Orang-Utans klaut man nicht

Autor*in
Holland, Carola
ISBN
978-3-522-18205-8
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
158
Verlag
Thienemann
Gattung
Ort
Stuttgart
Jahr
2011
Lesealter
6-7 Jahre8-9 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Klassenlektüre
Preis
9,90 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Antons Familie hat sich nach dem letzten Sommerurlaub noch gar nicht richtig zusammen gerauft, da kommt schon wieder ein neues Familienmitglied hinzu. Man hat sich nun noch die kleine Affendame "Frieda" angelacht, die zusammen mit der bunten Truppe in einem Haus lebt. Da ist Chaos natürlich vorprogrammiert. Die neugierige Frieda muss nicht nur im Zaum gehalten, sondern auch vor den Nachbarn und einem aufdringlichen Tierpfleger versteckt werden.
Orang-Utans klaut man eben nicht.

Beurteilungstext

Die Autorin schildert ein Familienleben, das man durchaus als "modern" bezeichnen kann. So lebt Anton mit seinen zwei leiblichen Geschwistern, seiner Mutter und dem neuen türkischen Freund, sowie dessen Tochter zusammen. Der Diebstahl eines jungen Zootieres und die nachfolgenden Schwierigkeiten bei dessen Integration in das "normale" Familienleben lösen selbstverständlich noch mehr Spannungen aus und bieten Konfliktpotenzial. Dabei schreibt Annette Roeder aus einer kindlich orientierten Perspektive. Die Gedanken und Gefühle des Protagonisten Anton werden ausführlich beschrieben und bieten dem jungen Leser in vielerlei Hinsicht Anknüpfungspunkte für das eigene Leben. So werden beispielsweise der unterschwellige Streit mit der großen Schwester und die latenten Eifersuchtsgefühle gegenüber dem kleinen Bruder realistisch und gleichzeitig auf eine sehr witzige Art beschrieben.
Unabhängig von dem Motiv der aktuellen Familiensituation werden durch die einzelnen Figuren geltende Normen und Gesetze hinterfragt, wobei das Thema der Selbstjustiz im Mittelpunkt steht, welches mit dem Diebstahl der Affendame aber kindgerecht aufgearbeitet ist. Hierbei findet gerade Anton im Verlauf des Textes immer wieder andere Ansätze zur Einschätzung der eigentlichen Tat und zieht nach und nach immer größere gesellschaftliche Kontexte in seine Überlegungen mit ein. War er sich anfangs noch sehr sicher das Richtige getan zu haben, da die Familie dem Affen mit seiner Entführung ein Leben in größerer Freiheit ermöglicht hatte, kommen am Ende Gedanken über den generellen Wert von gesellschaftlichen Normen und Gesetzen hinzu, die seine Meinung beeinflussen.
Der Text gibt vorwiegend optimistische Ausblicke in Bezug auf ein funktionierendes Familienleben unter den oben beschriebenen Umständen. Die Streitigkeiten mit der Schwester entwickeln sich durch gegenseitige Anerkennung zu einer Art freundschaftlicher "Neckerei" und die kulturellen Differenzen innerhalb der Familie treten durch gemeinsame Erfolgserlebnisse und das Bestehen gemeinsamer Krisen in den Hintergrund. Das Finale des Handlungsstranges könnte als Ende mit einem lachenden und einem weinenden Auge beschrieben werden, so man sich die emotionale Verfassung der Figuren betrachtet. Ich halte das Ende in Bezug auf die Gefühle der Figuren für sehr gelungen. So ist sich Anton an dieser Stelle kaum noch sicher, ob er sich freuen oder ob er traurig sein soll, während seine große Schwester sich ihrer positiven Gefühle für die junge Affendame klar wird.
Die ansprechenden Illustrationen dürften eine Menge Spaß beim Leser hervorrufen, da sie verschiedene Situationen im Handlungsverlauf darstellen. Außerdem sorgt zum Beispiel die grafische Darstellung einer handschriftlichen Liste für Abwechslung im Schriftbild.
Der auffordernde Charakter des Nachtrags "Wenn ihr einen Affen retten wollt…", mit einer Linkliste von verschiedenen Organisationen, die sich für Tierschutz einsetzen, wirkt wie ein "pädagogischen Zeigefinger", der auf moralische Vorstellungen anspielt und die Kinder etwas plump zum Spenden anregen soll. Diesen Abschluss nach der eigentlichen Handlung halte ich für das einzig große Manko des Textes, da bis zu diesem Zeitpunkt die Auseinandersetzung mit der Sinnhaftigkeit von gesellschaftlichen Normen nur durch die Gedankenwelt des Protagonisten geschieht, hier der Leser aber direkt angesprochen wird.
Trotzdem halte ich das Machwerk insgesamt für ein durchaus lesenswertes Buch.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von cj.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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