Nichts sagen

Autor*in
Feldmann, Annette
ISBN
978-3-86327-106-0
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
144
Verlag
Divan
Gattung
Ort
Berlin
Jahr
2015
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
12,99 €
Bewertung
nicht empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Nils erlebt seine erste feste Beziehung, denn zum ersten Mal ist er richtig verliebt. Doch zwischen Nils und Ari steht Nils' Vergangenheit, über die er mit niemandem sprechen kann.

Beurteilungstext

Der Titel und das Cover lassen es schon vermuten: Das Thema des Jugendromans "Nichts sagen" ist sexueller Missbrauch; eher ungewöhnlich ist die Darstellung eines männlichen Missbrauchsopfers.

Erzählt aus der Perspektive des Ich-Erzählers Nils wechselt der Roman immer wieder zwischen "Heute" und "Früher". Das "Heute" - Nils ist ca. 23 Jahre alt, Student und in die Kommilitonin Ari verliebt - wird chronologisch erzählt; die Passagen über "Früher" - Nils ist zwischen 13 und 15 Jahre alt und kämpft darum, bei seiner Pflegefamilie bleiben zu dürfen und nicht zu seinem Stiefvater zurückkehren zu müssen - geben dagegen Flashbacks in die Vergangenheit wieder, die nicht linear erzählt werden.

Die Missbrauchsdarstellung, bei der nie die Schilderung der eigentlichen Taten im Vordergrund steht, gliedert sich in zwei Teile. Der erste Teil widmet sich der Inszenierung der psychischen Folgen, im "Früher" hilflose Aggressivität, im "Heute" Angst vor Nähe und Beziehungsunfähigkeit. Im zweiten Teil stellt sich Nils seiner Vergangenheit, mit der Hilfe von Freunden versucht er, aus der Rolle als Opfer, das sich selbst die Schuld am Erlebten gibt, auszubrechen, und den Täter zur Verantwortung zu ziehen.

Die Handlung ist an vielen Stellen konstruiert und von Zufällen bestimmt, auch bleiben viele Fragen offen. Warum lebt Nils seit seinem sechsten Lebensjahr und dem Tod seines Vaters bei einer Pflegefamilie? Warum konnte es dennoch zum Missbrauch durch den neuen Lebensgefährten der Mutter kommen? Das übertriebene Verständnis aller Menschen im Umfeld von Nils - "Früher" wie "Heute" - wirkt aufgesetzt und wenig realitätsnah. Die daraus entstehende Bagatellisierung bedingt, dass der Leser seinerseits wenig Empathie für den Protagonisten aufbringen kann. Der Text liest sich flüssig, vielleicht zu flüssig für das schwierige Thema. Und ohne das Ende verraten zu wollen, auch die Auflösung ist zu einfach.

Fazit: Literarisch ist das Jugendbuch wenig ambitioniert, nicht schlecht geschrieben, aber auch nicht wirklich gut. Der Ansatz, nicht den Missbrauch selbst, sondern seine kurz-, länger- und langfristigen Folgen in den Vordergrund zu stellen, ist an sich interessant; dennoch macht es sich der Text in der Darstellung der Thematik m. E. dann doch zu einfach.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von WiBe.
Veröffentlicht am 01.01.2016

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