Moses oder Die Entdeckung Gottes

Schlagwörter

• Historisches
• Religion

Teaser

Die Geschichte des biblischen Moses, wie ihn die Bibel darstellt, die heutige Forschung ihn sieht und wie sie der Verfasser dieses Buches, Hetmann, in einer eigenen Version als Möglichkeit ausdeutet.

Beurteilungstext

Wer zu diesem hochinteressanten Buch greift, das der Verlag als Jugendbuch apostrophiert, sollte sich im Alten Testament der Bibel etwas auskennen, weil das Lesen und Zuordnen dann leichter fällt. Voraussetzung aber, um die von dem bekannten Jugendbuchautor Hetmann erzählte Moses-Geschichte, zu verstehen, ist es nicht. Wenn Moses gelebt hat (es ist sehr wahrscheinlich), dann haben wir es- Hetmann nennt ihn eine große Befreiungsgestalt der Menschheit überhaupt- mit einem außergewöhnlichen Mann zu tun, der in revolutionärer Weise das versklavte Volk der Israeliten aus Ägypten führte. Diese geschichtliche Großtat konnte nur gelingen, weil Moses unerschütterlich an den einen und einzigen Gott Jahweh glaubte, mit ihm reden konnte und der ihm stets zur Seite stand. Moses empfing die zehn Gebote, die bis heute unsere Ethik und Kultur bestimmen und die ein geordnetes Zusammenleben der Menschen erst möglich machen.
In einem sehr lesenswerten Vorwort begründet Hetmann den Aufbau seines Buches, das aus drei Teilen besteht.
Im ersten Teil greift er die Moses-Geschichte auf, wie sie die Bibel darstellt. In einem zweiten Abschnitt fasst er die Erkenntnisse und den heutigen Stand der Wissenschaft zusammen, wie sie sich in den letzten einhundert Jahren ergeben haben. In einem weiteren, dritten Teil brilliert Hetmann mit seiner besonderen Erzählkunst und konstruiert eine eigene Version einer Moses-Lebensgeschichte, die sich zwar an der Bibel orientiert, die Fakten aber so gestaltet, dass sie für unser heutiges Verständnis plausibler und nachvollziehbarer werden. Moses soll demnach der Sohn der ägyptischen Pharaonin Hatschepsut und ihrem israelitischen Berater sein. Umwälzungen in der politischen Geschichte Ägyptens, Rebellionen und Tod der königlichen Mutter verhindert, dass Moses selbst zum Pharao werden kann. Eine gewagte, wenn auch mögliche geschichtliche Deutung. Die Befreiung, der Auszug aus Ägypten und das mühselige, Jahrzehnte dauernde Wandern durch die Wüste, die Begegnungen mit Gott, das Entstehen des Dekalogs, das Einschwören der Israeliten auf den einen Gott und das persönliche Leben von Moses
schildert Hetmann in einer außerordentlichen Anschaulichkeit, die den Leser diese biblische Geschichte plastisch miterleben lässt. Wohlgemerkt: Hetmann erhebt nicht den Anspruch endgültig Gesichertes darzustellen., aber er vermittelt das Gefühl, dass es so gewesen sein könnte.
Ein ganz besonderes Buch, das Geschichte und Religion spannend verbindet und darstellt.
Da einiges historisches Vorwissen notwendig ist, wird dieses Buch jungen Lesern, ab dem vierzehnten Lebensjahr, empfohlen. Das aber mit großem Nachdruck.