Mit dem weißen Raben durch die Zeit

Autor*in
Schultze-Zeu, Dieter
ISBN
978-3-8280-2781-7
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Richter, Th. H.
Seitenanzahl
176
Verlag
Frieling
Gattung
Ort
Berlin
Jahr
2009
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
12,50 €
Bewertung
nicht empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Im Jahre 2042 begibt sich der zwölfjährige David mit seinen Freunden auf eine Zeitreise außerhalb des uns bekannten Sonnensystems und in das Jahr 2542. Behilflich ist ihm dabei ein weißer Zauber-Rabe, der seinem Vater einst schon dazu verholfen hatte, eine Zeitreise in das Ägypten der Vergangenheit (1542) zu machen. Die Romanfiguren bewegen sich wie selbstverständlich durch Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft und stellen dabei Naturgesetze und bisheriges Wissen über die Welt auf den Kopf.

Beurteilungstext

Im Jahre 2042 ist die heutzutage vielfach diskutierte drohende Klimakatastrophe Realität geworden. In vielen Teilen der Welt gibt es nur noch unfruchtbare Salzsteppen. Und unzählige Dörfer und Städte wurden überflutet oder durch Tsunamis und Hurrikans verwüstet. Commander Liam D., Offizier und Chefpilot einer intergalaktischen Raumflotte, besucht im radioaktiv verseuchten Sydney sein verlassenes Geburtshaus. Er und sein ihn begleitender Sohn David tragen Schutzanzüge aus strahlenresistenten Fasern. Der Vater erzählt seinem Sohn Abenteuer aus seiner Jugendzeit. U.a. geht es um das sogenannte R-Team und einen weißen Raben, der sprechen kann. Außerdem erzählt er von verschollenen Freunden, ägyptischen Flaschenmonstern in einer rätselhaften vergangenen Zeit, die mittels Zauberkraft und Zeitreisentechnik trotzdem noch einmal Wirklichkeit werden und um den Besuch im Monsterland und dessen Müllprobleme.

In späteren Kapiteln erlebt der Sohn ganz ähnliche Abenteuer, diesmal jedoch 500 Jahre später in der Zukunft. Dies wird möglich, weil der geheimnisvolle Zauberrabe wieder auftaucht, die Zeit für Erdbewohner anhalten kann und dafür sorgt, dass David mit seinen Freunden auf einer künstlichen Weltrauminsel außerhalb unseres Sonnensystems landen kann und dort den verschollenen Freund des Vaters findet.

Der Autor, Jahrgang 1934, hat als Bergmann, Strafrichter und Rechtsanwalt seinen Lebensunterhalt verdient, bevor er als begeisterter Großvater beschloss, Phantasieabenteuer für junge Leser ab 10 Jahren zu schreiben. In der Autorenbiographie heißt es: "Auf die Frage, weshalb er den Bericht des R-Teams niedergeschrieben habe, gab er zur Antwort: ‚Ich wollte jungen Menschen zeigen, wie wichtig Freundschaft ist und dass alle Erdbewohner aufeinander angewiesen sind und deshalb respektvoll mit einander umgehen müssen.'"

Möglicherweise hat Dieter Schultze-Zeu seinen Enkeln schon Aufzeichnungen seines Manuskripts vorgelesen und sie haben viele Einzelheiten als spannend und ereignisreich empfunden. Einem Großvater hört man ja schließlich gerne zu, wenn er aus seinem Leben erzählt. In den 14 Kapiteln der gedruckten Fassung dieses dreiteiligen Science-Fiction-Abenteuers allerdings werden sich Leser schnell erschlagen fühlen und ermüden: eine Unmenge an Assoziationen kennzeichnet den Stil und die Bezüge zur realen Kinder- und Erwachsenenwelt im Spiegel zur eingebauten Vergangenheit und ersponnenen Zukunft wirken oft allzu bemüht.

Der Autor wählt zwar eine sehr verständliche Sprache und wohltuend kurze Sätze, aber die Geschichte ist nicht bis zum Ende durchkomponiert. Das Titelbild ist gestalterisch noch das Gelungenste. Es zeigt den weißen Raben mit roten Beinen und einem Zauberhut auf dem Kopf, der auf seinem Rücken einen Jungen trägt hin zu den ebenfalls abgebildeten Monstern, Klonen und Weltraumstationen. Da kann der 175 Seiten lange Text letztendlich nicht mithalten; der Autor verwendet und addiert einfach alles, was ihm im Zusammenhang mit seinem Schreibmotiv (siehe letzter Absatz) irgendwie in den Sinn gekommen ist, ohne es auszubalancieren.
Eine Geschichte, in der so unterschiedliche Dinge, Orte und Personen vorkommen wie: Spione des griechischen Sonnengottes Apollon, die Arche Noah, ein Flaschengeist aus 1000 und einer Nacht, Michael Gorbatschow (mit einem nicht ausgewiesenen Zitat), Lucifer, Graf Dracula, Blofeld (wohl der aus den James-Bond-Filmen), Lord Voldemort, Vögel, wie in dem gleichnamigen Film von Hitchcock, Geheimdienst CIA, Parteien, Moskau (Ersatzteillager für Organe und Körperteile), (unglaubhafte) Märchenbegriffe als Code-Worte und Floppy-Discs als Speichermedien in einer mega-digitalisierten Welt, 1000-fache Lichtgeschwindigkeit, usw.usw., ist beileibe keine empfehlenswerte Geschichte!
Da hilft auch nicht der Satz im sogenannten Nachtrag: "Ich (gemeint ist der Vater des kleinen David) werde in die Zukunft eingreifen, indem ich die Gegenwart verändere". Schön, wenn Kinder dieser Welt so ein Ziel hätten. Dieses Buch schafft es leider nicht!!

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von nb.
Veröffentlicht am 01.01.2010