Nebenan ist doch weit weg

Autor*in
Bones, Antje
ISBN
978-3-423-64113-5
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Szyszka, Michael
Seitenanzahl
291
Verlag
dtv
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
München
Jahr
2023
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiFreizeitlektüre
Preis
16,00 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die Protagonistin Edith zieht mit ihrer Familie von Berlin nach Krakau, wo sie sich den Herausforderungen der neuen Umgebung und der fremden Sprache stellen muss. Doch Edith meistert den Übergang – trotz ambivalenter Gefühle – beinahe spielend. Sie lernt Polnisch, findet neue Freund*innen und sieht sich vor allem mit der deutsch-polnischen Geschichte konfrontiert, über die sie bislang nichts wusste. Mit ihren neuen Bekannten wandelt sie auf den Spuren der Zeitgeschichte. Ein Buch, das Mut machen und historisches Wissen vermitteln will, dabei aber allzu sehr ins offensichtlich Pädagogische abgleitet.

Beurteilungstext

Zahlreiche Kinder- und Jugendbücher beginnen mit einem Umzug, den die Protagonist*innen nicht wollen. So ist auch Edith aus Antje Bones‘ Kinderroman „Nebenan ist doch weit weg“ nicht glücklich damit, dass ihre Eltern von Berlin nach Krakau ziehen, weil sie sich dort kennengelernt haben und eine starke Affinität zu Polen haben. Offenbar ist den eigentlich als liebevoll und zugewandt konzipierten Elternfiguren die eigene Verwirklichung wichtiger als die der Kinder – alle Eltern würden sicherlich solche Vorstellungen nicht teilen und sich fragen, ob ein solcher Umzug wirklich zumutbar ist, die Kinder mehr in die Entscheidungen einbeziehen. Der Neustart ist für Edith zunächst hart, sie kämpft mit ambivalenten Gefühlen, vermisst ihre Berliner Freundinnen und tut sich schwer mit der polnischen Sprache, will aber ihre Eltern auch nicht enttäuschen und fügt sich. Ihr kleiner Bruder hingegen geht mit voller Begeisterung in den neuen Kindergarten und empfindet keine Sprachbarrieren – eine solche Naivität dürfte auch unter 4-5jährigen ungewöhnlich sein. Und auch viel pubertierende Teenager*innen sind in der Realität sicherlich rebellischer als Edith. Aber gut, Literatur eröffnet ja auch einen Möglichkeitsraum, erzählt, wie es sein könnte... Doch wollen wir wirklich, dass sich Kinder und Jugendliche derart anpassen, wie es der Roman als Positivbeispiel suggeriert? Auch verwundert es, dass Edith bis dato noch fast nichts über den Zweiten Weltkrieg gehört hat. Das wird nun alles anders, denn sie entdeckt in ihrem neuen Krakauer Haus ein verborgenes Zimmer und begibt sich mit ihren neuen Freund*innen auf eine historische Spurensuche, die sie mit der Judenverfolgung in der NS-Zeit konfrontiert. Die drei Freund*innen erleben auf diese Weise ein detektivisch konstruiertes Abenteuer, durch das die Leser*innen sehr viel über Polen und seine Geschichte lernen. Auch die Verehrung von Papst Johannes Paul II ist ein Thema, denn Ediths neue Freundin Milena ist eine begeisternde praktizierende Katholikin. Edith folgt zudem den kulturellen Stadtspaziergängen ihres Vaters, und die gesamte Narration ist von polnisch-deutscher Mehrsprachigkeit gekennzeichnet. Die aktuelle politische Situation in Polen aber bleibt seltsamerweise ausgeblendet-
„Nebenan ist doch weit weg“ ist ein lehrreiches Buch mit wohlgeformter Story. In den Handlungsfluss betten sich immer wieder Tagebucheinträge der Protagonistin ein, in denen sie ihre Erlebnisse reflektiert. So bilden sich viele Facetten des Erzählten ab. Ob man den pädagogisch-moralischen Impetus der Handlung folgen will, sei aber dahingestellt.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Kirsten Kumschlies; Landesstelle: Rheinland-Pfalz.
Veröffentlicht am 31.01.2024

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