Moving Target - Die Spur der Gejagten

Autor*in
Gonzales, Diaz
ISBN
978-3-522-50518-5
Übersetzer*in
Böhmert, Frank
Ori. Sprache
Amerikanisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
288
Verlag
Thienemann
Gattung
Ort
Stuttgart
Jahr
2016
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
12,99 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Cassies Leben ändert sich schlagartig, als ihr Vater von der Schule aus mit ihr quer durch Rom flieht und dabei angeschossen wird. Er drängt sie, sich bei Bruder Gregorius zu verstecken. Mit Hilfe ihrer Freundin Simone findet Cassie das Kloster und trifft dort auch auf Asher. Von Bruder Gregorius erfährt sie, dass sie eine Auserwählte und damit Hüterin des Speers ist, der jedoch verschwand. Cassie begibt sich mit ihren Freunden auf eine lebensgefährliche Suche.

Beurteilungstext

Die Autorin lässt Cassandra, genannt Cassie, in der Ich-Perspektive erzählen. Dadurch kann sich der Leser besonders intensiv in die Protagonistin einfühlen und mit ihr die typische innere Zerrissenheit eines Teenagers und ihre Selbstfindung nachvollziehen.
So beginnt das Buch mit der Schilderung, wie sehr Cassie sich aus der Schule fortwünscht, vor allem von ihrem Lehrer Latchke, der sie schikaniert. Deshalb ist es gut nachvollziehbar, dass ihre Gefühle und ihr Leben kopfstehen, als ihr Vater sie vom Schulhof quasi kidnappt, mit ihr im Auto durch Rom flieht und sogar angeschossen wird. Konsequenterweise gehorcht Cassie ihrem Vater nicht und sucht nicht Zuflucht in einem Kloster bei Bruder Gregorius, von dem sie noch nie etwas gehört hat, sondern flieht zu ihrer besten Freundin Simone.
Auch sie erscheint zunächst als typische Jugendliche, die immer nur Ärger mit ihrer Mutter hat. Schnell stellt sich jedoch heraus, dass ihre Mutter eine berühmte Immobilienmaklerin und als solche fast nie zuhause ist, so dass Simone in einem großen Haus mitten in Rom mit den Angestellten allein lebt und sich trotz des Luxus' einsam fühlt. Dort finden sie Cassies Verfolger, so dass nun beide Mädchen durch einen Geheimgang fliehen müssen.
Wenn schon der Beginn des Romans spannungsgeladen ist, so steigert sich diese kontinuierlich, weil Cassie und Simone ständig vor ihren Verfolgern fliehen müssen, die sie immer wieder aufspüren und bedrohen. Mit Cassie erfährt der Leser häppchenweise Details über ihre Herkunft, ihre Familie, den frühen Tod ihrer Mutter. Damit wird immer verständlicher, warum Cassie verfolgt wird und von wem. Der Rezipient taucht dabei in die Welt von rivalisierenden Geheimbünden ein, die um den Besitz der Speerspitze kämpfen, die von der Lanze stammen soll, mit der der Soldat Jesus am Kreuz in die Seite gestoßen hatte, und deren Besitzer Einfluss auf die Zukunft haben soll. Weil Cassie das "Mal" auf ihrem Körper hat und zu den "Auserwählten" gehört, ist sie zur Hüterin des Speers auserkoren. Ihr Vater hat ihr dieses Geheimnis verschwiegen, um sie vor all den damit verbundenen Gefahren zu schützen.
Der Roman enthält Elemente eines Detektiv- und Kriminalromans (Wissen setzt sich wie ein Puzzle zusammen; es gibt Schießereien, Morde etc), aber auch aus den Bereichen von Science-Fiction (übermenschliche Kräfte, geheimnisvolle Orte) und erinnert damit an Verkaufsschlager wie die Harry-Potter-Romane. Mit Dan Browns Romanen hat er gemeinsam, dass die Suche nach dem Speer durch Orakel und Symbole gesteuert wird, die Cassie immer besser versteht. Er ist aber auch ein Adoleszenzroman: Die Protagonistin will ihr altes Leben beibehalten bzw. wieder zurückhaben und akzeptiert ihre neue Identität erst auf der letzten Seite.
Das Ende bleibt offen: Nachdem Cassie die Speerspitze gefunden hat, gerät sie in eine Falle. Ihre Freundin Simone entpuppt sich als Verräterin und deren Mutter kann den Speer in ihre Gewalt bringen. Cassie nimmt mit Asher die Verfolgung auf. Nicht nur wegen der nicht abgeschlossenen Handlung entsteht der Eindruck, dass der Roman eine Fortsetzung findet, sondern auch wegen der Erzähltechnik: Cassie erzählt im Imperfekt, also aus der Retroperspektive. Für den Rezipienten bleibt offen, wie ihr Wissen und Entwicklungsstand zum Zeitpunkt des Erzählens ist, was sie erlebt hat.
Die meisten jugendlichen und erwachsenen Leser dürften sich von der spannenden und mysteriösen Handlung in ihren Bann ziehen lassen, die knapp 300 Seiten des Romans verschlingen und den Preis von fast 13 Euro nicht bereuen.

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Diese Rezension wurde verfasst von Anmq.
Veröffentlicht am 01.01.2017