Nennt mich nicht Ismael!

Autor*in
ISBN
978-3-446-23037-8
Übersetzer*in
Mihr, Ute
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Schössow, Peter
Seitenanzahl
299
Verlag
Hanser
Gattung
Ort
München
Jahr
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
12,90 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Ismael wird wegen seines Namens gemobbt und ist hilflos dem wortstarken Barry und seiner Clique ausgeliefert. Das ändert sich erst, als Scobie als Neuer in die Klasse kommt. Der reizt durch sein Aussehen als Mobbingopfer, aber er hat keine Angst und gewinnt die erste Auseinandersetzung durch die Macht der Sprache. Er gründet einen Debattierclub, Ismael wird zur Teilnahme überredet, muss auftreten und erlebt ein persönliches Fiasko, aus dem er aber lernt, seine Hemmungen zu überwinden.

Beurteilungstext

Sprachlich einwandfrei und sehr detailliert und einfühlsam werden hier die Nöte eines Jungen geschildert, der von einem auch körperlich starken Jungen und dem Kreis seiner Freunde täglich so gemobbt wird, dass er selbst das Gefühl hat, unter einer Krankheit zu leiden, dem Ismael-Leseur-Syndrom. Der Junge gibt seinem Namen die Schuld, denn der gibt in seiner Verballhornung zu vielen Demütigungen Anlass. Die einzige ihm mögliche Strategie ist es für Ismael, nie sich freiwillig zu melden, sich immer wegzuducken, sich in der Bibliothek herumzudrücken, und ähnliche Verhaltensweisen, um nicht mit Barry Bagsley zusammenzutreffen. Auch der dicke Bill wird von Barry drangsaliert. Als James Scobie neu in die Klasse kommt, scheint dieser als nächstes Opfer schon durch sein merkwürdiges Aussehen und seine unkontrollierten Zuckungen um den Mund vorprogrammiert. Aber es kommt anders, denn Scobie hat keine Angst, weicht den Blicken und Attacken nicht aus, sondern verteidigt sich mit Argumenten. Seine Angst hätten sie ihm mit dem Gehirntumor wegoperiert, erzählt er den Mitschülern. Mit Hilfe der ebenfalls neuen und von den Jungen umschwärmten Klassenlehrerin gründet Scobie einen Debattierclub, der sich mit anderen Clubs, auch denen an Mädchenschulen, messen soll. Durch das Zusammenkommen einiger unglücklicher Zufälle muss Ismael auftreten und sich mit Argumenten gegen Kelly, für die er schwärmt, verteidigen. Der Auftritt wird zu einem Fiasko, aber allmählich lernt Ismael, wieder gezwungen durch unvorhergesehene Ereignisse, frei zu reden. Er liest endlich auch den “Moby Dick”, aus dessen Buch sein Vorname stammt und fühlt sich wie Käpten Ahab erfüllt von Rache. In einer Fürbitte vor der gesamten Schulgemeinschaft wird er Barry bloßstellen. Barry weiß kurz vorher, was ihm blüht, kann aber nicht mehr kneifen. Ismael sieht die tiefe Angst in Barrys Augen, sieht die netten Eltern des Jungen und lässt in letzter Minute von seinem Vorhaben ab. Nein, er will nie jemanden so in Angst versetzen, wie Barry es mit ihm und anderen getan hat. Ein Buch also mit sehr gutem pädagogischen und psychologischen Hintergrund. Trotzdem wird das Buch mit seinen ausschweifenden ermüdenden Gedankengängen, hauptsächlich in den ersten Kapiteln, nicht viele Leser finden. Auch die Situation dieser Intellektuellen-Familie reizt nicht, sich mit der Hauptfigur auseinanderzusetzen. Merkwürdig auch, dass das Buch von Moby Dick, das heutigen Jugendlichen kaum bekannt sein dürfte, so breiten Raum einnimmt, während die Klassenkameraden sich mit Gestalten aus der heute aktuellen Jugendliteratur , z.B. . aus “Herr der Ringe” oder “Harry Potter “ identifizieren. Die Buchillustration trifft genau das psychische Dilemma, in dem Ismael steckt.

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Diese Rezension wurde verfasst von RPTL.
Veröffentlicht am 01.01.2010