Olympia Morata - Das Mädchen aus Ferrara

Autor*in
ISBN
978-3-7655-1862-1
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Simon, Ralf (Umschl.)
Seitenanzahl
205
Verlag
Gattung
Ort
Gießen
Jahr
2004
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Fachliteratur
Preis
12,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Das kurze Leben der Olympia Morata (1526 -1555), einer Gelehrtentochter aus Ferrara, die als erste Frau an einer Universität gelehrt hat (Heidelberg)

Beurteilungstext

Enttäuschung ist die Grundhaltung des Vaters Pellegrino Morato, als ihm - dem Mittvierziger -als erstes Kind ein Mädchen geboren wird. Doch bald überwiegen väterlicher Stolz und Freude an dem überaus begabten, gelehrigen Kind. Leider kollidieren die Erziehungsziele der Mutter oft mit denen des Vaters: Das Kind soll nicht Lesen, Schreiben, Latein und Griechisch lernen, sondern sticken, nähen und Haushaltführung. Als Heranwachsende wird Olympia an den Hof des Herzogs von Ferrara berufen, um dort zusammen mit Prinzessin Anna erzogen zu werden. Das glanzvolle, Leben Olympias am Hofe endet jäh nach der Hochzeit der jungen Prinzessin. Ohne den inzwischen verstorbenen Vater ist die Familie der Armut preisgegeben. Da taucht wie ein helfender Engel Andreas Grundler auf, ein junger Arzt aus Schweinfurt. Er macht Olympia einen Heiratsantrag Mit Andreas zieht Olympia über die Alpen. Doch das beschauliche Leben in Schweinfurt ist nur von kurzer Dauer. Religionskriege, Plünderungen, Seuchen bedrohen das Leben der kleinen Familie, die in Heidelberg schließlich Zuflucht findet. Dort lehrt die junge Frau kurze Zeit an der Universität, ehe sie an Tuberkulose stirbt - 29 Jahre alt. Im gleichen Jahr sterben Andreas und Olympias Bruder Emilio an der Pest.
Ein kurzes, leuchtendes Mädchen- und Frauenschicksal im Zeitalter der ausgehenden Renaissance und der beginnenden Gegenreformation! Die Fakten sind sorgsam recherchiert und der Autorin gelingt es mit Faktenwissen und einer geschliffenen Sprache, die Gestalt der jungen Gelehrten vor unseren Augen lebendig werden zu lassen. Olympias Leben ist einerseits geprägt vom traditionellen Rollenverständnis der Zeit (Hausfrau und Mutter zu sein), andererseits von einem liebevoll-fördernden Vater-Tochter- Verhältnis. Sehr früh erkennt der Vater die außergewöhnlichen Begabungen seiner Tochter und fördert sie. Das glanzvolle Leben am Hofe eines Renaissance-Fürsten verlangt von dem jungen Mädchen Anpassungsvermögen, aber auch Selbstbewusstsein und Widerstandskraft gegen die vielfältigen Verlockungen bei Hofe. Das Glück einer Liebe und der Gerborgenheit in einer Ehe, die von starker Religiosität und dem “rechten” (evangelischen) Glauben geprägt ist, kann die junge Frau nur kurze Zeit erleben.
Die Autorin versteht es nicht nur hervorragend, die einzelnen Lebensabschnitte der außergewöhnlichen Protagonistin lebendig und anschaulich zu schildern, sondern auch geschichtliche, religiöse und wirtschaftliche Hintergründe so aufzuhellen, dass ein eindringliches “Geschichtsgemälde” jener bewegten Zeit mit vielen Facetten sichtbar wird.
Die anrührende Darstellung eines Frauenschicksals zur Zeit der Renaissance und Gegenreformation, lesens- und empfehlenswert für junge Mädchen ab ca. 12/13. Auch für Erwachsene lesenswert!

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Diese Rezension wurde verfasst von RPKim.
Veröffentlicht am 01.01.2010