Paolos Geheimnis

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Florenz im Renaissance-Jahr 1478. Paolo ist Lehrling des Künstlers und Ingenieurs Leonardo da Vinci. Der Teenager verliebt sich in die Sklavin Ghiraga, deren Herren die Familie Pazzi ist. Im Haus der Familie Pazzi erfährt Paolo von einem geplanten Mordanschlag auf die reichste Familie der Stadt - die Medici.

Beurteilungstext

Der Autor lässt das Leben am Fluss Arno an der Schwelle Mittelalter/Neuzeit wieder aufleben. In Person des jungen Lehrlings Paolo taucht der Leser in das historische Florenz des ausgehenden 15. Jahrhunderts ein. Ulrich beschreibt den Einfluss der christlichen Kirchenoberhäupter, die die Menschen der damaligen Zeit mit Vorhersagen und Warnungen wie das erneute Auftreten der Pest in Angst und Schrecken versetzen, genauso wie den historisch belegten Machtkampf der Familien Pazzi und Medici um die Vorherrschaft in Florenz. Die geschichtsträchtigen Umstände im Jahr 1478 lassen den vermeintlichen Sohn eines Wollwäschers seine wahre Herkunft herausfinden. Er lernt seine erste Liebe, die Sklavin Ghiraga, kennen. Die spannende Geschichte vom Erwachsen-Werden des begabten Lieblingsschülers Leonardo da Vincis, ist auch ein künstlerisches Sinnbild der Zeit vor über 500 Jahren, in der Kirchen und Herrscherhäuser die wichtigsten Auftraggeber der Künstler waren. Eine Geschichte, die für den Einsatz im Geschichts- aber auch im Kunstunterricht geeignet ist. So lernen die jugendlichen Leser vieles über den Werdegang des vielseitig begabten da Vinci, der Paolo auch zu einer verbotenen Autopsie mitnimmt. Von Paolo - dem Erzähler der Geschichte - erfährt der Leser, dass man früher Pinsel aus Eichhornschwänzen herstellte und Farben aus Mineralien produzierte. Mit Leonardo da Vinci erlebt Paolo auch fantastische Momente. Er wandelt mit einer Konstruktion von da Vinci über den Arno, und fühlt sich mit dem Flugapparat des begabten Ingenieurs frei wie ein Vogel.
Paolos Geheimnis ist ein historischer Krimi während der italienischen Renaissance. Als Paolo von dem geplanten Mordanschlag auf die Brüder Medici erfährt, will niemand dem mutigen Heranwachsenden Glauben schenken. Spätestens im Moment als er dem Mord an Giuliano Medici beobachtet, und nicht verhindern kann, muss Paolo sein kindliches Weltbild hinter sich lassen. So verliert Paolo seinen Vater Giuliano Medici, nachdem er kurz vorher durch einen Zufall das Geheimnis um seine Abstammung herausgefunden hat. Der plötzliche Tod seiner Halbschwester nach einem Schlangenbiss und das Beobachten der Machtlosigkeit seiner Eltern hatte Paolos kindliches Weltbild schon wenige Tage zuvor ins Wanken geraten lassen.
Der Leser erfährt am Beispiel von Paolo, wie groß die Diskrepanz zwischen Arm und Reich war, und wie sich die Lebens-erhältnisse der beiden Bevölkerungsschichten unterschieden.
Der niederländische Jugendroman ist unterteilt in bis zu sieben Seiten lange Kapitel. Die abgeschlossenen 30 Kapitel haben Überschriften wie Kurzgeschichten. Am Buchanfang findet sich ein Inhaltsverzeichnis mit namentlicher Nennung aller Kapitelbezeichnungen. Die Ich-Form-Erzählung von Paolo, und eine gut zum Sprecher zuzuordnende umgangssprachlich geprägte direkte Rede, machen die Geschichte gut lesbar und verständlich.