sohn geraten als Straßenkünstler in eine prekäre Lage, als der Vater arbeitsunfähig wird und Sohn Peppino zunächst auf sich allein gestellt ist. Am Ende bewahrheitet sich die Überschrift des Nachwortes: Das Glück ist mit den Mutigen.

Beurteilungstext

Peppone und Peppino, Vater und Sohn, früher einmal Teil einer Zirkuscommunity, verdienen sich ihr Geld mit Straßenkunst und reisen dabei von Ort zu Ort. Der alleinerziehende Vater hat früher als Zauberer gearbeitet und kann u.a. Schwerter und Feuer schlucken. Doch eines Tages geht bei der Vorführung in einer Kleinstadt etwas schief – ein Nagel bleibt in seinem Hals stecken und der Vater muss ins Krankenhaus (hier: Spital). Peppino ahnt, dass ER nun das Geld für die beiden verdienen muss und gibt sich viel Mühe, um mit Purzelbäumen, Radschlagen und allerlei weiteren Ideen, die Aufmerksamkeit der Passant*innen auf sich zu ziehen. Doch leider sehen in ihm alle nur den spielenden Jungen und niemand wirft Geld in den Hut. Aus seiner Traurigkeit heraus beginnt Peppino, mit seinen Straßenkreiden auf den Boden zu malen und versinkt dabei so sehr im kreativen Tun, dass er gar nicht bemerkt, wie die Menschen stehenbleiben und den kleinen Künstler und sein immer größer werdendes Werk bestaunen. Ein plötzlicher Regenguss beendet das Ganze jäh und das Bild verabschiedet sich in bunten Rinnsalen in den Straßengraben. Die Blumenfrau packt Peppino und die vielen Geschenke der Passant*innen ein und bringt ihn zu seinem Vater ins Krankenhaus. Vor lauter Freude wird dieser schnell wieder gesund und von nun an arbeiten die beiden zusammen für die Blumenhändlerin und werden in dem kleinen Städtchen sesshaft. Aus einem verwitterten Gartenhaus am Rande der Stadt bauen sie sich ein größeres Haus und Peppino zeichnet dafür die Baupläne. Am Ende leben sie dort zusammen mit diversen Tieren und einem großen bunten Garten um sich herum und der Vater gibt jeden Samstag vor Ort eine Zaubervorstellung, während Peppino sich seiner großen Leidenschaft, dem Zeichnen, widmen kann.

Die Geschichte von Peppone und Peppino wurde schon 1971 „geboren“ und gehört zu den beliebtesten Schweizer Bilderbuchklassikern. Die Neuauflage wurde sprachlich überarbeitet, die farbenprächtigen Illustrationen von Sita Jucker aber im Original beibehalten. Die Bilder wirken so, als seien sie zunächst mit Tusche gezeichnet worden und anschließend farbig aquarelliert. Teilweise füllen sie ganze Doppelseiten und könnten auch als Gemälde für sich stehen, manchmal sind es auch nur den Text ergänzende szenische Skizzen in schwarz-weiß. Es ist ein ganz eigener Zeichenstil, der Duktus wirkt lebendig und schnell, Details werden oft nur angedeutet, aber der Fokus der Bilder tritt immer klar hervor. Vielleicht ist es auch das Wissen darum, dass die Ilustrationen aus den 1970-ern (noch) nicht digital bearbeitet wurden, sondern die Leser*innen hier zwar gedruckte, aber auf Papier hergestellte Zeichnungen/Gemälde sehen, was mich dazu bewegt, dem Buch ansehen wollen zu können, dass es aus einer „anderen“ Zeit stammt.

Neben den wunderschönen Illustrationen von Sita Jucker gefällt mir auch die Tatsache, dass die beiden Hauptfiguren, Peppone und Peppino, offensichtlich aus dem Personenkreis der Jenischen, Sinti und Roma stammen und in der Geschichte aber nicht als irgendwie andersartig markiert werden, sondern die Leser*innen die Geschichte aus ihrer Perspektive miterleben dürfen. Die Kreativität und Problemlösekompetenz des kleinen Peppino beeindruckt mich einerseits auf der Handlungsebene, andererseits begeistern mich aber auch „seine“ gezeichneten Baupläne des zukünftigen Hauses.
Das Nachwort trägt die Überschrift „Das Glück ist mit den Mutigen“ - und ich würde dem noch hinzufügen wollen: „und mit den Kreativen“. Ein zeitloses Meister*innenwerk!

Anmerkung

Ich kann mir gut vorstellen, das Buch gemeinsam mit Grundschüler*innen zu lesen und die Kinder (z.B. im fächerübergeifenden Kontext) ebenso Baupläne von (Traum)häusern zeichnen zu lassen, wie Peppino es in der Geschichte vormacht. Lediglich der Preis (25 Euro) könnte eine finanzielle Hürde für die Anschaffung eines Klassensatzes darstellen - hier könnte mit einem Bilderbuchkino z. B. Abhilfe geschaffen werden.

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Diese Rezension wurde verfasst von nico; Landesstelle: Sachsen-Anhalt.
Veröffentlicht am 13.09.2023