Mit uns der Wind

Autor*in
Belitz, Bettina
ISBN
978-3-8390-0160-8
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
398
Verlag
Script 5
Gattung
Ort
Bindlach
Jahr
2015
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
17,95 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Mona hat Adrian auf YouTube gesehen und sich in ihn verliebt. Aber sie ist Narkoleptikerin und wird ständig von ihrer Familie beschützt. Beim „Rock am Ring“-Festival wagt sie den Ausbruch aus der Aufsicht des Bruders und schafft es, Adrian kennen zu lernen. Doch dann kommt es zu einem folgenschweren Missverständnis.

Beurteilungstext

Das muss man Bettina Belitz lassen, sie versteht es, einen Roman vordergründig als klassische Liebesgeschichte zweier Adoleszenter daherkommen zu lassen, der sich dann – trotz des absehbaren Endes und arg vieler Zufälle wie in den Genre üblich – zu der gelungenen Geschichte einer Emanzipation und Ich-Findung entwickelt.
Die 18-jährige Protagonistin Mona ist Narkoleptikerin, d. h. sie fällt in unterschiedlichen Situationen, z. B. bei großer emotionaler Belastung oder Überforderungen wie Mathematikarbeiten in Tiefschlaf. Wegen dieser stark einschränkenden und nicht ungefährlichen Behinderung wird sie von ihrer Familie, insbesondere ihrem älteren Bruder Manuel, ständig behütet. In dessen Begleitung (und seiner Freundin) darf Mona mit zum Festival „Rock am Ring“. Sie hofft, dort „Han Ryu“ zu finden, den Kite-Flieger, in den sie sich auf dessen YouTube-Kanal verliebt hat und der auch da sein wird.
Han Ryu, der eigentlich Adrian heißt, ist 19 und will auf dem Festival endlich Sex mit Helen haben, auf die er seit Jahren steht. Allerdings hält ihn seine Migräne davon ab und zwingt ihn ins Sanitätszelt, wo es zur ersten, noch unbewussten Begegnung der beiden Hauptfiguren kommt.
Freilich ist die Suche Monas nach Adrian das handlungsleitende Motiv. Interessant sind daher die narrative Umsetzung und Ausgestaltung, hier zum einen angelegt in der Narkolepsie der weiblichen Hauptfigur. Aus der Behinderung des Mädchen ergeben sich die Probleme, die im Wesentlichen den Fortgang der Handlung vorantreiben, denn aus Angst will Manuel seine Schwester nicht alleine auf das Festivalgelände lassen. Nach der ersten „Flucht“ haut Mona ein zweites Mal ab und entscheidet sich, nachdem sie Zuflucht bei einigen gleichaltrigen jungen Frauen gefunden hat, für eine radikale Veränderung im Äußeren: Sie zieht völlig andere Kleidung an, färbt sich die Haare und lässt sich einen Drachen auf den Rücken tätowieren – ihr persönliches Symbol, das sich als Leitmotiv durch den gesamten Roman zieht. Das spielt einerseits auf Adrian an, den Kiteflieger, andererseits taucht das Drachenmotiv immer wieder während Monas Anfällen auf. Belitz gelingt es, diesen eine Art visionären Charakter zu verleihen. Auch die Figur Adrian, der zweite Ich-Erzähler, ist stark psychologisiert. Nach außen wirkt der gut aussehende junge Mann, der wegen seiner Kite-Videos zahlreiche YouTube-Follower hat, ganz cool. Aber auch er sucht noch nach seiner Identität und ist ein schwacher Typ, der sich hinter seinem Drachen versteckt, wie er gegenüber Helen nach einem Unfall mit Mona gesteht.
Das abwechselnde Erzählen aus der Sicht Monas und Adrians steigert den Nervenkitzel, wie sich die beiden am Ende bekommen werden – dass es so kommen wird, versteht sich beinahe von selbst. Aber gerade der eben angesprochene Unfall, bei dem Mona nach einem Blackout denkt, Adrian habe sie vergewaltigt, trägt deutlich zur Spannung bei. Dass Mona sich bei ihrem Heilpraktiker und Therapeuten Rat holt, ist verständlich, überflüssig und reichlich konstruiert ist aber, dass auch Adrian den Mann kennt und fast zeitgleich anruft.
Im Übrigen setzt Belitz gelungen fort, was sie bereits in der „Splitterherz“-Trilogie gekonnt umgesetzt hat: Die körperliche Annäherung der Liebenden wird prickelnd-erotisch dargestellt, fernab von Stephenie Meyers amerikanischer Prüderie ohne jedoch billig zu zu wirken.
Alles in allem ist „Mit uns der Wind“ eine kurzweilige Lektüre, in der ein altes Thema innovativ und spannend umgesetzt wird.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von str.
Veröffentlicht am 01.04.2015

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