Pardon, Monsieur, ist dieser Hund blind?

Autor*in
Jaouen, Henry
ISBN
978-3-8251-7786-7
Übersetzer*in
Tamm, Vera
Ori. Sprache
Französisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
189
Verlag
Urachhaus
Gattung
Biografie
Ort
Stuttgart
Jahr
2013
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
14,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Vero, die pubertierende Ich - Erzählerin stellt ihre Probleme und Freundschaften weitgehend in den Hintergrund, da sie vorrangig über das Leben von und mit ihrer an Alzheimer erkrankten Großmutter berichten will. Sie spricht über die Krankheit, die Umstände des Zusammenlebens, die ungewöhnlichen Situationen wie über die Konflikte, die sich mit der Verwandtschaft ergeben, und die Leser/innen erhalten auch Einblick in das Leben der Großmutter vor der Erkrankung.

Beurteilungstext

Die Leser/innen erfahren einiges über Symptome der Erkrankung, Untersuchungsmethoden und über Probleme, die sich im Zusammenleben mit an Alzheimer Erkrankten ergeben können, wie auch über Handlungsstrategien, die im Vergleichsfall hilfreich sein können.
Somit ist das eine der Geschichten, die auch viel Hintergrundwissen transportieren und für Betroffene in ähnlichen Situationen hilfreich sein können.
Es ist trotzdem bei weitem kein Fachbuch, will es nicht sein. Vero ist parteiisch, ihre Familie wird bei den dargestellten Konflikten mit der Verwandtschaft in ein positives Licht gerückt. Ihre Eltern sind Intellektuelle, materiell abgesichert, aber nicht so orientiert, sie führen ein Leben auf einem ehemaligen Bauernhof, die Sorge für die Oma ist für sie selbstverständlich. Dem stehen die materiell orientierten Verwandten gegenüber, deren Lebensauffassung bewusst als oberflächlich und egoistisch charakterisiert wird, was durch klischeehafte Beschreibung verstärkt wird (wohnen wie in einer Villa in Dallas). Sie wirft der Tante vor, dass sie es nicht einmal schaffen, die Oma während eines kurzen Urlaubs der Familie zu betreuen.
Sehr differenziert nähert sich die Enkelin dem Vorleben der Großmutter, da sie Zugang zu alten Briefen hat und die Großmutter, bedingt durch die Erkrankung, zunehmend in ihrer Vergangenheit und Kindheit lebt. Was sie hier über das Liebesleben der Oma und die Bedeutung einer alten Brosche, deren Verlust Streitpunkt und fast ein Leitmotiv wird, herausfindet, trägt zu einer gewissen Spannung der Handlung bei.
Die Ich-Erzählerin schildert vorwiegend chronologisch das Zusammenleben seit dem Einzug der Großmutter über einen Zeitraum von einem Jahr und dokumentiert so auch das Fortschreiten der Erkrankung, sie wählt dazu meist auffällige Episoden, die - trotz aller Tragik -nicht ohne eine gewisse Komik erzählt werden. Die Jugendsprache und die Kommentare von Vero wirken anfangs etwas übertrieben, dies gibt sich schnell, sei es, dass die Autorin bald den richtigen Ton findet oder die Leserin sich eingelesen hat.
Ein gelungenes Buch, nicht nur für Leser/-innen, die sich mit an Demenz erkrankten Großeltern befassen wollen, eventuell auch als Klassenlektüre geeignet.

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Diese Rezension wurde verfasst von P-J.
Veröffentlicht am 01.01.2010