Nussknacker und Mausekönig

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Teaser

Ilse Bintig erzählt das romantische Märchen vom mutigen Nussknacker, der den bösen Mäusekönig besiegt.

Beurteilungstext

Wer E.T.A. Hoffmanns Sprache erwartet, wird enttäuscht, denn die Handlung der Geschichte wurde rigoros gestrafft und in modernem Deutsch nacherzählt. Schade, dass z. B. auch Hoffmanns versteckter Hinweis auf das Happy End gleich zu Anfang dieser Kürzung zum Opfer fiel. Der Leser kauft hier insofern eine Mogelpackung, als er erst auf der Innenseite des Buchs den Hinweis findet "Neu erzählt von Ilse Bintig". Dabei hat die Erzählerin nicht nur alle Kapitelüberschriften geändert, sondern zum Teil sogar die Kapiteleinteilungen. So unterbricht bei ihr Herr Drosselmeier sein "Märchen von der harten Nuss" einmal mehr als bei Hoffmann. Da I. Bintig die direkte Rede als Spannungselement benützt, setzt sie diese häufig dort, wo Hoffmann indirekte Rede oder beschreibende Passagen bringt. Für Germanisten sind derartige Eingriffe in ein literarisches Werk natürlich unerträglich, und weil sich die Autorin so weit vom Original entfernt, müsste ihr Name unbedingt auf dem Buchdeckel erscheinen. Andererseits tut die Verkürzung auf das Wesentliche dem etwas behäbig erzählten Märchen sehr gut. Wer nur am Fortgang der Handlung interessiert ist, wird an dieser flotten, sprachlich guten Fassung seine Freude haben. Die hübschen, z. T. ganzseitigen Illustrationen von Markus Zöller unterstreichen den Märchencharakter des Buchs (z. B. S. 42). Sie sind - angepasst an den Erzählstil - moderat modern. Auf S. 6 trägt Fritz z. B. eine Latzhose, Marie aber ein knöchellanges Kleidchen.