Nami und das Meer

Autor*in
Meurisse, Catherine
ISBN
978-3-551-76388-4
Übersetzer*in
Pröfrock, Ulrich
Ori. Sprache
Französisch
Illustrator*in
Meurisse, Catherine
Seitenanzahl
114
Verlag
Carlsen
Gattung
Comic
Ort
Hamburg
Jahr
2022
Lesealter
16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Freizeitlektüre
Preis
22,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Eine junge Zeichnerin begibt sich nach Japan, um sich von der dortigen Natur inspirieren zu lassen. Die Begegnungen mit einem Maler ohne Motiv und der schönen Nami verschwimmen mit der märchenhaften Erzählung des Tanuki, eines sprechenden Waschbären. Mit den Dreien an ihrer Seite lernt die Zeichnerin die Verbundenheit der Japaner mit ihrer Natur und die beiden unterschiedlichen Gesichter kennen.

Beurteilungstext

Der Comic folgt einer jungen Französin, die ihr westlich geprägtes Bild der Natur für die Landschaften Japans öffnen will. Auf der Suche nach Inspiration wandert sie ziellos durch die Gegend und trifft dort zunächst auf einen Tanuki. Der sprechende Waschbär irritiert sie durch sein extrovertiertes Verhalten. Doch er schenkt ihr einen Pinsel und lehrt sie die Technik des ‚Shodo‘, eine Form der Kalligraphie, die den Geist mit Natur, Meer und Land verbindet. Durch das Shodo-Blatt mit den beiden Schriftzeichen wird die Zeichnerin weiter geschickt zu einem scheinbar verlassenem Teehaus.
Dort überrascht sie ein Maler, der noch kein einziges Gemälde geschaffen hat. Er möchte eine Frau malen, ihm fehlt es bisher jedoch an einem geeigneten Modell. Die Besitzerin des Teehauses verweist die beiden auf eine Pension in der Nähe, in der die schöne Nami arbeitet. Sie soll einer japanischen Sagengestalt ähneln, einer jungen Frau, die sich aus Liebeskummer im See nahe der Herberge ertränkte. Dort angekommen, arbeitet der Maler weiter daran, sein begehrtes Motiv zu finden, wogegen die Französin wieder auf ihre Spaziergänge geht.

Vieles in der Natur kommt ihr vertraut vor, doch die fremdartige Mixtur aus Bekanntem und Unbekanntem verunsichert sie. Auch der Umgang der Bewohner mit der Umwelt ist ihr neu. Er ist bestimmt von der Natur, die verschwindet, durch den Einfluss des Wassers und derer, die grollt, also der Vulkane. Sie müssen akzeptieren, dass Naturkatastrophen, wie ein Vulkanausbruch oder ein Tsunami jederzeit zur Erneuerung beitragen und nicht kontrolliert werden können. Künstliche Umformungen der Natur sind unerwünscht und werden in Gemälden nicht abgebildet. Dieses Ideal ist aber weit weg von der Realität, denn neben Betonwänden, die vor einem Erdrutsch schützen sollen, gibt es auch riesige Barrikaden an den Küsten, um im Notfall die Wassermassen einzudämmen.

Diese widersprüchlichen Eindrücke werden durch die spirituellen Erlebnisse der Protagonistin verstärkt. Sie sieht nicht nur immer wieder den sprechenden Tanuki, sondern auch bald menschenähnliche Gesichter in den Formen der Natur, besucht Tempel, die der Fruchtbarkeit und dem Wasser selbst gewidmet sind. Die vielen Eindrücke inspirieren die Protagonistin nicht nur, sie bewegen sie auch zu der Überlegung, dass letztendlich alle Menschen mit allen Formen der Natur verbunden sind.

Das philosophische, moderne Märchen wird ergänzt durch stimmungsvolle Bilder der Autorin, die der Landschaften Japans gerecht werden. Es regt zum Nachdenken an, doch mehrere der graphischen Darstellungen - wie die stolz präsentierten Hoden des Tanuki oder die Phallus-Statuen des Fruchtbarkeitstempels - lassen in Frage stellen, ob es für den schulischen Einsatz geeignet ist.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von RPTK; Landesstelle: Rheinland-Pfalz.
Veröffentlicht am 16.02.2024

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