Mondfee

Autor*in
SCHEEN, Kjersti
ISBN
978-3-407-78900-6
Übersetzer*in
Djuren, Angela
Ori. Sprache
Norwegisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
276
Verlag
Gattung
Ort
Weinheim
Jahr
2003
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
7,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die vierzehnjährige Cindy fühlt sich missverstanden, leidet unter ihren Ängsten, kommt sich zu dick vor. Sie flüchtet sich in die Magersucht, die ihr ein Gefühl von Sicherheit, von Kontrolle über sich selbst gibt. Erst kurz bevor es zu spät ist, versteht Cindy, dass man sich seiner Umwelt und den eigenen Problemen stellen muss und sie zum Leben dazu gehören.

Beurteilungstext

Kjersti Scheen nimmt sich in ihrer Erzählung "Mondfee" eines wichtigen Themas an: Magersucht ist nach wie vor keine seltene Erscheinung bei Kindern und Adoleszenten.
Formal handelt es sich um eine konventionelle Erzählform mit einem personalen Erzähler. Dabei steht immer wieder die Innensicht der Figur Cindy und die Motive für ihre Verhalten im Zentrum. Das erste Kapitel ist eine Vorschau auf die Mitte der Erzählung als Cindy bereits auf dem Höhepunkt ihrer Magersucht steht und ihr ehemaliger Freund Helge in den gemeinsamen Wohnort zurückkehrt. Ansonsten verläuft die Erzählung linear und setzt ein nach den Sommerferien mit dem Beginn des achten Schuljahres.
Scheen gelingt es zu zeigen, dass die Krankheit nicht monokausal ist. Der Leser wartet immer wieder auf "den" Grund, "den" Auslöser für Cindys Magersucht, aber er wird nicht fündig. Da aus dem Klappentext bereits hervorgeht, wovon die Erzählung handelt, ergeben sich bei entsprechend sensibilisiertem Lesen immer wieder "Aha-Effekte": Nach und nach werden die einzelnen kleinen Faktoren deutlich, die das Netz bilden, in dem Cindy sich verfängt. Zu erwähnen wären unter anderem der Wechsel der Klassenstufe, fehlende Akzeptanz körperlicher Veränderungen, Bemerkungen von Vater und Sportlehrer zum Aussehen und Unverständnis bei der Mutter.
Eindrucksvoll und glaubwürdig werden mit einer klaren, schnörkellosen Sprache die Stimmungsschwankungen der Protagonistin dargestellt - der Wechsel von einem kindlichen Gefühl der Geborgenheit, wenn zu Hause alles friedlich wie früher ist, hin zum Selbsthass, wenn die weggehungerten Ängste zurückkehren oder die so hart erkämpfte Kontrolle über sich verloren geht. Und ebenso deutlich werden die psychischen und physischen Folgen der Krankheit beschrieben: die Zwanghaftigkeit zu lügen, Selbstbetrug, eingeschränkte Leistungsfähigkeit, Ohnmachten.
Als Unterrichtslektüre zeigt das Buch verschiedene Einsatzmöglichkeiten. So bietet sich, um nur einige Beispiele zu nennen, durch die nicht explizit als solche formulierten Schritte in die Magersucht die Option eines intensiven Lesens mit enger Textarbeit. Andererseits eröffnen sich Möglichkeiten für einen handlungs- und produktionsorientierten Literaturunterricht, in dem Szenen nachgespielt oder aus der Sicht von Cindys Familienmitgliedern umgeschrieben werden. Weiterhin sind Anknüpfungspunkte für einen fachübergreifenden Unterricht z.B. mit Hauswirtschaft/Ernährungslehre, Politik/Ethik (Thematisierung von Körperbildern in den Medien) vorhanden. Im Übrigen rechtfertigt das spezielle Thema "Magersucht" die nach wie vor schwierig zu legitimierende Lektüre von Ganzschriften in berufsbildenden Schulen, d.h. im konkreten Fall für den Deutschunterricht der einschlägigen Fachrichtungen "Gesundheit/Pflege/Erziehung".

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Diese Rezension wurde verfasst von str.
Veröffentlicht am 01.01.2010