Nando, der kleine Elefant

Autor*in
Inge, Thoma
ISBN
978-3-89403-378-1
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Inge, Thoma
Seitenanzahl
37
Verlag
iskopress
Gattung
BilderbuchBuch (gebunden)Sachliteratur
Ort
Salzhausen
Jahr
2017
Lesealter
4-5 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
19,50 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Teaser

Nando lebt als Elefant mit seinen Eltern im Urwald. Das junge Tier benimmt sich dort wie der sprichwörtliche Elefant im Porzellanladen. Den Eltern ist sein Benehmen peinlich. Schließlich flieht Nando in die Nacht, dort wird er einsam. Als er eine Urwaldmaus rettet, werden sie Freunde. Durch sie lernt Nando Behutsamkeit.
Am Ende „freut er sich, dass seine Eltern jetzt stolz auf ihn waren“, heißt es im Buch. Danach folgt ein Didaktik-Anhang zum Umgang der Erwachsenen mit dem Werk.

Beurteilungstext

Inge Thoma malt in ihrem Bilderbuch einen Urwald, wie er bunter und fester und dichter nicht sein kann. Ihr Malstil erinnert an den von Henri Rousseau. Und auch er versteckt in seiner Wildnis Blumen, Löwen, einen Vogel oder eine menschliche Figur. Die Bilderbuchseiten wirken dekorativ in ihrer Buntheit und Geschlossenheit, beinahe eingesperrt in den starken Farben.
Dazu die grell unterlegten farbigen Seiten mit kurzen Texten, die den benachbarten Illustrationen wenig Raum lassen, es fehlt der Platz zum Atmen.
Inge Thomas Malstil zähmt die Urwald-Fülle und hilft, den überbordenden Wildwuchs aus dem Urwald herauszuhalten. So wie auch Nando seinen Wildwuchs bezwingt.

Der Text wirkt wie Beigabe, die die Bilder zur Geschichte ordnen soll. Eine Geschichte, die gradlinig und eindeutig verläuft.
Eine Geschichte, in der ein plumper Elefant Zartheit lernt durch die Freundschaft zu einer Urwaldmaus. Ziemlich alternativlos scheint dieser Anpassungsprozess für die Eltern zu sein; denn das tölpelhafte Verhalten ihres Elefantensohnes war ihnen peinlich. Am Ende scheinen sie zufrieden, weil er sich in die von ihnen gewünschte Richtung entwickelt.

Einstieg ins Bilderbuch:
Im Urwald lebte ein kleiner Elefant und hatte ein großes Problem.
In diesem Satz kommt ein Bündnis zwischen Autorin und Eltern zum Ausdruck, Eltern, die mit ihrem Kind ein Problem haben. Nando hat zunächst kein Problem, er ist wie er ist. Aber wenn Eltern ihr Elefantenkind peinlich finden, dann haben SIE ein Problem. SICH NICHT TRAUEN, IHR TIER ANDERS SEIN ZU LASSEN macht die Beziehung schwierig. Sie finden eine Lösung, sie delegieren ihr Problem an das junge Elefantentier.In ihrem Buch hat die Autorin die Erwachsenen stärker im Visier als die Kinder. Das didaktische Konzept im Anhang stützt diesen Eindruck.

Das Bilderbuch könnte anregen zu einem Diskurs über konträre Lebensentwürfe und Erziehungsansätze.
Wer muss sich ändern, damit alle irgendwie zueinander passen? Tölpel, Fremde, Angepasste und Freigeister? Muss jemand weg, damit die anderen ungestört leben können?
Es gibt die Idee von Verschiedenheit als Bereicherung in einer pluralistischen Gesellschaft, in der jede und jeder leben kann. Es gibt nicht den einen, den einfachen Weg.
Aber das wäre ein Thema für die Erwachsenen, für Eltern, Lehrerinnen und Erzieher, und an sie wendet sich die Autorin auch mit ihrem Werk, nicht an die Kinder.
Was irritiert, wenn es ein Bilderbuch für Kinder sein soll. Worin besteht der Zauber, die Anregung für sie? Für Tölpelkinder? Darf Nando erst nach Hause zurückkehren, wenn er anders geworden ist? Sanfter?

Aber auch dieses Werk könnte ohne Didaktik, ohne Text, ein Kinderbuch sein, in Eigen-Regie des Kindes. So könnte es das entdecken, was es sucht oder erzählen will, könnte seine Sprache finden für das, was es wahrnimmt. Vielleicht staunt es über etwas, was sich im Urwald von Inge Thoma versteckt und vielleicht auch nicht.

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Diese Rezension wurde verfasst von G-KH; Landesstelle: Schleswig-Holstein.
Veröffentlicht am 29.03.2018