Mut zum Blut

Autor*in
Quint, Chella
ISBN
978-3-949315-00-8
Übersetzer*in
Brandstetter, IsabelleJordan, Alexandra
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Medeiros, Giovana
Seitenanzahl
104
Verlag
Zuckersüß
Gattung
Buch (gebunden)BilderbuchSachliteratur
Ort
Berlin
Jahr
2021
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre8-9 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiFachliteratur
Preis
24,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Ein inklusives, positives und informationsreiches Handbuch zur Menstruation, das mit Tabus bricht und Freude an der Auseinandersetzung mit der Periode weckt.

Beurteilungstext

Wer weiß, was die Menarche ist, warum Menstruationsblut manchmal Klumpen bildet und warum vor 100 Jahren Mullbinden als Menstruationsprodukte beworben wurden? All das und noch viel mehr kann in dem inklusiven Menstruationshandbuch „Mut zum Blut“ nachgelesen werden. Auf 101 Seiten wird hier geballtes, sehr interessant und verständlich aufbereitetes Wissen rund um die Periode präsentiert. Explizites Ziel der Autorin Chella Quint und Illustratorin Giovana Medeiros ist hierbei, die Tabuisierung des Themas abzubauen und Kindern und Jugendlichen sachgerechte, umfassende Informationen zur Verfügung zu stellen. Dabei verfolgen sie eine inklusive Herangehensweise, indem das Buch sich nicht ausschließlich auf cisgeschlechtliche Mädchen und Frauen bezieht, sondern die Tatsache berücksichtigt, dass auch nicht-binär geschlechtliche Menschen und Transmänner einen Menstruationszyklus haben können. Der Einbezug von Menschen aller Geschlechter ist in Materialien zum Thema Periode bislang noch selten und daher besonders positiv hervorzuheben.
„Mut zum Blut“ ist in drei Teile untergliedert: In „Die Basics“ werden grundlegende Informationen zu den Themen Periode, Pubertät, Vulva, Hormonen und dem Menstruationszyklus vermittelt. Der zweite Teil, „Periodenmanagement“, widmet sich den verschiedenen Menstruationsprodukten und ihrer Nachhaltigkeit, Methoden zur Aufzeichnung des eigenen Zyklus´ und ganz explizit, wie sich die Periode anfühlt und wie sie aussieht. Hier wird auch angesprochen, wie man während dieser Phase gut für sich sorgen kann und wie man Erwachsene um Hilfe bitten kann, wenn man sich Sorgen macht, dass mit der eigenen Menstruation etwas nicht stimmt. Der dritte Teil, „Läuft bei uns“, beschäftigt sich mit dem gesellschaftlichen Umgang mit der Periode im Laufe der Geschichte. Nach einem grundlegenden anatomisch-biologischen Teil und einem Teil zur Selbstreflexion und eigenen Anwendung findet hier also eine soziologische Betrachtung des Themas statt. Verschiedene Periodenmythen, z.B. „Es gehört sich nicht, über die Menstruation zu sprechen“ oder „Menstruationsblut ist schmutzig und gefährlich“ werden aufgegriffen, in ihrer Entstehung aufgedeckt und widerlegt. Werbebotschaften verschiedener Zeiten für Menstruationsprodukte werden dargestellt und Möglichkeiten genannt, selbst aktiv zu werden und sich in der Schule, im Sportverein, in der Familie etc. für mehr Periodenpositivität einzusetzen – von informierenden Vorträgen und Gesprächen bis hin zu Bastelaktivismus.
Besonders hervorzuheben ist, dass die Autorin die Leser*innen direkt anspricht: mit kleinen Briefen und Informationen zu ihrem eigenen Verhältnis zur Menstruation, als Teenagerin und jetzt. Auch von ihrer Familie erzählt sie – z.B. dass ihre Großmutter durch traumatische Fluchterfahrungen erst mit 17, also relativ spät, ihre erste Periode bekam und diese immer „ihre Freundin“ nannte. Zudem schreibt sie über ihr weiteres Engagement in dem Feld, z.B. die Prägung des Begriffes „Periode Positivity“ im Jahr 2006 und das Projekt „Stains“, bei dem durch Sticker, Buttons etc. mit „Blutflecken“ die Angst vor diesen genommen werden soll. Am Ende des Buches findet sich ein Glossar von A wie Aberglaube und Applikator über F wie Follikel und L wie Labia bis hin zu Z wie Zervix. Den Abschluss bilden ein Register mit Seitenangaben und einige weiterführende Links, damit sich die Leser*innen noch mehr mit dem Thema auseinandersetzen können.
Die computeranimierten Illustrationen von Giovana Medeiros sind peppig und kunterbunt. Leuchtende, kontrastreiche Bilder durchziehen das gesamte Buch und unterstützen so die positive, empowernde Gesamtbotschaft. Die dargestellten Figuren sind divers in Bezug auf Hautfarbe, Alter und Geschlecht und sind in comicartigem Stil gezeichnet. Die Illustrationen bilden anatomisch korrekt die jeweiligen Körperteile ab und zeigen Personen in lauter verschiedenen Situationen mit Bezug zur Menstruation, z.B. wie sie Menstruationsprodukte auf Nachhaltigkeit hin untersuchen, Flecken aus Unterwäsche waschen oder ihren Zyklus in einen Kalender eintragen.
Insgesamt ist „Mut zum Blut“ ein absolut begeisterungserweckendes Buch, das auf bislang einzigartige positive, enttabuisierende und inklusive Weise sehr umfassende, sachgerechte Informationen über die Menstruation vermittelt und Entdeckungsfreude für junge wie alte Leser*innen weckt.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Johanna Altmann; Landesstelle: Sachsen-Anhalt.
Veröffentlicht am 20.08.2022

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