Morgens früh um 6

Schlagwörter

• Intertextualität
• Kindheit
• Lernen
• Sprachspiel

Teaser

Morgens früh um 6 kommt die kleine Hex und das bereits seit vielen Jahren. Sobald die Eltern der Kinder das Haus verlassen, beginnt die Arbeit der kleinen Hexe. Von sechs bis zwölf hat sie zu jeder vollen Stunde diverse Tätigkeiten zu erledigen. Das Bilderbuch greift den bekannten Kinderreim „Morgens früh um 6“ auf und haucht diesem mittels entdeckungsreicher sowie mit einer herausragenden Dynamik gestalteter Illustrationen neues Leben ein.

Beurteilungstext

Das Bilderbuch „Morgens früh um 6“ gibt den Tagesablauf der kleinen Hexe in Reimform detailliert wieder. In diesem Zusammenhang werden die Zahlwörter sechs bis zwölf anhand der Uhrzeiten, die mit den entsprechenden Tätigkeiten der kleinen Hexe verbunden werden, angeführt.
Im Allgemeinen überwiegt in dem Bilderbuch der Bildanteil, sodass die Doppelseiten stets durch die Bilder vollständig ausgefüllt werden. Durch den Verzicht auf Seitenzahlen und die Platzierung der wenigen Wörter in den Ecken, können die Bilder ihre Wirkung in nahezu vollem Umfang entfalten. Als äußerst gelungen kann das Zusammenspiel von Text und Bild herausgestellt werden, wobei sich deren Verhältnis zumeist durch Parallelität auszeichnet. An vielen Stellen veranschaulichen die Bilder dasjenige, was im Text mit wenigen Worten wiedergegeben wird. Dies lässt sich insbesondere anhand der Veranschaulichung der Uhrzeiten aufzeigen. Über das gesamte Bilderbuch hinweg sind an den unterschiedlichsten Stellen Uhren abgebildet, auf denen die entsprechenden Uhrzeiten abgelesen werden können. Darüber hinaus finden sich in den Bildern zahlreiche Elemente, die im Text nicht genannt werden und somit zum Entdecken einladen. Insbesondere die Seiten, auf denen nur Bilder und kein Text zu finden sind, regen zum genauen Hinsehen an und bieten Potenzial, die Neugier der Kinder zu wecken. So wird der Text auch durch die Bilder weitererzählt, wenn bspw. die Kinder von dem personifizierten Wecker aufgeweckt werden.
Die bildnerische Technik bzw. der bildnerische Stil zeichnet sich im Rahmen des Bilderbuches durch wachsmalartig gestaltete Zeichnungen aus. In diesem Zusammenhang sind die Farben zumeist sehr hell gewählt, sodass die kleine Hexe in ihrem schwarzen Kleid, mit ihren schwarzen Haaren und Schuhen stets herausragt. Auch die Schrift des Buches scheint mit Kohle oder schwarzem Wachsmalstift selber geschrieben worden zu sein und fällt dadurch sogleich ins Auge.
Das Buch ist für Kinder im Alter von 3-6 Jahren empfohlen und somit durchaus als Vorlesebuch bzw. Erstlesebuch geeignet. In dem Bilderbuch können die Kinder bereits lernen auf der Bildebene zu agieren und diese entsprechend zu abstrahieren. Dies wird auf der Seite mit dem Text „und kocht dann bis um 12“ (o. S.) angebahnt, indem Kinder bereits verstehen können, dass auf den Buchseiten mehrere Handlungen der kleinen Hexe dargestellt werden, die nacheinander ablaufen und nicht plötzlich ganz viele Hexen in der Küche kochen. Andererseits führt dieser Aspekt keineswegs zu einer Beeinträchtigung des Leseflusses der Kinder, da sich diese auch einfach im Kontext des Hexens überlegen können, dass sich die kleine Hexe durch Zauberei vervielfältigt hat. Der bereits erwähnte überwiegende Bildanteil und der geringe Textanteil gewährleisten, dass das Buch für Kinder gut zu verstehen ist, auch wenn die Sprache bisweilen etwas altertümlich erscheint. So wird den Kindern das Schaben der Rüben oder das Anfeuern des Ofens sicherlich kaum aus eigenen Erfahrungen bekannt sein. Mit der Thematik des Tagesablaufes und dem Bewusstsein für Uhrzeiten können sich die Kinder jedoch durchaus identifizieren.
Insgesamt betrachtet kann festgehalten werden, dass das Bilderbuch „Morgens früh um 6“ das Potenzial aufweist, bei Kindern den kompetenten Umgang mit Bilderbüchern anzubahnen und Kinder gleichzeitig Bilderbücher mit viel Spaß entdecken zu lassen. In diesem Zusammenhang kann die Motivation zum Lesen bzw. eine positive Einstellung zu Büchern bei Kindern im Vorschulalter bereits angebahnt werden, bevor diese überhaupt über fortgeschrittenere Lesekompetenzen verfügen.