Nachts, wenn alles schläft...
- Autor*in
- Stine, R. L.
- ISBN
- 978-3-570-24003-8
- Übersetzer*in
- Kienitz, Günter W.
- Ori. Sprache
- Amerikanisch
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 128
- Verlag
- Bertelsmann
- Gattung
- –
- Ort
- München
- Jahr
- 2002
- Lesealter
- 10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- Bücherei
- Preis
- 3,00 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Als der zwölfjährige Billy ins Sommercamp Blankenstein kommt, ahnt er noch nicht, dass - neben seltsamen Betreuern - der blanke Horror auf ihn wartet: Nach und nach verschwinden seine Kumpane und gelten als “nie dagewesen” und auch sein Leben scheint in Gefahr. Ein überraschender Schluß ist nötig, um ihm und den Lesern ein befreiendes Lachen zu gestatten.
Beurteilungstext
Obwohl das Oktavformat des “miniBUS”-Bändchens dazu herausfordert - in ein Ferienlager würde ich dieses Buch nicht mitgeben. Von der ersten Seite an entwickelt sich ein atemraubender Spannungsbogen aus drastischer Beschreibung und wildwuchernder eigener Fantasie, der keine Erholungspausen kennt und nach stetiger Steigerung in einer furiosen und einfallsreich mehrschichtigen Auflösung zum notwendigen Happy-end kulminiert. Dabei kann man nach einiger Zeit das Prinzip des Ablaufes zwar erahnen, die Details aber überraschen denn doch immer wieder.
Vieles an Horror entwickelt sich dabei aus eher einfachen, fast bekannten Ingredienzen: Heimweh bei der ersten Trennung von Zuhause, das Gefühl, von Betreuern nicht ernst genommen zu werden, gruselig angehauchte Vorstellungen in ungewohnter Umgebung oder im Dunkeln - das kennt jedes Kind, das schon einmal allein weg war. Aber das Ausmaß an Schrecken, das sich hier aus dieser Grundkonstellation entwickelt und das manches Mal an Orwell’s “1984” erinnert - Gefühle von völliger Kontrolle und Überwachung, Leugnung der Existenz von Mitmenschen u.ä. -, das eskaliert zu einem nicht völlig harmlosen Gebräu, dem auch die schlussendliche Auflösung mit ihrem “unirdischen” Widerhaken die narkotisierende Wirkung nicht ganz nehmen kann. Auch nach dem Zuklappen des Buches bleibt die Herzfrequenz noch eine ganze Zeit erhöht und das freie Durchatmen gehemmt.
Solche Wirkungen auf relativ wenigen Seiten zu erzeugen ist eine Leistung, die Respekt verdient. Aber man sollte vorher genau abwägen, welche Dosis an Angstgefühlen ein potentieller Leser verkraftet - starker Tobak ist dieses Buch schon. Etwas kritisch ist auch die - im Nachhinein noch deutlicher werdende - völlige Isolierung des Helden Billy. Der wenigstens leise Rückhalt, den er bei seinen Kumpels zu finden meint, löst sich in Nichts auf, als sich am Ende herausstellt, dass alle Anderen außer ihm zur “Inszenierung” gehörten und jede freundschaftliche Regung nur vorgetäuscht war. Labile Gemüter könnte eine solche Vorstellung durchaus erschüttern, Happy-end hin oder her.