Oma wer hat den Schnaps erfunden

Autor*in
Struve, Ilonka
ISBN
978-3-9807060-0-1
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
24
Verlag
Struve
Gattung
Ort
Weißenfels
Jahr
1999
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
2,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Vater trinkt schon immer. Zumindest weiß sie nichts mehr von Zeiten, als er es noch nicht tat. Trotzdem liebt sie ihn. Die Großmutter meint auch, sie habe viel von ihrem Vater, von dem was er tief in sich drin habe. Manchmal unternehmen sie zusammen schöne Dinge, wenn er nur nicht zum Schluss immer Wieder mit ihr in die Eckkneipe gehen würde...

Beurteilungstext

Der Alkohol verändert Menschen und verschüttet allmählich alles, was an ihnen liebenswert ist, bis nur noch der Trinker übrig ist.
Das Mädchen ist immer wieder neu verwirrt, wenn ihr Vater getrunken hat und sich in einen anderen Menschen verwandelt. Er ist dann nicht mehr liebevoll, ist kein verlässlicher Erwachsener sondern nur noch jemand, bei dem man mit allem rechnen muss, Streit,Schläge, und seelische Verletzungen, die nie heilen. Die Gedanken um den Vater und die Familie lassen wenig Raum für anderes. Lisa kann nicht richtig lernen, es ist schwierig für sie, Freundschaften zu knüpfen, alles Dinge, die in ihrem Alter eigentlich dran sind. Statt dessen grübelt sie über den Vater nach, macht sich Sorgen um die Mutter, wünscht sich, dass sie weg gehen, will jedoch auch beim trotzdem geliebten Vater bleiben.
Als die Mutter beschließt endgültig weg zu gehen, ist es für Lisa eine Erleichterung, dass ihr die Entscheidung abgenommen wird. Einige Zeit später besucht sie den Vater im Krankenhaus. Er liegt im Sterben, seine Leber ist zerstört. Dort gesteht er ihr, dass er sie sehr liebt, jedoch den Alkohol lieber hatte. Das ist eine einfache und sehr klare Aussage. Damit kann Lisa leben. Sie weiß, sie wird geliebt, jedoch die Sucht ist stärker. Sie hat keine Verantwortung für den Vater. Viele Kinder und Jugendliche können sich nicht von der Problematik der Eltern distanzieren. Sie fühlen sich verantwortlich. Sehr wichtig ist es in der Arbeit mit ihnen zu akzeptieren, dass sie ihre alkoholkranken Eltern lieben und darum eine Distanzierung von den Problemen der Eltern so schwierig für sie ist. Das wird in diesem Buch sehr deutlich und ist seine besondere Stärke. Jugendliche, die es lesen und betroffen sind, fühlen sich verstanden und können sich mit Hilfe dieses Buches ihrer Problematik stellen. Es gelingt ihnen besser zwischen Liebe und Verantwortung zu unterscheiden und wenn nötig entsprechende Distanz zu ihren Eltern zu schaffen, um so ihren eigenen Entwicklungsaufgaben nachgehen zu können.
Ich habe dieses Buch den Jugendlichen in meiner WG zu lesen gegeben. Sie lasen es immer in einem Zuge und zum Teil mehrmals. Nachdem mehrere von ihnen es gelesen haben, tauschten sie sich aus. Alle meine Jugendlichen sind betroffene Kinder, was das Ausmaß der Problematik deutlich macht.

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Diese Rezension wurde verfasst von KOST.
Veröffentlicht am 01.01.2010