Mit dir ist alles wunderbar!

Autor*in
Balsameda, Neele
ISBN
978-3-401-71842-2
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Balmaseda, Marta
Seitenanzahl
30
Verlag
Arena
Gattung
BilderbuchBuch (gebunden)
Ort
Würzburg
Jahr
2023
Lesealter
4-5 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiVorlesenFreizeitlektüre
Preis
15,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Heute ist ein Chaos-Tag und nichts klappt. Die Kinder aus dem Koala-Weg sind sauer auf ihre Eltern – und die Eltern schimpfen mit ihren Kindern. Da probieren diese einfach andere Familien aus. Vielleicht klappt es bei den Tausch-Eltern ja besser. Du darfst auf viele Überraschungen gespannt sein.

Beurteilungstext

Wir dürfen uns auf ein wunderschönes und zeitgemäßes Bilderbuch im großen quadratischen Format freuen. Wer kennt das nicht? Es gibt Tage, da läuft alles wie geschmiert und alles scheint in bester Ordnung zu sein. Doch es gibt auch Tage, da geht einfach alles schief und nichts will gelingen. Und dann kommt häufig auch noch die menschliche Unstimmigkeit hinzu. Jedes gesagte Wort oder Handeln, wirkt fehl am Platz und sorgt für mehr Widerstand, Trotz, Aufmüpfigkeit und Fehlverhalten. Es bahnt sich Streit an, der immer heftiger werden kann, wenn nicht rechtzeitig die „Notbremse“ gezogen wird. Manchmal hilft da schon ein Ortswechsel, ein Auseinandergehen und Zeit und Raum geben für die eigene Befindlichkeit. Doch das ist bei einem zeitlich getakteten Tagesablauf oftmals nicht möglich. So finden sich viele Leser in der tierischen Alltagswelt sicherlich wieder. Auch im Koala-Weg ist heute so ein Chaos-Tag. Dabei deutet alles am Morgen noch auf einen guten Tag hin. Die Sonne schickte bereits ihre Strahlen durch die Fenster, niemand hatte verschlafen, frische Brötchen standen auf dem Tisch, und der Kakao duftete herrlich. Also alles in bester Manier. Doch dann wurde es Zeit fürs Sich-Anziehen, Sich-Beeilen und Sachen-Zusammensuchen. Zeit für den Kindergarten! Und in jeder Tierfamilie kommt es zu Auseinandersetzungen. Das Krokodilkind möchte nur im Prinzesinnenkleid losziehen. Der Pinguin besteht darauf, seine Ritterburg mitzunehmen. Das kleine Faultier möchte einen Gummistiefel UND einen Turnschuh anziehen. Der kleine Elefant schreit und findet Zähneputzen total doof und das Giraffenkind will partout seinen Schal um den langen Hals tragen. Die Eltern verzweifelten fast, denn kein Erklären, Schimpfen, Beruhigen brachte die Kinder zur Einsicht. Das machte die Kinder sauer und die Eltern seufzten vor Verzweiflung. Warum konnte nicht EINMAL alles ganz normal laufen? Und dann hatte auch noch der Busfahrer verschlafen. Was war das nun für ein Hetzen, Drängeln, Stolpern… Mit getrockneten Kindertränen und verschwitzten Eltern waren alle etwas erschöpft im Kindergarten angekommen. Alle waren sich einig – heute war kein normaler Tag, heute war ein Chaos-Tag. Die Eltern schielten heimlich zu den anderen Familien hinüber und dachten sich: “Bei den anderen Eltern hat es mit den Kindern bestimmt besser geklappt.“. Der bisherige und auch weitere Verlauf der Geschichte ist spannend, amüsant und sehr gut nachvollziehbar. Nur zu gut können wir erwachsene Leser uns in die Rolle der Tiereltern hineinversetzen. Diese Situationen kennt am zuhauf und auch die eigene Ohnmacht, Verzweiflung, ja auch Wut, wenn kein Erklären/ Beruhigen/Trösten etc. helfen will und beide Gemüter immens aufgewühlt sind. Da wünscht man sich manchmal weit weg oder möchte sein Kind mal abgeben können oder fragt sich: „Was habe ich da falsch gemacht bei der Erziehung?“. Und auch das heimliche Hinüberschielen zu anderen Familien, mit dem irrtümlichen Gedanken, dass da alles besser läuft, ist uns vertraut. Es ist nur gut, zu wissen und auch darauf zu vertrauen, dass solche und ähnliche Situationen in allen Familien, bei allen Kindern vorkommen. Diese Zeiten sind sehr anstrengend, stehen aber mit den Entwicklungsschüben der Kinder in Zusammenhang und werden vergehen. Die Kinder wachsen zu eigenen kleinen Persönlichkeiten auf und probieren sich aus, wollen selbstbestimmt handeln, kommen auch in die Trotzphase und nabeln sich immer mehr ab. Wir müssen verstehen, und im Grunde unseres Herzens wissen wir das ja auch – all diese Zwischenfälle sind möglich, gehören zum Alltag dazu, kommen in allen Familien vor und gehen auch wieder vorüber. Wichtig ist, dass wir, als Erwachsene möglichst gechillt bleiben und uns nicht auf die gleiche „Kommunikations- und Erscheinungsweise“ wie die Kinder begeben. Wir sind immer noch ihre Eltern mit Vorbildfunktion. Ansonsten schaukeln sich beide Parteien hoch und höher und es können Eskalationen auftreten, für die man sich später schämt/ ärgert/ unschöne Erinnerungen bei Beiden hinterlassen. In solchen brenzligen Situationen hilft es, die Notbremse zu ziehen und zu sich selbst auch Stopp zu sagen. Man sollte bedenken, ob es wert ist, auf die bestehende Anweisung zu beharren oder lässt sich ein Kompromiss finden. Jedoch immer Nachgeben und alles zulassen ist definitiv keine Daueroption und man erzieht sich einen Tyrannen, einen Egoist. Ja, da hat der Ausspruch seine wahre Begründung: „Kinderkriegen ist kinderleicht, aber Kinder erziehen währt ein Leben lang.“. Und natürlich kommt der Vergleich mit anderen Familien, wo man meint, da liefe alles besser. Doch auch das ist ein Trugschluss. In unserer Geschichte wird aus dem Wunschdenken Tatsache; die Kinder steigen ganz aus Versehen tatsächlich bei anderen Eltern aus. Die kleine Giraffe will mal bei Familie Elefant zu Mittag essen. „Bestimmt schmeckt es da viel besser.“, denkt sie. Und der Elefantenpapa freut sich, weil er denkt, dass mal ein Kind isst, was er gekocht hat. Aber auch dieses Wunschdenken wird bei allen Tauschpartnern nicht erfüllt, dennoch sind es schöne und auch lustige, erfahrungsreiche Nachmittagsstunden. Doch trotzdem… es war wieder an der Zeit! Die Kinder wollten wieder ihre Mamas und Papas zurück und die Mamas und Papas wollten auch wieder ihre Kinder zurück. Denn zusammen klappte bestimmt alles am besten, oder? Als am Abend alle Familien in ihren Wohnungen beieinander saßen, das duftende Abendbrot auf dem Tisch und sich die wohlige Müdigkeit allmählich ausbreitete, da lag hinter Allen ein wunderbarer Eltern-Kinder-Chaos-Tag. So schön und verrückt wie jeder normale Tag. Und etwas Wundersames schwebte über allen… wie ein zarter Hauch: Das Chaos war unendlich, die Liebe aber auch. So wunderbar poetisch lässt die Autorin die liebenswerte Geschichte ausklingen, dass ich es nicht schöner hätte formulieren können. Neuer Tag, neues Glück und Abenteuer und neue Eskapaden…. – damit ist zu rechnen. Das Bilderbuch verdient durchweg meine Höchstachtung, denn es bringt auf den Punkt, was Eltern tagtäglich erleben und womit sie umgehen müssen. Warmherzig und in entsprechendem Wortlaut von Kindern/ Eltern, gespickt mit vielen Adjektiven, liest sich der Inhalt sehr gut verständlich. Die vielen sehenswerten Illustrationen bereichern den Inhalt und verschmelzen gekonnt zu einer Symbiose. Mimik und Gestik sind super erkennbar und haben uns sehr oft zum Lachen gebracht. Da möchte das Faultierkind beispielsweise gerne mal schlafen, wo es möchte. Aber die Kroko-mama freut sich mal auf ein Kind, mit dem sie Wasserski fahren kann. Während sie auf dem Wasser ihre Talente ausprobiert, duselt das Faultier Kind dahin. Und die Faultier Mama möchte mal gerne ohne schlafendes Kind einkaufen gegen, aber mit dem wuseligen Verhalten des kleinen Pinguins hatte sie wahrscheinlich auch nicht gerechnet. Diese und viele andere Szenen sind sehr schön anzusehen und laden auch zum wiederholten Betrachten und Entdecken ein. Viele liebenswerte Details lassen sich finden. Die Illustrationen haben auch Aufforderungscharakter zum Erzählen und fördern damit die Sprache, die Vorstellungskraft, den Bezug zu eigenem Verhalten. Auf manchen Bildseiten sind szenische Unterteilungen von Familien. Der Witz und die Komik, die Wut, die Fassungslosigkeit u.v.m, all das spiegelt sich präzise in den farbenfrohen Bildern wider. Die Tiere sind gut erkennbar, aber wirken durch die tragende Kleidung auch halb vermenschlicht. Das hat zwei Vorteile. Zum einen trägt es zur besseren Identifikation mit den Familien bei, zum anderen sind es aber immer noch Tiere. Wir brauchen uns nicht bloßgestellt oder angegriffen fühlen. Die Vielfalt an Tier Familien und die Unterschiedlichkeit von brenzligen Situationen steht auch in Bezug zu den vielen menschlichen Rassen und ihren Problematiken. Die Geschichte hat für mich auch Bezüge zu Parabeln. Oftmals wünschen wir uns etwas, was wir nicht haben, um dann feststellen zu müssen, dass es vorher doch besser war. Das Buch ist sehr empfehlenswert und sollte in jeder Familie beheimatet sein. Ein großes Lob an beide Künstlerinnen.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von WS; Landesstelle: Thüringen.
Veröffentlicht am 20.03.2023