»Oma!«, schreit der Frieder

Autor*in
Mebs, Gudrun
ISBN
978-3-7373-7245-9
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Jung, Barbara
Seitenanzahl
96
Verlag
FISCHER KJB Sauerländer Duden
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
Frankfurt am Main
Jahr
2023
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiFreizeitlektüreVorlesen
Preis
13,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Frieder lebt bei seiner Oma, die einen eigenen Erziehungsstil hat. Der Fünfjährige liebt seine Oma besonders, da sie seinen manchmal seltsamen Ideen etwas dagegensetzt, das nicht nach Strafe oder Bevormundung riecht, sondern ihm immer Freiheit gibt. Wie sie das macht?

Beurteilungstext

1984 hat die Autorin Gudrun Mebs für ihren Roman "Sonntagskind" den Deutschen Jugendliteraturpreis erhalten. Dies war nicht die einzige Auszeichnung für sie. So bekam sie u.a. 1985 die Janus-Korzcak-Medaille, 1991 den Troisdorfer Bilderbuchpreis, 1995 das Bundesverdienstkreuz am Bande und 2002 den Bayerischen Verdienstorden.
1984 war sie 40 Jahre alt und schrieb Kinderromane. Vorher war sie als Schauspielerin tätig. In diesem Jahr erschien auch erstmalig ihr Kinderroman "Oma! Schreit der Frieder", der noch weitere Folgebände hatte. Heute ist dieses Vorlesebuch für Kinder immer noch auf dem Markt und es lohnt sich durchaus, diesen Kinderbuchklassiker selbst oder Kindern im entsprechenden Alter vorzulesen - denn dafür war diese Buchreihe gedacht.
In diesem ersten Band sind 16 Geschichten um Frieder und seine Oma gesammelt. Frieder wohnt bei seiner Oma, hat dort ein eigenes Zimmer, ist fünf Jahre alt und wir erleben hier den Alltag mit seinen kleinen Problemen und Freuden. Frieder und Oma mögen sich, das spürt man in jeder Geschichte.
Jede Erzählung beginnt mit dem Satz: ""Oma!" schreit der Frieder und zupft Oma am Rock". Dieser wiederholende Satz ist wichtig für die Erzählstruktur der einzelnen Geschichten. Denn aus diesem einen Satz entwickelt sich jedes mal eine neue Situation, eine Problematik, die auf ca. fünf Seiten gelöst werden muss. Wichtig ist dieser Satz auch für das Vorlesen. Denn diesen ritualisierenden Satz können Kinder zu Beginn des Vorlesens bald selbst sagen, wenn man ihnen "Frieder-Geschichten" vorlesen will. Auch sonst gibt es immer wieder gleichlautende Sätze, die einerseits in die verschiedenen Handlungen passen, aber auch die Zuhörer:innen animieren mitzusprechen. Hier wurde direkt an das interaktive Vorlesen gedacht, was damals noch nicht so üblich war - zumindest nicht in dieser verschriftlichen Form.
Inhaltlich geht es in diesen Geschichten um ein vom Regen verhindertes Picknick, das dann im Bushäuschen trotzdem stattfindet, um das "Schlüsselloch-Gucken" vor dem Geburtstag, um ein beinahe verhindertes Mensch-Ärgere-Dich-Nicht-Spiel, um vertauschte Rollen (Frieder möchte mal Oma sein), um die Fähigkeit fremde Sprachen zu sprechen, um ... Und immer hat Oma eine Idee, wie sie Frieders Wünsche und Bedürfnisse so erfüllen kann, dass er einerseits Realitäten erkennt und andererseits er selbst als Person ernst genommen wird. Omas Ideen sind vielfältig und phantasievoll.
Mögen manche Geschichten heute vielleicht etwas "hausbacken" daherkommen (wie z.B. die Geschichte im Zirkus), mögen Kinder - 40 Jahre nach dem Entstehen dieser Texte - die aktuelle Technik wie PC oder Smartphone, usw. vermissen, geblieben sind die Grundstrukturen: Anerkennung, Zuneigung und Verständnis.
Diese Bausteine erkennen Kinder von heute beim Vorlesen immer noch, freuen sich mit Frieder um seine Ideen und bangen, wenn er etwas "ausgefressen" hat und wünschen sich oft auch eine so verständnisvolle Oma.
Sicher kann man diese Geschichten heute noch einsetzen, auch wenn es längst zeitgemäße gibt, die ähnliche Strukturen adäquat darstellen, andererseits ist es interessant, wie eine Autorin vor 40 Jahren psychologisch feinfühlige Geschichten formulieren konnte.
Barbara Jungs Illustrationen sind ebenfalls der Zeit geschuldet, drücken aber Emotionen zeitlos aus.
Ein Kinderbuchklassiker, den man immer noch lesen und vorlesen kann.

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Diese Rezension wurde verfasst von Walter Mirbeth; Landesstelle: Bayern.
Veröffentlicht am 21.12.2023